Arbeitsmarktpolitik  

erstellt am
10. 02. 03

 Strategien gegen die Arbeitslosigkeit 2003
Das AMS rechnet für heuer mit einem leichten Beschäftigungsanstieg und einem weiteren Ansteigen der Arbeitslosigkeit
Wien (ams) - Wie bereits im Vorjahr wird es auch heuer zu einer deutlichen Steigerung des Arbeitskräfteangebots kommen. Die Gründe dafür liegen in der steigenden Erwerbstätigkeit der Frauen und der Hinaufsetzung des Pensionsantrittsalters. Für 2003 prognostizieren die Wirtschaftsforscher eine Zunahme der aktiv Beschäftigten um 0,1 Prozent (WIFO: plus 0,1% oder 4.000) auf 3.067.900. Durch das steigende Arbeitskräfteangebot wird auch die Zahl der Arbeitslosen ansteigen. Für 2003 wird ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um rund 6.000 oder 2,6 % auf rund 237.900 Personen erwartet. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 4,2 % nach EU-Kriterien
oder von 7 % nach nationaler Berechnung.

Fast 692 Millionen Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik
"Um dem Ansteigen der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken, verfolgt das AMS 2003 folgende strategische Ziele: Die Stellenbesetzung erhöhen, die Arbeitslosigkeit verkürzen und die Integration von Benachteiligten in den Arbeitsmarkt fördern", informierte Herbert Buchinger, Vorstandsvorsitzender des Arbeitsmarktservice (AMS). Zur Umsetzung des Arbeitsprogramms steht dem AMS im laufenden Jahr ein Budget von fast 692 Millionen Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung. Davon stammen 80 Millionen Euro aus der Auflösung der Arbeitsmarktrücklage, die für die Umsetzung des Jugendprogramms eingesetzt wird.

Arbeitslosendauer verkürzen, Benachteiligte fördern
Das AMS wird das gesamte arbeitsmarktpolitische Instrumentarium einsetzen, um der steigenden Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Neben der Verkürzung der Arbeitslosendauer durch rasche Vermittlung wird vor allem die Vermittlung von älteren Jobsuchenden und Langzeitbeschäftigungslosen weiter verstärkt. Die Zahl der Frauen, die nach einer berufsspezifischen Aus- oder Weiterbildung wieder in den Arbeitsmarkt eintreten, bleibt mit rund 12.600 auf hohem Niveau. Zudem sollen rund 19.500 Wiedereinsteigerinnen vermittelt werden.

Schwerpunktsprogramm gegen die Jugendarbeitslosigkeit
Im Herbst des Vorjahres wurde mit der Aktion Fixstart ein Schwerpunktsprogramm gegen die Jugendarbeitslosigkeit ins Leben gerufen. Über die Aktion Fixstart können insgesamt rund 9.000 Ausbildungsplätze für Jugendliche geschaffen werden. Von Beginn der Aktion bis Mitte Jänner haben bereits 4.100 Jugendliche von der Aktion profitiert. Davon haben rund 3.500 an den Schulungen und 600 an den Beschäftigungsmaßnahmen des AMS teilgenommen. Zudem fördert das AMS auch heuer wieder Ausbildungslehrgänge für Jugendliche im Rahmen des Jugendausbildungssicherungsgesetzes (JASG). Damit können Jugendliche, die die Schule beendet und keinen Lehrplatz gefunden haben, einen zehnmonatigen Ausbildungslehrgang beginnen. Mitte Jänner waren rund 3.200 Jugendliche in einem der Ausbildungslehrgänge des JASG, zusätzliche Maßnahmen für 700 sind in Vorbereitung.

Qualifizierung gegen Fachkräftemangel und mehr Stellenbesetzungen
Zur Beseitigung des Fachkräftemangels bietet das AMS Schulungen in den nachgefragten Bereichen Gesundheit, Pflege und höherwertige IT-Qualifikationen. Österreichweit werden heuer rund 8.100 Schulungsplätze in diesen Fachgebieten vom AMS zur Verfügung gestellt. "Als ein weiteres Ziel haben wir uns vorgenommen, die Stellenbesetzungen zu erhöhen. 2003 wollen wir insgesamt 259.400 offene Stellen besetzen, das sind um rund 2.000 mehr als im Vorjahr", betonte Buchinger.

Qualitätssicherung der AMS-Dienstleistungen
Die Qualitätssteigerung und -sicherung der AMS-Dienstleistungen ist ein laufender und konsequent durchgeführter Prozess. Mit Ende 2003 werden österreichweit alle regionalen Geschäftsstellen auf das "One-Stop-Shop"-Prinzip umgestellt sein. Die Dienstleistungen werden damit rationell und den Kundenbedürfnissen entsprechend umgesetzt. Die Kundenzufriedenheitsmessung durch Umfragen erfolgt seit mehreren Jahren. Im Vorjahr wurde mit dem "Best of AMS" zum erstenmal ein österreichweiter Wettbewerb unter allen AMS-Geschäftsstellen ausgeschrieben und die kundenfreundlichsten Geschäftsstellen prämiert. Der Wettbewerb "Best of AMS" wird heuer wiederholt. "Bereits im nächsten Jahr werden wir die Kundenzufriedenheit als Messgröße in die Zielsteuerung integrieren. Neben arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben werden wir mit unseren Geschäftsstellen auch quantifizierte Zielgrößen bei der Kundenzufriedenheit vereinbaren", informierte Buchinger.

Ergebnisse der aktiven Arbeitsmarktpolitik 2002
Im Vorjahr gab es ingesamt 3.155.161 Beschäftigungsverhältnisse, um rund 7000 oder 0,2 % mehr als im Jahr 2001. Die Zahl der aktiv Beschäftigten war jedoch rückläufig: Ohne Präsenzdiener und Kindergeld- bzw. KUG-Bezieherinnen lag die Zahl der aktiv Beschäftigten um rund 14.600 oder 0,5 % unter dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Jobsuchenden stieg um 28.500 oder 14 Prozent auf 232.400 Personen. Die nach nationalen Kriterien errechnete Arbeitslosenquote stieg damit um 0,8 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Die nach EU-Kriterien ermittelte Arbeitslosenquote lag bei 4 Prozent.

Mehr als 456.800 Arbeitslose fanden wieder einen Job
"Trotz der schwierigen Arbeitsmarktlage fanden über 456.800 Jobsuchende, um rund 18.400 oder 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr, wieder einen Arbeitsplatz", betonte Herbert Böhm, Vorstandsmitglied des Arbeitsmarktservice (AMS). Fast ein Viertel (24 %) der Jobsuchenden fand bereits innerhalb eines Monats und ein weiteres Viertel (24 %) innerhalb von zwei Monaten wieder einen Arbeitsplatz. Für 20 % der Arbeitslosen dauerte die Jobsuche drei Monate, weitere 24 % waren bis zu sechs Monate lang auf Jobsuche. Rund sieben Prozent fanden innerhalb von sechs bis 12 Monaten einen Job. Für nur knapp ein Prozent der ehemals Arbeitslosen dauerte die Jobsuche länger als ein Jahr.

Mehr Jobs für Frauen, Ältere und Langzeitbeschäftigungslose
Als quantifizierte Zielvorgaben wurde mit den Landesgeschäftsstellen im Vorjahr eine Arbeitsaufnahmequote von rund 53 % bei älteren Jobsuchenden und von rund 38 % bei Langzeitbeschäftigungslosen vereinbart. Trotz der angespannten Arbeitsmarktlage wurde das Ziel bei der Vermittlung Älterer fast zur Gänze (Frauen: 52,2 %, Männer: 52,4 %) und bei der Vermittlung Langzeitbeschäftigungsloser zu knapp 90 Prozent (33,2 %) erreicht. Im Vorjahr fanden knapp 66.000 (2001: 64.700) Ältere und rund 30.000 (2001: 28.900) Langzeitbeschäftigungslose wieder einen Arbeitsplatz. Die Zahl der Arbeitsaufnahmen von Frauen nach einer berufsspezifischen Weiterbildung wurde mehr als erfüllt. Rund 14.600 Frauen (Zielwert: 12.600) haben nach einer Qualifizierung durch das AMS wieder einen Arbeitsplatz gefunden.

257.400 offene Stellen wurden besetzt
Im Vorjahr konnten insgesamt 257.400 offene Stellen (2001: 247.300), die beim AMS gemeldet waren, besetzt werden. Knapp 71 % davon innerhalb eines Monats. Besonders erfolgreich waren die Geschäftsstellen im Burgenland, in Niederösterreich, in Kärnten und Vorarlberg sowie in Tirol und Oberösterreich. "Durch den Ausbau der Selbstbedienungsmöglichkeiten und durch verbesserte Dienstleistungen im Service für Unternehmen versuchen wir, uns noch mehr in die Besetzungsstrategien der Unternehmen einzuschalten", betonte Böhm.

Ziele des Nationalen Aktionsplans fast alle erreicht
Das im Nationalen Aktionsplan für Beschäftigung (NAP) definierte Ziel, den Anteil der Personen, die in die Langzeitarbeitslosigkeit übertreten, bis 2002 zu halbieren, wurde mit einer Übertrittsquote von 3,4 % (1996: 9,0 %) bei den Jugendlichen mehr als erreicht. Bei den Erwachsenen wurde das für 2002 definierte Ziel der Halbierung der Übertritte in die Langzeitarbeitslosigkeit mit einer Quote von 3,5 % (1996: 6,9 %) fast erfüllt. "Auch das NAP-Ziel, den Anteil der Arbeitsuchenden, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen, auf 20 Prozent zu erhöhen, wurde mit 19 Prozent fast erreicht. Angesichts der deutlich gestiegenen Arbeitslosigkeit ist das zweifellos ein Erfolg", so Herbert Böhm.  

 

 Bures: Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit dringlich
"Nicht bloß sondieren und taktieren"
Wien (sk) - Angesichts der am Freitag (07. 02.) veröffentlichten alarmierenden AMS-Prognosen für den Arbeitsmarkt forderte SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures Bundeskanzler Schüssel am Samstag (08. 02.) auf, endlich Maßnahmen gegen die dramatische Lage am Arbeitsmarkt zu setzen, "wie es seiner Verantwortung als Regierungschef entspricht". "Gerade beim ungebremsten Ansteigen der Arbeitslosigkeit zeigt sich, wo es den großen Reformstau gibt", betonte Bures, die kritisierte, dass das Anwachsen der Arbeitslosenrate schließlich als "die krasseste Auswirkung einer verfehlten Wirtschaftspolitik" erkannt werden müsse.

In Anbetracht von - wie das AMS gestern für 2003 prognostiziert hat - 237.900 arbeitslosen Menschen im Jahresschnitt und weiteren 85.000 Menschen, die in Folge der von der ÖVP geplanten Abschaffung der Frühpensionen ohne Arbeit wären, sei das Verhalten der ÖVP verantwortungslos. "Schüssel ist bloß mit taktieren und sondieren beschäftigt. Den Menschen, die keine Arbeit finden und die anstatt in Pension zu gehen, in die ungewollte Arbeitslosigkeit abgeschoben werden sollen, ist es gewiss nicht gleichgültig, dass Schüssel statt effektive Maßnahmen zu setzen, nur Regierungspoker spielt. Mit dieser Untätigkeit in Arbeitsmarkt-Belangen wird die Situation für die Betroffenen nur verschärft", betonte Bures abschließend.
 
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