Das Sacher-Masoch-Festival  

erstellt am
08. 02. 03

Graz (2003) - Das von der Neuen Galerie im Rahmen von Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas konzipierte Projekt "Das Sacher-Masoch-Festival" (26. April - 24. August) behandelt in der Ausstellung "Phantom der Lust. Visionen des Masochismus in der Kunst" sowie in der Veranstaltungsreihe "Masomania - Rhetoriken und Szenarien" die Bedeutung des Grazer Schriftstellers Leopold von Sacher-Masoch.

"Venus im Pelz" und "Psychopathia sexualis" - diese zwei Klassiker der Sexualliteratur - sind durch ihre Autoren unmittelbar mit Graz verbunden: Der in Lemberg geborene Leopold von Sacher-Masoch lebte seit 1854 für Jahrzehnte in Graz, habilitierte sich hier und lehrte Geschichte an der Universität. Sein Zeitgenosse Richard von Krafft-Ebing (1840-1902) setzte Sacher-Masochs Lebensthema in die Begrifflichkeit der Sexualpsychologie um. Wegen der weltweiten Wirkung des Begriffes Masochismus - neben dem Sadismus der populärste Beitrag zur Sexualliteratur - kann Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895) mit Recht als einer der bedeutendsten Grazer Persönlichkeiten bezeichnet werden, der Kürzel S/M (Sadomaso) ist vielleicht das prägnanteste und bekannteste Zeichen im Reich der Sinne.

Den Roman "Venus im Pelz" (1869) schrieb Sacher-Masoch vorwiegend in Graz. Krafft-Ebing verwendete den Namen des Autors, um in seinem Standardwerk "Psychopathia sexualis" (ab 1890) ein bestimmtes Sexualverhalten, bei dem die Befriedigung an das Leiden oder an die Demütigung des Subjekts geknüpft ist, als Masochismus zu bezeichnen. Erstaunlicherweise wurden das Phänomen des Masochismus und Sacher-Masoch im Vergleich zur unüberschaubaren Zahl von Studien zum Sadismus und dem Marquis de Sade bisher eher selten auf ihre kulturtheoretische Bedeutung hin untersucht. Während in Frankreich Literatur- und Kulturtheoretiker und Kunstrichtungen wie der Surrealismus de Sade Hymnen und bedeutsame Abhandlungen widmeten, haben sich im deutschsprachigen Raum weder die Literaten noch die Literaturwissenschaft, weder die Künstler noch die Kulturtheorie in angemessener Weise um Werk und Wirkung Sacher-Masochs gekümmert. Die insbesondere von Frankreich und den USA ausgehende Wiederentdeckung Sacher-Masochs aber belegt die Notwendigkeit, auch im deutschsprachigen Kulturraum das Werk Sacher-Masochs zu würdigen. Die längst fällige Auseinandersetzung damit wird innerhalb von Graz 2003 in Form einer Ausstellung und eines Symposions sowie zahlreicher Konzerte, Performances, Filmvorführungen und Lesungen stattfinden.

Das Sacher-Masoch-Festival
26. April - 24. August 2003

Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum
Sackstraße 16, A-8010 Graz
T +43-316-82 91 55 / F +43-316-81 54 01
http://www.neuegalerie.at
neuegalerie@stmk.gv.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20
 
zurück