"Demokratie ist viel breiter zu
 sehen als wir immer meinen"

 

erstellt am
22. 10. 19
13:00 MEZ

Styria Media Group, Kleine Zeitung und die „Presse“ verliehen im Jüdischen Museum in Wien den ersten Fritz-Csoklich-Demokratiepreis an Künstler Arik Brauer
Graz/Wien (styria) - „Arik Brauer ist ein begnadeter Erzähler, aus allem kann er eine Geschichte machen und tut es auch – ob mit Worten in seinen Liedern, ob in Bildern mit seiner Kunst“, zitierte Jury-Mitglied Helga Rabl-Stadler am 21. Oktober anlässlich der Preisverleihung des 1. Fritz-Csoklich-Demokratiepreises im Jüdischen Museum aus der Begründung der hochkarätig besetzten Jury. Fritz Csoklich war langjähriger Chefredakteur der Kleinen Zeitung und wäre heuer 90 Jahre alt geworden.

Laudator Heinz Fischer, Bundespräsident a. D. und langjähriger Freund Arik Brauers sowie auch Fritz Csoklichs, betonte: „Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein und haben doch so vieles gemeinsam. Die Idee, einen Fritz-Csoklich-Preis zu stiften, ist großartig, und genauso klug und gerecht ist es, diesen Preis an Arik Brauer zu vergeben. Beide – Fritz Csoklich und Arik Brauer – gelten als Stützen der Demokratie und Menschenwürde.“

„Ich finde es wichtig, dass man begreift, dass die Kunst in der Politik eine Bedeutung haben kann und haben muss“, so Arik Brauer, erstmals mit einem politischen Preis bedacht. „In Wirklichkeit ist es auch ein Preis für Kunst als solche, eine Bestätigung, dass Kunst imstande ist, die Politik und die Gesellschaft zu beeinflussen. Ich bekomme diesen Preis mit großer Freude, mit großem Stolz – und dafür bin ich unendlich dankbar.“

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hob die Wertigkeit der Demokratie als Haltung hervor, „die nicht nur die Politik, sondern alle Österreicher angehen sollte. Sie ist viel breiter zu sehen als wir immer meinen“. An Arik Brauer gewandt sagte Sobotka: „Ihre Reden und Arbeiten haben immer wieder zur Diskussion herausgefordert – und das ist Demokratie.“

Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair betonte im Gespräch mit Moderatorin und „Die Furche“-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl die Bedeutung von Demokratie und Medien: „Unabhängige Medien sind eine Grundlage für Demokratie und Pluralismus und haben eine große Verantwortung, diese Zeit als Anker zu begleiten. Als geistige Basis, wie sie Fritz Csoklich stets ohne Rücksicht auf den jeweiligen Zeitgeist vertreten hat.“ Auch Kleine-Zeitung-Chefredakteur Hubert Patterer hob die Bedeutung und Persönlichkeit Csoklichs hervor, „die kämpferische Freiheitsliebe, sein Lebensthema, nach außen wie nach innen, die Hingabe, mit der er die Verständigung zwischen den unterschiedlichen geistigen Strömungen der Zeit suchte und vorantrieb, sein homerisches Ganzkörper-Lachen und seine dünkelfreie Idee einer Massenzeitung mit geistigem Profil. Gegen diesen vermeintlichen Widerspruch schreiben wir an, auch in seinem Namen“. Rainer Nowak, Chefredakteur der „Presse“, betonte bei der Preisverleihung auch die Rolle und Aufgabe der Medien in einer funktionierenden Demokratie: „Es ist das Einordnen, das Kuratieren, das Erklären und Dinge in einen Kontext zu stellen.“

Musikalisch umrahmt wurde der stimmige Abend im Jüdischen Museum von Timna Brauer und Jasmin Meiri-Brauer. Der Fritz-Csoklich-Demokratiepreis wurde 2019 von Künstlerin und Kalligrafin Claudia Dzengel gestaltet und wird von nun an jährlich vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Über den Fritz-Csoklich-Demokratiepreis: Der Preis richtet sich an in- und ausländische Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion und Publizistik. Die Preisträger müssen vor dem Hintergrund der wachsenden gesellschaftlichen Polarisierung, der loser werdenden gesellschaftlichen Klammern, der schwieriger werdenden Verständigung, des Zweifelns am Projekt Europa und der wachsenden Nationalismen dazu beitragen, diese Entwicklungen ins Positive zu verändern. Sodass Gegensätze überwunden, physische und geistige Grenzen durchbrochen und damit die Demokratie im Inneren und das Verständnis für das Projekt Europa gestärkt werden.

 

 

 

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