Euro-Einführung: Nächste große Herausforderung für EU-Beitrittsländer  

erstellt am
15. 02. 03

Internationaler OeNB-Workshop diskutiert die Schritte zur währungspolitischen Integration neuer EU-Mitglieder
Wien (oenb) - Nachdem die EU-Beitrittsverhandlungen für zehn Beitrittsländer im Dezember vergangenen Jahres erfolgreich abgeschlossen wurden, der Beitrittsvertrag im April im Athen unterzeichnet und der EU-Beitritt selbst am 1. Mai 2004 erfolgen soll, befassen sich die osteuropäischen Notenbanken zunehmend mit der Fragestellung, wann die Beitrittsländer den Euro einführen werden und wie eine Erweiterung der Währungsunion nach Zentral- und Osteuropa erfolgreich gestaltet werden kann. Grundlage dafür ist ein bereits 1999 festgelegter Drei-Stufenplan, nach dem zunächst der EU-Beitritt erfolgt, dann eine Teilnahme am Wechselkursmechanismus der EU (WKM II) stattfinden und schließlich - nach Erfüllung der Maastrichter Konvergenzkriterien - der Euro eingeführt werden kann.

Zu dieser Thematik veranstaltete die Oesterreichische Nationalbank am 13. Februar 2003 einen internationalen Workshop, bei dem sowohl Vertreter der Wissenschaft, als auch Notenbankvertreter aus osteuropäischen Beitrittsländern die nächsten Schritte diskutierten. Dabei konzentrierte man sich auf Fragen wie den ökonomisch richtigen Eintrittswechselkurs in den WKM II, den günstigsten Zeitpunkt für die Euro-Einführung und mögliche Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der mittel- und osteuropäischen Länder. Da ein Großteil der EU-Beitrittsländer den Euro rasch einführen möchte, gewinnen alle den Wechselkursmechanismus betreffenden Fragen zunehmend an Bedeutung.

Derzeit befindet sich nur Dänemark im WKM II. Eines der fünf Konvergenzkriterien für den Beitritt zur Währungsunion besagt, dass der Wechselkurs eine Bandbreite von ±15% gegenüber der festgelegten Parität nicht verlassen darf, wobei bilateral (mit der EZB) auch eine engere Bandbreite vereinbart werden kann. Durch die Stabilität der Wechselkurse gilt es im Vorfeld der Euro-Einführung nachzuweisen, dass auch ohne Einsatz des Wechselkurses als wirtschaftspolitisches Instrument die jeweiligen Wirtschaftsstrukturen entsprechend angepasst werden können. Durch die erforderliche Teilnahme am WKM II kann ein Land frühestens zwei Jahre nach erfolgtem EU-Beitritt den Euro tatsächlich einführen, soferne selbstverständlich alle anderen Konvergenzkriterien betreffend die Inflationsrate, die öffentlichen Finanzen und die langfristigen Zinsen erfüllt werden. Das Gleichbehandlungsprinzip gegenüber anderen EU-Staaten findet somit seine Anwendung.

In Vorbereitung auf den Eintritt in den Wechselkursmechanismus und später in die WWU haben einige osteuropäische Länder bereits heute ihre Währungen an den Euro gebunden. Im Rahmen dieser Anbindungen, die zumeist in Form von Currency Boards erfolgt sind, konnten insbesondere die baltischen Währungen ihre Stabilität bereits eindrucksvoll demonstrieren.

Vor diesem Hintergrund untersucht die Auslandsanalyseabteilung der Oesterreichischen Nationalbank regelmäßig die wirtschaftliche Situation der Beitrittsländer und evaluiert sowohl die Fortschritte im Konvergenzprozess als auch die Finanzmarktstabilität dieser Länder. Die aktuellsten OeNB-Analysen zu diesen Themenfeldern finden sich im soeben erschienenen "Focus on Transition 2/2002" (siehe auch http://www.oenb.at), der sich insbesondere der Fiskalpolitik der Beitrittsländer widmet.
 
zurück