Tourismus: Gute Saison, schlechte Erträge  

erstellt am
08. 02. 03

Schenner nimmt zu Gewerkschaftsvorwürfen Stellung – „Äpfel nicht mit Birnen vergleichen!“ - Statistiken zeichnen falsches Bild
Wien (pwk) - Die gute Buchungslage in der heimischen Hotellerie und die steigenden Umsätze können nur selten in Ertragszuwächse umgewandelt werden. Mit ein Grund dafür ist der hohe Anteil an Personalkosten in der Dienstleistungsbranche. Der für einen gesunden Betrieb gerade noch verträgliche Personalaufwand von 35 Prozent der Betriebserlöse wird von einem großen Teil der Tourismusbetriebe überschritten.
„Statistiken, die dem Gastgewerbe niedrige Löhne vorwerfen, müssen richtig gelesen werden. Wir dürfen Äpfel nicht mit Birnen vergleichen und Saison- und Ganzjahresbeschäftigte, Lehrlinge und Teilzeitbeschäftigte, in einen Topf werfen. Dadurch wird das Bild verzerrt“, nimmt der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Komm.Rat Johann Schenner, zu den von Gewerkschaftsseite vorgebrachten Pauschalvorwürfen Stellung. „Unsere Kritiker rechnen die in der Branche übliche freie Verpflegung und Unterkunft zum Einkommen der Mitarbeiter nicht dazu. Von den Trinkgeldern gar nicht zu reden. Bei einer korrekten Beurteilung der Lage muss man außerdem die Jahresverdienstsumme im Auge behalten“.

Wie ein aktueller Lohnvergleich der Unternehmensberater Kohl & Partner bestätigt, wuchsen die Löhne in der Ferienhotellerie in den letzten sieben Jahren um 22 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist die Arbeitszeit um drei Prozent zurückgegangen.

„Tatsache ist, dass die Personalkosten schneller wachsen als die Umsätze“, stellt Schenner fest. Diese Entwicklung wird in der stark saisonabhängigen Tourismusbranche noch durch die neue Abfertigungsregelung verstärkt. Durch diese erhöhen sich die Lohnkosten um weitere 1,53 Prozent.

Trotz schwierigem Start verlaufe die Saisonentwicklung positiv. „Die Betten sind gut gebucht, die aus den Bundesländern vorliegenden Zahlen lassen ein Plus erwarten“, meint Schenner. Gespart werde jedoch bei den Nebenausgaben. Dabei wären gerade hier zusätzliche Umsätze notwendig, um die ständigen Kostensteigerungen abfangen zu können. Denn nicht nur die Personalkosten, auch die übrigen Kostenfaktoren – von der Energie bis zur Abfallentsorgung – sind seit Jahren kontinuierlich im Steigen begriffen.
 
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