Berufskraftfahrer erhalten Sofort-Unfallhilfe per Telefon  

erstellt am
26 02. 03

Lkw-Unfall auf Tauernautobahn: »Notruf-Team44« stellt telefonische Unfallhilfe für Berufskraftfahrer bereit
Wien (kfv) - "Unfälle sind generell schwer zu verdauen, insbesondere wenn Verletzte oder gar Getötete zu beklagen sind. Die psychischen Belastungen, die ein schwerer Unfall häufig nach sich zieht, können nicht so einfach weggesteckt werden, vor allem wenn der Unfall selbst verschuldet wurde. Bei Berufskraftfahrern kommt noch die Komponente hinzu, nach einem Unfall wieder auf den Arbeitsplatz Straße zu müssen - und dort ist hundertprozentige Leistungsfähigkeit gefragt, sonst kann es gefährlich werden", so Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). Seit Dezember 2001 bietet das Notruf-Team44 unter der Rufnummer 0664/44 0 44 44 psychosoziale Nachsorge für Berufs-kraftfahrer nach schweren Unfällen an.

Ein engagiertes Team aus Psychologen des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) und Experten für Rechts- und Sozialberatung von den Kammern für Arbeiter und An-gestellte (AK) und der Gewerkschaft für Handel Transport und Verkehr (HTV) stehen den Hilfesuchenden mit Einfühlungsvermögen und Rat und Tat zur Seite. Von den Unfallopfern wird diese Nachsorge, für die HTV, AK, Wirtschaftskammer Österreich, Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA), KfV sowie ppm Forschung und Be-ratung verantwortlich zeichnen, gerne angenommen, schildert Mag. Helmuth Wolf vom KfV seine bisherigen Erfahrungen: "Den psychischen Folgen eines schweren Unfalls wird meist zuwenig Beachtung geschenkt. Dabei leiden praktisch alle Menschen, die einen schweren Verkehrsunfall erlebt haben, unter einer akuten Belastungsreaktion. Durch rechtzeitige psychologische Betreuung können schlimmere Folgen gemildert oder gänzlich unterbunden werden. Unfallopfer, die unsere Hilfe in An-spruch genommen haben, stehen ihr äußerst positiv gegenüber. Die Wirksamkeit ist vorhanden, denn oftmals wird bereits während des ersten Gesprächs eine Verhal-tensänderung bemerkbar. Organisationen, die akute Krisenintervention betreiben, sehen uns als wichtige Unterstützung und Ergänzung zur Erstversorgung."

Betreuung muss gleich nach Unfall erfolgen
Im Jahr 2002 ereigneten sich von Jänner bis November 1.902 Unfälle mit Lkw-Beteiligung (>3,5 t), dabei wurden 2.583 Personen verletzt und 125 getötet. Im Busverkehr ereigneten sich im selben Zeitraum 665 Unfälle. Menschen, die einen schweren Verkehrsunfall erlebt haben, leiden zunächst unter einer akuten Belastungsreaktion. Diese kann sich in einem plötzlich auftretenden unwillkürlichen Wiedererleben des Unfalls äußern, in Übererregtheit,Schlafstörungen, Gereiztheit, in dem Gefühl der Abgestumpftheit und der Vermeidung von Reizen, die an das Trauma erinnern. Wichtig ist, dass die psychologische Nachbetreuung bald nach dem Unfall beginnt - am besten innerhalb der ersten 72 Stunden. Leidet jemand länger als sechs Wochen unter diesen Zuständen, so liegt eine posttraumatische Belastungsstörung vor, die in jedem Fall eine notfallpsychologische oder psychotherapeutische Betreuung notwendig macht.

Bis zu einem Drittel kann Beruf nicht mehr ausüben
Studien über psychische Folgen durch Verkehrsunfälle berichten davon, dass 20-30 Prozent der Beteiligten Beeinträchtigungen durch eine posttraumatische Belastungs-störung erfahren, wenn sie keine psychologische Nachbetreuung erhalten. Typische Symptome sind: Angststörungen, Depressionen, Gereiztheit, erhöhte Aggressionsbe-reitschaft, Schlafstörungen usw. Bis zu einem Drittel der Betroffenen - das entspricht pro Jahr in Österreich ca. 500 Lkw-Fahrern - sind langfristig aufgrund dieser schweren emotionalen und psychischen Belastungen in ihrer Lebensqualität und Berufsfähigkeit deutlich eingeschränkt - manche so sehr, dass sie aus ihrem Beruf ausschei-den müssen.

Anruf genügt
Unter der Notrufnummer 0664/44 0 44 44 wird das Notruf-Team44, das von der AUVA, vom Verkehrssicherheitsfonds und dem Fonds Gesundes Österreich finanziert wird, erreicht. Schon beim Erstkontakt über die Notrufnummer wird der Fahrer tagsüber, auch an den Wochenenden, von speziell geschultem Personal betreut. Der Betroffene erhält, nachdem die wichtigsten Daten erhoben wurden, wenig später von einem Notfallpsychologen einen Rückruf, um den Termin für ein ausführliches Beratungsgespräch zu vereinbaren. Weitere Informationen gibt es unter: www.notruf-team44.at
 
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