Zwei Drittel der Nationalparkbäche noch im Naturzustand
Ökomorphologische Zustandserhebung als Basis für geplantes Gewässermonitoring und andere Projekte
Salzburg (lk) - Rund zwei Drittel von 15 untersuchten Bachläufen im Nationalpark Hohe Tauern sind noch in ihrem natürlichen bzw. einem weitgehend natürlichen Zustand. Dies gilt speziell für den Arventalbach in Osttirol und den Untersulzbach in Salzburg. Völlig ungestört ist der Wangenitzbach (Kärnten), der noch durch keine einzige Baumaßnahme gestört ist. Dies geht unter anderem aus einer Ökomorphologischen Zustandserhebung an ausgewählten Fließgewässern im Nationalpark Hohe Tauern hervor, die von Leopold Füreder, Sabine Bühler, Kathrin Amprosi, Christian Vacha und Claude M. E. Hansen vom Institut für Zoologie und Limnologie der Universität Innsbruck durchgeführt wurde und auf deren wichtigste Ergebnisse in der jüngsten Nummer der Naturschutz-Informationsschrift des Landes „NaturLand Salzburg" eingegangen wird. Die 15 Bäche mit einer Länge von insgesamt 114 Bachkilometern wurden jeweils von der Nationalparkaußengrenze beginnend entgegen der Fließrichtung taleinwärts kartiert und nach ihrem ökomorphologischen Zustand bewertet.

Etwas mehr als ein Fünftel der untersuchten Bachabschnitte ist dagegen, so die Autor/innen, geringfügig durch menschliche Eingriffe beeinträchtigt. Häufig befinden sich Ufersicherungen in der Nähe von Almen, Fahrstraßen oder Siedlungen. So weise beispielsweise die Krimmler Ache wegen der starken almwirtschaftlichen Nutzung des Hochtales auf zwei Dritteln der untersuchten Fließstrecke solche Ufersicherungen auf. Bei elf Prozent der untersuchten Bachläufe sind die Uferböschungen häufig bzw. durchgehend verbaut. Meist ist damit der Verlauf des Baches verändert und dieser in ein künstliches Bett mit monotonen Böschungen gezwängt. Das gilt etwa für den Obersulzbach, den Habach und die Krimmler Ache in Salzburg oder den Gschlößbach in Osttirol, die jeweils rund zu einem Fünftel solche wesentlichen Beeinträchtigungen durch den Menschen aufweisen. 1,6 Prozent der untersuchten Bachläufe sind massiv verbaut. Betroffen sind je ein Abschnitt des Gschlößbaches sowie der Mündungsabschnitt des Rainbaches (Salzburg). Vom ursprünglichen Gewässertyp ist an diesen Bachstrecken – sie liegen in Almgebieten bzw. teilweise in einem Siedlungsgebiet – nichts mehr zu erkennen.

Die Daten zu den ökologischen Systemeigenschaften von Hochgebirgsbächen sind für die Praxis in vieler Hinsicht wichtig. Beispielsweise werden sie zur Umsetzung der 1999 von der Europäischen Kommission erlassenen Wasser-Rahmenrichtlinie benötigt. Diese sieht als Grundlage für alle wasserwirtschaftlichen Planungen einen Vergleich des aktuellen Zustands eines bestimmten Gewässers mit dem gewässertypspezifischen natürlichen Zustand vor. Speziell für den Nationalpark Hohe Tauern liegen nun in Form von Übersichtskarten, Datenbanken und Auswertungen jene Grundlagen vor, die für das geplante Gewässermonitoring oder andere Projekte benötigt werden, heißt es in dem Bericht in „NaturLand Salzburg" über diese Untersuchung.
 
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