Gute »Aussichten« für nachhaltige Mobilität in Europas Metropolen
Das EU-Projekt "PROSPECTS" kann dem Verkehrschaos in den Großstädten ein Ende bereiten. Wenn die EntscheidungsträgerInnen mitspielen.
Wien (TU) - Die Organisation der Mobilität in den Metropolen entwickelt sich für die Europäischen Stadtverwaltungen immer mehr zum Alptraum. Obwohl die Option "Nicht-Handeln" immer unannehmbarer wird, mangelt es den Städten an einer geeigneten Anleitung um effektive Strategien zu entwickeln. Verkehrslösungen allein reichen nicht mehr aus. Wenn keine Einbindung in die Raumplanung erfolgt, geht ihr Nutzen schnell durch zunehmende Zersiedlung verloren.

Das Institute for Transport Sudies der Universität Leeds leitete das drei Jahre dauernde Forschungsprojekt PROSPECTS (übersetzt bedeutet das Akronym "Aussichten", in der Langform Procedures for Recommending Optimal Sustainable Planning of European City Transport Systems). Thema war die Frage: Wie können die besten Flächennutzungs- und Verkehrstrategien entwickelt werden? PROSPECTS liefert einen Beitrag zur gemeinsamen Verkehrspolitik der EU. Diese zielt darauf ab, die Umweltauswirkungen der steigenden Autonutzung, des steigenden Autobesitzes und der Dezentralisierung der städtischen Gebiete zu verringern. PROSPECTS wurde von der EU im Rahmen der Key Action "City of Tomorrow and Cultural Heritage" gefördert.

Mithilfe einer Befragung von 60 Europäischen Städten und einer Reihe von Fallstudien (Edinburgh, Helsinki, Madrid, Oslo, Stockholm und Wien) wurden drei Handbücher entwickelt:

1. Das Handbuch für EntscheidungsträgerInnen beschreibt einen logischen Prozess der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Flächennutzungs- und Verkehrsstrategien. Die Hauptadressaten sind PolitikerInnen und alle BürgerInnen, die an der Entwicklung von Strategien mitwirken. Dieses Handbuch ist in den sechs Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Schwedisch) verfügbar.

2. Das Methodenhandbuch gibt PlanerInnen eine detaillierte Anleitung welche Werkzeuge zur Entscheidungsfindung vorhanden sind und wie sie angewendet werden. In jedem Abschnitt wird ein Querbezug zu den entsprechenden Anwendungsgebieten im Handbuch für EntscheidungsträgerInnen hergestellt. Dieses Handbuch ist nur in Englischer Sprache verfügbar.

3. Das Maßnahmenhandbuch gibt eine Anleitung über die Anwendbarkeit einer breiten Palette an Maßnahmen in der Verkehrs- und Raumplanung. Der potentielle Nutzen der Maßnahmen alleine oder in einem Paket wird abgeschätzt. Zielgruppe sind all jene, die in verkehrspolitische Entscheidungen eingebunden sind. Verfügbar ist dieses Handbuch in Form einer internetbasierten Datensammlung namens KonSULT. Diese wird kontinuierlich aktualisiert.

Alle drei Handbücher wurden der Öffentlichkeit im Rahmen einer internationalen Tagung mit 40 WissenschafterInnen aus 20 Ländern am 24. Jänner 2002 an der Technischen Universität (TU) Wien vorgestellt.

Projektkoordinator Professor Tony May: "Die europäischen Städte weisen einen Reichtum an kultureller und geschichtlicher Vielfalt auf. Auch ihre Herangehensweise an die Herausforderungen der Zukunft ist vielfältig. Aber sie sehen sich alle einer gemeinsamen Gefahr gegenüber: der ständigen Zunahme der Verkehrsprobleme. Wir haben unsere Handbücher entworfen, um den Städten bei der Überwindung dieser Bedrohung zu helfen. Unabhängig von der spezifischen Situation können sie mit deren Hilfe auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Lösungen finden und effektiv umsetzen. Wir hoffen, dass sie sich sowohl für PolitikerInnen und PlanerInnen als auch die Öffentlichkeit als nützlich erweisen und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Städte liefern."

Der zuständige Project Officer der EU, Eric Ponthieu: "Städte welche an einer nachhaltigen Entwicklung ihrer Mobilität interessiert waren, fehlte es an Informationen, wie effektive Strategien entwickelt, beurteilt und umgesetzt werden können. Mit den in PROSPECTS entwickelten Handbücher beginnt für europäische Städte eine neue Zeitrechnung: sie können sachlich begründete Entscheidungen treffen und damit den Nutzen für ihre EinwohnerInnen, Betriebe und andere Interessensgruppen optimieren."

Gastgeber der Abschlusstagung war Hermann Knoflacher (TU Wien): "So wie man den Verkehr in den Städten organisiert und über ihn entscheidet, so wird die Stadtentwicklung in Zukunft gestaltet werden. Die zunehmenden Verkehrsprobleme in Europas Städten von heute sind das Ergebnis sehr häufig sektoraler Entscheidungen der Vergangenheit. Um in diesem komplexen System von Verkehr, Stadtwirtschaft und Stadtentwicklung einigermaßen richtige Entscheidungen zu treffen, ist ein Mindestmaß an Systematik und Sachkenntnis erforderlich. Die PROSPECTS-Handbücher konnten nur deshalb entstehen, weil durch die EU-Kommission ein Forschungsprogramm für das für die Zukunft entscheidende Thema Stadtverkehr und Stadtentwicklung gefördert wurde. Im derzeit anlaufenden 6. Rahmenprogramm ist dieser Themenbereich nicht mehr vorgesehen. Ohne Beibehaltung und Förderung einer längerfristigen Forschungsstrategie sind praktische Ergebnisse im Bereich des Verkehrs nicht zu erzielen."

Projektpartner:
* Institute for Transport Studies, University of Leeds, Großbritannien
* Kungl Tekniska Högskolan, Stockholm, Schweden
* Institute of Transport Economics, Oslo, Norwegen
* Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, TU Wien, Österreich
* VTT Building and Transport, Espoo, Finnland
* Universidad Politecnico de Madrid, Spanien
* David Simmonds Consultancy, Cambridge, Großbritannien
* MVA Limited, Woking, Großbritannien
 
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