Wissenschaft und Technik
der Woche vom 19. 02. bis 25. 02. 2002

   
Bessere Web-Sites durch Eye-Tracking
Graz - Das Web Usability Center (WUC) der FH Joanneum in Graz verhilft Firmen mit wissenschaftlichen Methoden zu benutzerfreundlichen Websites. Seit kurzem steht dem WUC dafür auch ein portables Eyetracking-System zur Erfassung von Blickbewegungen auf dem Bildschirm zur Verfügung.
"Blickbewegungen entziehen sich zum Teil der bewussten Kontrolle", erklärt Alexandra Preis, Psychologin am Grazer Web Usability Center. "Deshalb lassen sich mit Eye Tracking-Daten Rückschlüsse auf das Verhalten von Website-Benutzern ziehen, zu denen man mit herkömmlichen Methoden nicht gelangt. So kann man herausfinden, welche Bereiche der Website die Aufmerksamkeit der User auf sich ziehen oder ignoriert werden, und man kann entsprechende Verbesserungen an der Website vornehmen."
Das WebUsability Center der FH Joanneum bietet Consulting für Unternehmen jeder Größe und Branche zum Thema Benutzerfreundlichkeit vor allem von Websites an. Dabei werden international gängige Methoden aus dem Repertoire des Usability Engineering und der Psychologie angewandt. Die Palette reicht von der Experten-Analyse bestehender Sites über die Durchführung von Fokus-Gruppen bis hin zur Analyse der Blickbewegungen von Usern. "Viele Websites sind optisch überladen, schlecht getextet oder irritieren durch übertriebene Animationen und lange Ladezeiten", sagt FH-Lehrer Konrad Baumann, der Projektleiter des WUC. "Die User wollen jedoch ohne langes Suchen zu den gewünschten Informationen gelangen."
Nachdem das WUC in der Aufbauphase zum Beispiel Usability-Tests für das Redesign der Website der FH Joanneum geleistet hat, werden mittlerweile auch Projekte mit externen Unternehmen abgewickelt. Das Leistungspaket des WUC beginnt bei einfachen Analysen von Websites ab rund 1.000 Euro. Dabei bietet das WUC für jeden Komplexitätsgrad maßgeschneiderte Usability-Untersuchungen an.
Das WUC wurde vor rund einem Jahr am Studiengang "Informations-Design" der FH Joanneum in Graz als Forschungsprojekt eingerichtet und wird mit Mitteln der Technologiemilliarde mit rund 125.000 Euro gefördert. "Als innovatives Projekt eines jungen Studienganges ist das Web Usability Center ein Idealfall angewandter Forschung an der Fachhochschule", sagt Martin Pöllinger, der Geschäftsführer FH Joanneum. "Es hat für die FH Joanneum nicht nur wissenschaftlichen, sondern auch kommerziellen und praktischen Nutzen. Zudem freue ich mich als leidgeprüfter Internet-User, dass unser Haus dazu beiträgt, den Informationsfluss des WWW auf wissenschaftlich fundierte Weise zu verbessern."

Weitere Informationen
Mag. Alexandra Preis, Tel. ++43 / (0)316 5453-8624
http://informations-design.fh-joanneum.at

 

Weltneuheit gegen Vorhofflimmern aus Graz
ARC Seibersdorf research-Medizintechnik entwickelt Software für EKG-Geräte
Graz/Seibersdorf (pts) - Der Bereich Medizintechnik von ARC Seibersdorf research hat eine weltweit einzigartige Software für EKG-Geräte zur Früherkennung von bevorstehendem Vorhofflimmern entwickelt. Herz-Patienten und Ärzte bekommen dadurch bessere Therapiemöglichkeiten. Weiters wird die Auswahl von Herzschrittmachern erleichtert und das Risiko für Nachwirkungen chirurgischer Herzeingriffe verringert. Die Universitätsklinik in Graz unterzieht die Software einer Studie, Hersteller von medizinischen Geräten haben bereits jetzt reges Interesse an der Entwicklung.
Vorhofflimmern ist eine ernstzunehmende und relativ häufige Krankheit des Herzens. Es kann plötzlich auftreten und bis zum Schlaganfall und zu Herzversagen führen. Über ein Drittel aller herzrhythmus-bedingten Krankenhauseinweisungen entfallen auf Vorhofflimmern, das sind in Österreich pro Jahr mehrere Tausend Patienten. Mit den zur Zeit eingesetzten Geräten kann Vorhofflimmern jedoch schlecht vorhergesagt werden: Die zur Zeit eingesetzten Langzeit-EKGs haben eine schlechte Empfindlichkeit gegenüber Vorhofflimmern und liefern daher nur sehr ungenaue Diagnosen. Implantierbare Geräte, sogenannte Loop-Recorder, sind zwar qualitativ besser, jedoch extrem teuer. Diese medizintechnischen Probleme erschweren es behandelnden Ärzten, die passende Therapie zu finden.

Vollautomatische EKG-Analyse schafft Abhilfe
Mit der Entwicklung einer speziellen Diagnose-Software für EKG-Geräte hat jetzt ein Forscherteam um Günter Schreier vom Geschäftsfeld Biosignalverarbeitung und Telemonitoring von Seibersdorf research mit Standort in Graz eine Lösung für dieses Problem erarbeitet. Die Software hat gegenüber ähnlichen Entwicklungen in anderen Ländern die höchste Vorhersage-Genauigkeit des Vorhofflimmerns und ist damit in ihrer Art weltweit einzigartig. Mit der Grazer Software konnte der höchste Prozentsatz der richtig diagnostizierten Patienten erreicht werden. Das neue Diagnoseinstrument, technisch gesehen ein Algorithmus, führt eine computerisierte, vollautomatische EKG-Analyse durch. Die Auswertung kann sowohl online, also während der EKG-Aufzeichnung - in Zukunft auch sogar innerhalb eines Herzschrittmachers -, oder offline, das heißt nach der Aufzeichnung, erstellt werden.

Wettbewerbssieger zieht bereits Industrieinteresse auf sich
Die medizintechnische Entwicklung erregte international bereits Aufsehen, so gewann das Grazer Forscherteam um Günter Schreier den internationalen Wettbewerb Computers in Cardiology Challenge 2001". Die Grazer setzten sich damit gegen Universitäten, Forschungsinstitute und Firmen durch, darunter so bekannte Namen wie Harvard-MIT Division of Health Sciences and Technology, Cornell University und Guidant Corporation.
Mehrere internationale Hersteller medizinischer Geräte, wie Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren und Langzeit-EKG-Analysegeräte, haben bereits ihr Interesse an der industriellen Verwertung bekundet.
Vorerst wird die Software in einer klinischen Studie an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universitätsklinik Graz unter der Leitung von Dr. Brigitte Rotman getestet. Diese soll klären, in welchem Ausmaß sich mithilfe der neu entwickelten Methode die Effizienz von Langzeit-EKG-Untersuchungen zur Erkennung von Vorhofflimmern steigern lässt.

Diagnose und Therapie werden stark verbessert
Kardiologen versprechen sich von der neuen Software eine Reihe von Vorteilen für die Diagnose des Vorhofflimmerns und der Abstimmung entsprechender Therapien.

  • So wird das im Langzeit-EKG derzeit nur schlecht erfassbare intermittierende, also zeitweilig aussetzende, Vorhofflimmern leichter erkannt werden, wodurch die
  • Therapie wesentlich früher angesetzt und damit das Schlaganfallrisiko verringert werden kann.
  • Die Auswahl des passenden Herzschrittmachers oder Defibrillatorimplantates mit Präventiv-Funktion gegen Vorhofflimmern wird erleichtert, Komplikationen können vermieden werden.
  • Therapien gegen das Vorhofflimmern können vor herzchirurgischen Eingriffen rechtzeitig ansetzen und somit die Gefahr des postoperativen Vorhofflimmerns, verbunden meist mit einem längerem Intensivaufenthalt des Patienten, stark verringern.

ARC Seibersdorf research forciert Medizintechnik
Der Grazer Standort der ARC Seibersdorf research GmbH, das Geschäftsfeld Biosignalverarbeitung und Telemonitoring, wurde Ende 2000 gegründet, um Günter Schreier und seinem Forscherteam die Möglichkeit zur Entwicklung seiner Software-Idee zu geben.
Mit seinen Standorten in Graz, Wr. Neustadt und Linz verfügt die ARC Seibersdorf research GmbH, größtes Tochterunternehmen der Austrian Research Centers, über breit angelegte Kompetenzen und langjährige Erfahrungen in der Medizin- und Rehabilitationstechnik. Diese Kompetenzen wurden ab Beginn 2002 auch organisatorisch im neuen Geschäftsbereich Medizintechnik gebündelt, um so noch besser den Marktanforderungen gerecht zu werden und dem Gesundheitssystem immer wichtiger werdende medizintechnische Innovationen anbieten zu können.

 
Kultur des Wissen-Teilens
Wien - Wissen schaffen. Unter dem pragmatischen Titel „Wissen schaffen“ steht der 4. Österreichische Wissensmangement-Kongress, der vom 20. bis zum 21. März in Wien stattfindet. Veranstalter ist das Österreichische Controller-Institut. Kongress hat sich in den vergangenen vier Jahren zu der zentralen Veranstaltung zum Thema Wissensmanagement in Österreich entwickelt. Führungskräfte und Wissensmanager aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nutzen diese zwei Tage, um in einen intensiven Erfahrungsaustausch miteinander zu treten und voneinander zu lernen.
Die einmalige Verbindung von neuen Erkenntnissen der Wissenschaft mit den gelebten Erfahrungen der Praxis charakterisiert den erfolgreichen Weg dieses Kongresses.
In diesem Jahr stellt der vierte Österreichische Wissensmanagement-Kongress das Schaffen von neuem Wissen in den Mittelpunkt.

Neues Wissen begründet die Basis für innovative Produkte und Dienstleistungen
Wissen schafft Zukunft: Neues Wissen begründet die Basis für innovative Produkte und Dienstleistungen. Laut einer Studie der Fraunhofer-Gesellschaft in Deutschland ist Wissen bereits heute mit über 60% an der Wertschöpfung deutschsprachiger Unternehmen beteiligt. Neues Wissen schafft damit die zukünftige Grundlage für das Überleben der Organisation. Ein gewichtiger Grund, sich mit dem Kreieren von neuem Wissen in Organisationen auseinander zu setzen.

Kultur des Wissens-Teilen in den Köpfen verankern
„Mit lebenslangem Lernen von Individuen hat dieser Kongress relativ wenig zu tun. Es geht vielmehr darum, zu zeigen, wie das Potenzial der Organisation zu Kreativität und Innovation voll genutzt und weiter gesteigert werden kann. Zahlreiche Praxisbeispiele, die während der beiden Kongresstage vorgestellt werden, beweisen, dass die Techniken und Instrumente der Lernenden Organisation dabei helfen können, Wissensmanagement erfolgreich umzusetzen“, meint Stefan Güldenberg, von der Wirtschaftsuniversität Wien, der konzeptionell für den Kongress mitverantwortlich ist.

 
Infineon entwickelt weltweit ersten Biochip
München (pte) - Der Münchner Chiphersteller Infineon hat den weltweit ersten Biochip mit integrierter Auswerteelektronik entwickelt. Der Chip soll die Analyse von Biomolekülen bedeutend beschleunigen, vereinfachen und verbilligen. Das Unternehmen spricht von einer Revolution in der klinischen Diagnostik. In rund einem Jahr soll der Chip für die Praxis verfügbar sein.
Laut Unternehmen soll es die Neuentwicklung langfristig ermöglichen, vor der Einnahme von Medikamenten zu prüfen, wie ein Patient auf ein bestimmtes Arzneimittel reagiert und die Dosierung angepasst werden muss. Der etwa ein Viertel Quadratzentimeter große Chip enthält hierfür miniaturisierte Probenträger, die bis zu 128 Einzeltests ersetzen sollen. Bisher waren solch detaillierte Ergebnisse nur durch zeit- und kostenintensive Reihenuntersuchungen zu erhalten.
Der Halbleiterproduzent ist derzeit auch in Projekten mit optischem Auswerteverfahren tätig. Erste Biochips mit optischer Auswertung sollen ab Mitte 2002 auf den Markt kommen. Im Gegensatz zu diesen aufwändigen optischen Analysemethoden soll die am Montag präsentierte nächste Generation von Biochips voll elektronisch und daher weitaus effizienter und Zeit sparender arbeiten. Gegenüber optischen Systemen, die komplizierte und aufwändige Auswertungsapparaturen und speziell geschultes Personal benötigen, sind rein elektronische Lösungen einfacher zu bedienen und wesentlich robuster.
"Durch die innovative Weiterentwicklung existierender Halbleitertechnologien wollen wir die medizinische Diagnostik vereinfachen, verbessern, verbilligen und beschleunigen. Mit unserer Kernkompetenz Siliziumtechnik können wir durch neue Produkte neue Anwendungsfelder erschließen", kommentiert Sönke Mehrgardt, Technologie-Vorstand von Infineon.

 
Neue Indisch-Österreichische Partnerschaft in der Kommunikations-Industrie
Schloss Premstätten (pts) - Wipro Technologies und austriamicrosystems haben eine weit reichende Partnerschaft geschlossen. Zweck der Zusammenarbeit ist die Entwicklung und Vermarktung von Funk-Chips mit eingebauten Bluetooth-Funktionen. Der indische Technologiekonzern Wipro steuert sein Fachwissen über Bluetooth-spezifische Schaltkreise für spezielle Kunden- und Branchenlösungen bei. Der steirische Chiphersteller austriamicrosystems baut für Wipro im Gegenzug ASICs (Application Specific Integrated Circuits). Diese wird der indische Technologiekonzern seinen Kunden für spezielle Funklösungen direkt anbieten.
Mit Bluetooth lassen sich nicht nur kleine, lokale Wireless-Netze schaffen, sondern auch mächtige Funklösungen und Spezialanwendungen für unterschiedlichste Branchen. Experten sehen in dem Funkstandard Bluetooth einen äußerst ernst zu nehmenden und vielversprechenden Konkurrenten zu derzeitigen Funkstandards. Denn Bluetooth wird mit jeder Spezifikation leistungsfähiger. Mehr noch: die Lösungen sind extrem preiswert, da die benötigten Chips sehr günstig hergestellt werden können. Um die Produktion und Vermarktung genau solcher Chips geht es in der Partnerschaft zwischen Wipro Technologies aus Bangalore und dem österreichischen Chip-Hersteller austriamicrosystems.
Wipro Technologies realisiert weltweit aufwendige Infrastruktur- und Softwarelösungen für Kunden verschiedenster Branchen. Das indische Unternehmen hilft seinen Kunden dabei, Lösungen sehr schnell zu realisieren, indem es vorab entwickelte und getestete Bausteine einsetzt. Unter anderem hat der Technologiekonzern auch ein profundes Wissen über Funktechnologien und deren Spezial-anpassung für unterschiedlichste Anwendungen angesammelt. Der indische Konzern verfügt schon jetzt über eine breite Palette von Bluetooth-zertifizierten Produkten und Dienstleistungen. Die austriamicrosystems AG wiederum hat langjährige Erfahrung in der Produktion von analogen und digitalen ASICs (Application Specific Integration Circuits) sowie ASSPs (Application Specific Standard Products). austriamicrosystems gehört mittlerweile zu den weltweiten Marktführern bei der Fertigung von kundenspezifischen Schaltkreisen. Das steirische Unternehmen beliefert Industriekunden mit interessanten Speziallösungen, etwa in den Bereichen Automotive und Communication.
Jetzt legen die Spezialisten aus Bangalore (Indien) und Premstätten bei Graz (Österreich) ihr Fachwissen zusammen. austriamicrosystems erschließt sich so den Zugang zu fertigen Bauplänen für neue Schaltkreise, die bereits durch Wipro getestet wurden. So können die Steirer speziell angepasste Bluetooth-Chips sehr viel schneller fertigen als Konkurrenzhersteller, die erst langwierige Entwicklungsarbeit investieren müssen. Auch Wipro profitiert von der neuen Partnerschaft: Weil austriamicrosystems ganz genau die Komponenten liefert, die Wipro für Bluetooth-Integration benötigt, kann Wipro seinen Kunden demnächst Lösungen komplett aus einer Hand bieten. Gemischte Teams aus beiden Unternehmen werden in Zukunft ASICs und ASSPs entwerfen, die dann im neuen austriamic-rosystems-Werk hergestellt werden.
Azim Premji, Chairman des Gesamtkonzerns Wipro Limited, freut sich auf gute Zusammenarbeit im Wachstumsmarkt Bluetooth: "Die austriamicrosystems AG ist führend in ihrem Geschäftsfeld. Deshalb ist die Partnerschaft mit austriamicrosystems ein entscheidender Schritt für Wipro, um das Geschäftsfeld Bluetooth noch weiter voranzutreiben. Durch dieses Bündnis können wir unseren Kunden neue Lösungen mit zusätzlichem Nutzen bieten."
Hans Jörg Kaltenbrunner, Vorstandsvorsitzender der austriamicrosystems sieht das neue High-Tech-Bündnis "als hervorragende Ausgangsbasis, in einem überaus chancenreichen Segment wesentlich schneller den Durchbruch zu schaffen. Die Vernetzung von Know-how und Produktionsressourcen macht beide Unternehmen zweifellos für neue Kundenprojekte interessant. Zumal die austriamicrosystems mit ihrer soeben eröffneten 200mm Waferfabrik und der laufenden Einführung der 0,35µm Prozesse massiv aufrüstet". 

 

°