Graz: Stadt-Sofortmaßnahmen gegen Staubbelastung  

erstellt am
26 02. 03

Für eine Verbesserung sind gesetzliche Maßnahmen durch Land und Bund nötig
Graz (mag) - Die anhaltende Diskussion um die Staubbelastungen in Graz war am Dienstag (25. 02.) auch Thema der Sitzung des Stadtsenats: Mit einer Offensive in der Straßenreinigung setzt die Stadt Sofortmaßnahmen - gegen den gefürchteten Feinstaub, der vor allem von Dieselfahrzeugen verursacht werden dürfte, helfen jedoch nur längerfristige Maßnahmen, die von Land und Bund gesetzt werden müssen, lautet der Tenor.

Großeinsatz
Gegen den zuletzt öfters gehörten Vorwurf, die Stadt unternehme nichts gegen die Staubbelastung, wehrte sich Bürgermeister Alfred Stingl heute im Stadtsenat: Bereits seit Monaten stehe das Thema im Mittelpunkt intensiver Überlegungen. Was man zu einer Verringerung der Staubbelastung tun könne, werde getan - vor allem auf dem Gebiet der Straßenreinigung. Das unterstrich auch der Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsbetriebe, DI Dr. Gerhard Egger: Bis zum vergangenen Wochenende seien bereits 350 Tonnen Streusplitt wieder eingekehrt worden. Dafür waren sämtliche verfügbaren Kräfte auch in der Nacht und an Wochenenden im Einsatz, was auch in den kommenden Tagen und Wochen der Fall sein wird. Zur Unterstützung des städtischen Fuhrparks wurden auch von Privatbetrieben Kehrmaschinen angemietet. Haken an der Sache: Der Einsatz von Kehrmaschinen ist nur möglich, wenn es wärmer als minus zwei Grad ist, weil Kehrmaschinen mit Wasser arbeiten, um den Staub zu binden. Bei einer Trockenkehrung würde mehr Staub aufgewirbelt als verhindert werden - was auch für die händische Einkehrung des Streugutes gilt. Außerdem entstehen bei Einsatz der Maschinen bei strengem Frost zahlreiche teure Reparaturfälle.

Großräumige Konzepte
Während die Stadt also mit Volldampf an der Beseitigung des - wegen des extremen Winterwetters heuer in besonders großen Mengen benötigten - Streugutes arbeitet, bedarf es zur Lösung der Feinstaub-Problematik großräumiger Konzepte, betonten Egger und der Vorstand des Umweltamtes, DI Dr. Karl Niederl. Der Feinstaub mit der Fachbezeichnung PM 10 stamme nämlich nicht vom Streugut, sondern wird neusten Erkenntnissen zufolge vor allem durch Dieselfahrzeuge - die noch vor wenigen Jahren für deutlich umweltfreundlicher als Benzin-Autos gehalten worden waren - verursacht. Die Feinstaubbelastungen seien auch nicht, wie oft gehört, heuer aus dem Nichts aufgetaucht, sondern auch in den Vorjahren bereits vorhanden gewesen. Nur habe es da weder Grenzwerte noch Messungen gegeben. Vom Land sei jetzt ein Grenzwert vorgegeben worden, der selbst bei größten Bemühungen kaum erreicht werden könne. Niederl unterstrich, dass das Umweltamt ein Messprogramm zur Beschaffung gesicherter Daten ausarbeite. Zur Festlegung gesetzlicher Maßnahmen, die mittelfristig eine Verbesserungen bringen sollen, sei der Landeshauptmann verpflichtet. Überhaupt gelte es, das Problem auch von der Technologie her zu bekämpfen, etwa durch Einführung von Filtersystemen an Dieselfahrzeugen oder die Aufhebung der steuerlichen Bevorzugung von Dieselfahrzeugen.

Anderswo fehlen Messgeräte
Der Grazer Umweltschutzkoordinator Dr. Johann Eder unterstrich ebenfalls die gesetzlich festgelegte Verantwortung des Landeshauptmannes in dieser Angelegenheit: Es müsse möglichst rasch eine Statuserhebung erstellt und vorgestellt werden, auf deren Basis dann ein Maßnahmenkatalog zu verordnen sei. Die Diskussion über das Problem biete auch eine Chance: "1988 war der Smogalarm verantwortlich dafür, dass endlich der steirische Verkehrsverbund errichtet werden konnte - und jetzt wären großräumige Maßnahmen im öffentlichen Verkehr die einzige Möglichkeit, den Feinstaub wirkungsvoll zu bekämpfen", sagte der Umweltkoordinator. Warum sich die Diskussion derzeit gerade an Graz so entzündet, dafür hatten die Experten eine einleuchtende Erklärung: In den meisten anderen größeren Städten gibt es noch nicht einmal die zur Feststellung des Feinstaubs benötigten Messgeräte …
 
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