Wissenschaft und Technik
der Woche vom 22. 01. bis 28. 01. 2002

   
Umweltfreundliche Schilfverwertung auf dem Prüfstand
Neue Erntetechnik als Schlüssel für zielführende Nutzung
Eisenstadt (blms) - Von der auf der österreichischen Seite des Neusiedler Sees gelegenen, rund 100 km2 großen, Schilffläche des Neusiedler Sees, werden heute nur mehr etwa 1.000 ha bzw. 10 % genutzt. Von 7 Privatbetrieben wird ausschließlich einjähriges Qualitätsschilf, für das am Markt stabile Absätze und Preise erzielt werden können, geschnitten und als Material zur Dachdeckung bzw. Matten- und Plattenproduktion verwendet. Dagegen bleibt mehrjähriges Schilf derzeit, aufgrund zu hoher Erntekosten und, daraus resultierend, aus fehlender Nachfrage, von der Nutzung ausgeschlossen. Dadurch vergrößern sich die Altschilfbestände laufend und die Funktion der wichtige „Wasser-Reinigungsleistung“ des Schilfgürtels nimmt ab.
Angesichts dieser Entwicklung wurde im Rahmen des Sonderprogramms Neusiedler See in den Jahren 1998/1999 ein Forschungsprojekt durchgeführt, worin mittels modernster Satellitentechnik in einem ersten Schritt die vorhandenen Schilfflächen und -mengen sowie deren Altersstruktur erhoben wurden. Als Ergebnis wurde eine zusätzlich nutzbare Altschilffläche von rund 4.900 ha festgestellt, von der mit einem geeigneten, schlagkräftigen Erntegerät, mit einem entsprechenden Flächenmanagement und unter Einhaltung der Naturschutzauflagen, rund 60.000 t Schilf gewonnen werden könnten. Eine ebenfalls im Rahmen dieser Studie durchgeführte Sichtung der weltweit am Markt befindlichen Erntemaschinen ergab allerdings, dass keine davon für den Einsatz am Neusiedler See geeignet ist.
Landesrat Rittsteuer: „Im Vorjahr wurde deshalb ein Pilotprojekt gestartet, in dem, in Kooperation mit dem renommierten englischen Luftkissenboothersteller Hoovercraft und den burgenländischen Schilfschneidern, eine Erntemaschine für einen kostengünstigeren Schilfschnitt entwickelt werden soll. Dabei werden nach Abschluss der planerischen Vorarbeiten im Februar dieses Jahres die ersten ,Gehversuche’ mit einem Luftkissenfahrzeug am Neusiedler See gemacht werden.“
Die Finanzierung dieser schwierigen und zeitaufwendigen Forschungsarbeit wurde durch eine Erhöhung der Budgetmittel für das Sonderprogramm Neusiedler See von € 218.000 auf € 327.000 abgesichert. Sollte bei der Entwicklung einer zielführenden und kostengünstigen Erntetechnik der Durchbruch gelingen, gibt es für das Schilf eine Reihe von umweltfreundlichen Verwertungsmöglichkeiten.
Versuchsergebnisse im Stroh-Fernheizwerk Leithaprodersdorf haben gezeigt, dass die bereits am Markt befindliche Verbrennungstechnik für Stroh, mit geringen Adaptierungen, auch für Schilf geeignet ist. In einer derzeit in Ausarbeitung befindlichen Studie werden deshalb konkrete praktische Umsetzungsmöglichkeiten einer Schilfverbrennung zur Energiegewinnung ausgelotet. Dabei zeigt sich schon jetzt, dass eine Kraft-Wärme-Koppelungsanlage zur Wärme- und Stromgewinnung nur in einer größeren Dimension wirtschaftlich ist. Als naheliegender erster Realisierungsschritt erscheint deshalb eine reine Fernwärmeanlage in Seenähe sinnvoll. Bei der Umsetzung seien deshalb, so Landesrat Rittsteuer, die Gemeinden um den See besonders gefordert. Sobald die Abschlussergebnisse der Studie vorliegen, werde er die Gemeinden diesbezüglich informieren.
Neben der thermischen Nutzung ergeben sich auch in vielen anderen Bereichen Möglichkeiten einer umweltfreundlichen Schilfverwertung. Namhafte Firmen der Bau- und Dämmstoffindustrie haben bereits Interesse an einer Weiterverarbeitung des Schilfes angemeldet. So würde der Bedarf der Fa. Homogen nach Schilf zu Strohkosten bis zu 20.000 t jährlich betragen. Großes Interesse, Schilfprodukte herzustellen, besteht auch beim Hanfverarbeiter BioInnova in Heiligenkreutz. In einem Interrreg-Projekt der HAK Neusiedl am See soll in Zusammenarbeit mit einer Firma eine Bauplatte aus Schilf entwickelt werden.
„Sollte die Entwicklung der Schilferntemaschine gelingen, ergeben sich natürlich auch in der Gewinnung von Qualitätsschilf für Dacheindeckungen und Schilfmatten neue Erweiterungsmöglichkeiten. Bei entsprechendem Absatz könnte die Qualitätsschilffläche auf 2.000 bis 3.000 ha ausgeweitet und die Region um den Neusiedler See als ein Kompetenzzentrum für umweltfreundliche Schilfverwertung etabliert werden“, betonte der Naturschutzreferent abschließend.

 
Laser erobert Stahlproduktion
Wirtschaftlichkeit in der Stahlherstellung wird gesteigert
Linz (idw) - Ein am Institut für Experimentalphysik/Angewandte Physik der Johannes Kepler Universität Linz entwickeltes Gerät ermöglicht die kontinuierliche Bestimmung der chemischen Zusammensetzung und der Temperatur von Metallschmelzen, insbesondere auch von Stahl. Da dieses Gerät ohne Unterbrechung des Stahlherstellungsprozesses eingesetzt werden kann, wird die Wirtschaftlichkeit in der Stahlherstellung dadurch wesentlich gesteigert werden.
Das Messprinzip dieses Geräts, das berührungslos arbeitet und für eine komplette chemische Analyse inklusive Temperaturmessung lediglich einige Sekunden benötigt, basiert auf einem Laser. Winzige Mengen der Stahlschmelze werden "verdampft", auf Grund der extrem hohen Temperatur entsteht ein sogenanntes Plasma, durch das sozusagen ein "Fingerprint" der Schmelze ermittelt werden kann: Wie ist das Stahlbad zusammengesetzt, wie ist die Konzentration der einzelnen Elemente in der Stahlschmelze? Darüber hinaus lässt sich über die elektromagnetische Strahlung des flüssigen Stahls, quasi über dessen "Farbe", die Temperatur der Schmelze messen.
Das Gerät wurde im Rahmen einer Doktorarbeit von DI Johann Gruber zusammen mit Dr. Norbert Ramaseder von der VOEST-ALPINE Industrieanlagenbau GmbH&Co unter Mitwirkung von Dr. Johannes Heitz und o.Univ.Prof. Dr. Dieter Bäuerle entwickelt.

 
Kinobesucher, was willst Du?
Laufend eröffnen neue Kinokomplexe, gleichzeitig leiden kleinere Lichtspielhäuser teilweise unter massivem Zuschauermangel, manche sind sogar vom Zusperren bedroht. Angebot an Sitzplätzen und Konkurrenz steigen ständig. Doch wie sieht eigentlich die Nachfrageseite am Wiener Kinomarkt aus? Was wollen die Kinobesucher? Einen bestimmten Film sehen, oder Unterhaltung, Zerstreuung mit einem Film als zusätzliches Zuckerl? Antworten darauf suchte Frau Mag. Elisabeth Hammer im Rahmen ihrer Diplomarbeit am Institut für Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien. Nun präsentierte sie Kernergebnisse ihrer Kinobesucherbefragung vor einem sehr interessierten Publikum aus Kinofachleuten, Wissenschaftern und Studierenden an der Wirtschaftsuniversität Wien und hat sie auch dem Österreich Journal zu Veröffentlichung überlassen. weiter >

 
Neues Studienmodul für Pädagogik in Vorarlberg
Kooperation mit Universität Innsbruck wird ausgeweitet
Lochau (vlk) - Ab kommendem März startet Schloss Hofen einen neuen berufsbegleitenden Lehrgang "Grundlagen der Human- und Sozialwissenschaften". Die Vorlesungen und Seminare dieses Lehrgangs können erstmals auf ein Studium der Erziehungswissenschaften angerechnet werden. Am Mittwoch, 30. Januar 2002 findet um 19.30 Uhr in Schloss Hofen ein Informationsabend statt.
Seit über 15 Jahren bietet Schloss Hofen in Kooperation mit der Universität Innsbruck Universitäts- und Hochschullehrgänge vor allem im Bereich der Wirtschaftswissenschaften an. Mit einem neuen Studienprogramm im Bereich der Human- und Sozialwissenschaften soll ein weiterer Schwerpunkt in der Kooperation gesetzt werden.
Dieses dreisemestrige Programm, das berufsbegleitend angeboten wird, richtet sich an Personen mit Matura oder Studienberechtigungsprüfung, die das Pädagogik-Studium oder fachverwandte Studienrichtungen absolvieren wollen. Die Inhalte des Lehrgangs, die eng an den Studienplan für Erziehungswissenschaften angelehnt sind, decken bis zu einem Viertel der Vorlesungen und Seminare der Pädagogik ab und sind auf ein ordentliches Studium anrechenbar. Inhaltlich geht es dabei vor allem um eine systematische Auseinandersetzung mit den zentralen sozialwissenschaftlichen Theorien und Konzepten.
Wissenschaftlicher Leiter des neuen Lehrgangs ist A.o. Univ.-Prof. Josef Christian Aigner vom Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck. Als Vorsitzender der Studienkommission ist ihm die Verbesserung der Studienbedingungen für berufstätige Studierende aus Vorarlberg ein besonderes Anliegen. Professor Aigner: "Die Einrichtung dieses Lehrgangs kommt vor allen jenen entgegen, die aus beruflichen und familiären Gründen ein Präsenzstudium in Innsbruck nur unter erschwerten Bedingungen wahrnehmen können."
Zusammen mit dem bereits bestehenden Lehrgang "Grundlagen der Psychotherapie", der auch das psychotherapeutische Propädeutikum abdeckt, besteht nunmehr die Möglichkeit, 80 Prozent des Pädagogik-Studiums in Schloss Hofen zu absolvieren. Das bestehende Angebot wird vor allem von Personen mit einer pädagogischen Grundausbildung und von Sozialarbeitern nachgefragt. Aigner: "Auch für Studierende des Euro-Studienzentrums Bregenz bestehen breite gegenseitige
Anrechnungsmöglichkeiten."
Informationen zum neuen Lehrgang "Grundlagen der Human- und Sozialwissenschaften" erhalten Interessenten beim Informationsabend in Schloss Hofen oder telefonisch unter der Nummer ++43 / (0)5574 / 4930-114 bzw. per Mail gesundheit@schlosshofen.at.

 
Flachleiter und flexible Leiterplatten statt Kabelsalat im Auto
Eisenstadt (pte) - Das Burgenländische Unternehmen I & T Innovation & Technology AG hat sich dem enorm gestiegenen Elektronikeinsatz im Auto angenommen und gewichts- bzw. raumsparende Flachleiter (Flat Flexible Cable oder FFC) sowie flexible Leiterplatten (Flexible Printed Circuit oder FPC) für die Automobilelektronik entwickelt. Im Gewerbezentrum Ost in Siegendorf wurden bereits die ersten Produktionsstraßen errichtet. Im Juni 2001 hat I & T mit dem Münchener Engineering-Dienstleister IMV AUTOMOTIVE einen Kooperationsvertag zur Entwicklung, Markterschließung und zum Vertrieb von Flachleitertechnologien geschlossen. I & T geht als burgenländischer Beitrag für den Innovationsstaatspreis 2001 ins Rennen.
Unter FFC versteht man einen mit Kunststoff umgebenen Leiter. Im Vergleich zum herkömmlichen Kabel zeichnen sich Leiterbahnfolien durch hohe Raum- und Gewichtsreduktion aus. Kostenvorteile ergeben sich durch die Verringerung des Montageaufwands, den niedrigen Rohstoffbedarf und die 100-prozentige Recyclebarkeit. Die stromführenden Leiter selbst können in der kraftfahrzeuginternen Kommunikation eingesetzt werde. Sie ermöglichen Übertragungsgeschwindigkeiten von mehr als 250 kb pro Sekunde und sind busfähig. FPC stellen eine Weiterentwicklung der Leiterplatten dar. FPCs werden hohen mechanischen Anforderungen gerecht und können Raumvorgaben von Karosserie, Bordnetz oder anderen Anwendungen leichter angepasst werden als "normale" Leiterplatten. Sowohl FCP als auch FFC kommen bereits im PC- und Elektronikbereich zur Anwendung. In den nächsten zehn Jahren sollen sie einen Großteil der herkömmlichen Kabel und Platinen im PKW ersetzen. Bisher haben hohe Produktionskosten und geringe Belastbarkeit den Einsatz im Automobilbereich ausgeschlossen.
I & T plant bis zum Jahr 2005 insgesamt 9,8 Mio. Euro (135 Mio. Schilling) in den weiteren Ausbau der Produktion zu investieren. Der Personalstand soll von derzeit 46 auf 90 Mitarbeiter an den Standorten Eisenstadt, Siegendorf und Ditzingen (Deutschland) aufgestockt werden. Voraussichtlich 2005 will die Gesellschaft an der Börse notieren, der Börsenplatz steht noch nicht fest. 2002 rechnet I & T mit einem Umsatz von rund 7 Mio. Euro, mit einer Steigerung auf 8,5 Mio. Euro. im Jahr 2003 und 21 Mio. Euro 2004.

 

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