Strategien gegen das digitale Vergessen

 

erstellt am
24. 10. 19
13:00 MEZ

Salzburg ist für zwei Tage Zentrum der Archivare aus Europa / Interview mit Landesarchivdirektor Oskar Dohle
Salzburg (lk) - Ein Text in Stein oder auf Pergament kann Jahrhunderte überdauern. Doch wie sieht es aber mit der digitalen Informationsflut aus? „Archive stehen im 21. Jahrhundert völlig neuen Herausforderungen gegenüber: Eine unüberschaubare Menge an Daten, die wegen des rasanten technologischen Wandels innerhalb von wenigen Jahren nicht mehr abrufbar sein kann. Hier braucht es Profis, die wissen, was an Wertvollem ausgewählt und wie es für künftige Generationen bewahrt werden kann“, schickte Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf den Teilnehmern des 40. österreichischen Archivtags bei der Eröffnung mit auf den Weg.

Zwei Tage lang ist Salzburg das Mekka der österreichischen Archivare. Ebenfalls vertreten ist das angrenzende Ausland: Verbände aus der Schweiz, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Slowakei und Deutschland nehmen am Archivtag teil, der sich schwerpunktmäßig mit Fragen zum elektronischen Akt und zur Digitalisierung auseinandersetzt. Oskar Dohle und sein Team vom Salzburger Landesarchiv haben die Großveranstaltung, die alle zwei Jahre in einem anderen Bundesland stattfindet, mit rund 150 Teilnehmern gemeinsam mit dem Verband Österreichischer Archivarinnen und Archivare (VÖA) organisiert. Mit ihm hat Stefan Mayer vom Landes-Medienzentrum (LMZ) über die Herausforderungen des Bewahrens im digitalen Zeitalter gesprochen.

LMZ: Ist es heute dank Technik leichter als früher, Wissen zu bewahren?

Dohle: Auf den ersten Blick ja, weil durch die elektronische Speicherung künftig der Platzbedarf in den Archivdepots weniger werden könnte. Allerdings ist die langfristige Aufbewahrung aufgrund der Technik schwieriger, weil sich Speichermedien oder Software ändern und weiterentwickeln werden.

LMZ: Wie wird bestimmt, welche Informationen behalten werden?

Dohle: Verwaltungsschriften sind aus Gründen der Rechtssicherheit aufzubewahren. Darüber hinaus zählen die kulturelle und historische Bedeutung im Sinne einer langfristigen Überlieferung.

LMZ: Gibt es unter Archivaren aus verschiedenen Ländern einheitliche Vorgehensweisen oder macht jeder, wie er es für richtig hält?

Dohle: Genau wegen dieser Herausforderungen gibt es einheitliche wissenschaftliche Grundsätze für die Überlieferungsbildung, in der technischen Umsetzung bestehen regional und national aber Unterschiede. Deshalb ist ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch wie hier in Salzburg so wichtig.

LMZ: Wie sieht ein optimaler Archivbestand im 21. Jahrhundert aus, und wie lange hat die Nachwelt etwas davon?

Dohle: Die Aufbewahrung muss unabhängig von den Materialen unbegrenzt möglich sein. Durchsetzen werden sich auf lange Sicht überwiegend digitale Formate. Ob Papier oder Bytes – jeder Archivbestand ist gleichberechtigt zu bewerten.

 

 

 

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