Schloss Tirol: geologische, mineralogische und materialwissenschaftliche Untersuchungen
Bozen (lpa) - Schloss Tirol, die Symbolburg Gesamttirols, wird derzeit nicht nur restauriert, sondern auch untersucht und wissenschaftlich erforscht. Die Ergebnisse dieser Bauforschung werden in einer Publikationsreihe veröffentlicht. Das zweite Heft dieser Reihe, das die geologische, mineralogische und materialwissenschaftliche Untersuchungen betrifft, wurde heute in Meran vorgestellt. Für Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder hob bei der Vorstellung die Bedeutung des Baus für das gesamte Tirol hervor; er erinnerte daran, wie sehr sich das Land um die Zuständigkeiten und um den Besitz des Schlosses bemüht habe und dass sowohl die laufende Restaurierung und die Errichtung des Museums für Zeitgeschichte als auch die Forschung am und um diesen Bau eine Verpflichtung darstellten.

Seit 1999 werden im Schloss Tirol neben den bauhistorischen und archäologischen Forschungen auch mineralogisch-materialwissenschaftliche und geologische Untersuchungen durchgeführt. Diesen Untersuchungen ist das Heft 2 der Reihe "Bauforschung auf Schloss Tirol" gewidmet, das heute Nachmittag in Meran in Anwesenheit zahlreicher Verantwortlicher der Bereiche Kunst, Kultur, Denkmalpflege und Bauwesen vorgestellt wurde.

Die mineralogisch-materialwissenschaftlichen Untersuchungen wurden vom Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck durchgeführt und zeigen, dass Sande und Kiese im Untergrund des Schlosses vor 30.000 bis 10.000 Jahren während der letzten großen Vereisung der Alpen abgelagert wurden. Die für den Schlossbau verwendeten Steine wurden zum Großteil dem natürlichen Bruch- und Rollgestein des Untergrundes entnommen. Nur in der Bauzeit um 1138 dürfte ein Steinbruch in diesem Bereich gezielt genutzt worden sein.

Besonderes Augenmerk wurde im Zuge der Untersuchungen auf die beiden Marmorportale des Schlosses gelegt, deren kunsthistorische Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus reicht. Die Untersuchungen haben wichtige neue Erkenntnisse zur Baugeschichte von Schloss Tirol erbracht: So stellten die Mineralogen unter anderem fest, dass es sich bei den Marmorblöcken der beiden Portalen um Importware handelt, der Marmor soll aus dem Raum Sterzing-Ratschings-Passeiertal und dem Vinschgau (Töll-Laas) kommen. Außerdem konnte am Kapellenportal ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Schloss und der karolingischen Kirche auf dem Vorberg hergestellt werden.

An der Vorstellung im Pavillion des Fleurs, die durch den Direktor des Landesmuseums Schloss Tirol, Siegfried de Rachewiltz, und Landeshauptmann Luis Durnwalder als Museumspräsidenten eröffnet wurde, nahmen unter anderen Peter Mirwald vom Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck, Martin Bitschnau vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und der Ressortdirektor für öffentliche Bauten in der Landesverwaltung, Josef March, teil.

In der Publikationsreihe über die Bauforschung auf Schloss Tirol sind weitere zwei Hefte vorgesehen. Abgeschlossen werden sollen die Untersuchungen 2005 mit einem zusammenfassenden Gesamtwerk. Das Land will für die Bauforschungen insgesamt 1.088.000 Euro ausgeben.
 
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