Chirac kritisiert Fischlers »Starrköpfigkeit« in EU-Agrarreform  

erstellt am
25 02. 03

Initiative des EU-Kommissars »unberechtigt« und »unnütz«
Paris (aiz.info) - Frankreichs Präsident Jacques Chirac hat am Samstag (22. 02.) die "Starrköpfigkeit" von EU-Agrarkommissär Franz Fischler in Bezug auf die von ihm angestrebte Agrarreform kritisiert. "Nachdem die in Berlin gefassten Engagements bestätigt wurden, indem sie jede Abänderung vor 2006 ausschlossen, habe ich nicht verstanden, weshalb der Kommissar Fischler mit einer den besten Anliegen würdigen Starrköpfigkeit gedacht hatte, neue Vorschläge machen zu müssen, die natürlich nicht durchkommen werden", sagte Frankreichs Präsident anlässlich der Eröffnung des Landwirtschaftssalons SIA am Samstag in Paris.

"Wir haben innerhalb des EU-Rates Verpflichtungen unterzeichnet. Wir haben auf jeden Fall eine Mehrheit, um sie einzuhalten, und daher war diese neue Initiative gleichzeitig unberechtigt, denn im Widerspruch zu den Beschlüssen des EU-Rates, und unnütz, zumal sie keine Chance hat, zu etwas zu führen", sagte Chirac weiter. Frankreich zählt zu den hauptsächlichen Gegnern von Fischlers Reformvorschlägen für die gemeinsame EU-Landwirtschaftspolitik. Paris beanstandet insbesondere die geplante Entkoppelung der Direktzahlungen vom Produktionsniveau.

Fischler verteidigt EU-Agrarreformpläne
In einer Aussendung antwortet Fischler direkt auf die Angriffe von Chirac: "Ich habe viel Respekt für Präsident Chirac, für seinen Einsatz zu Gunsten der französischen Landwirtschaft. Wir haben dasselbe Ziel: arbeiten, um die Zukunft unserer Landwirte zu sichern. Aber wir haben unterschiedliche Ansichten über die Mittel, um dieses Ziel zu erreichen", so der österreichische EU-Kommissar. Er bezeichnete die von im angestrebte Agrarreform als eine "Chance" für die französischen Landwirte. "Ich möchte den französischen Landwirten sagen, dass die Agrarreform eine zu ergreifende Chance ist", erklärte Fischler und fügte hinzu: "Wir wollen ihr Einkommen für die Dauer von zehn Jahren verbessern und garantieren, indem wir eine umweltbewusste, aber auch international wettbewerbsfähige Landwirtschaft fördern."

Fischler will die Reform bis Juni abschließen
Abwarten wäre "die schlimmste Sache, die man machen könnte". "Wenn wir nicht jetzt handeln, wird dies unsere landwirtschaftlichen Ausfuhren schädigen. Frankreich wäre dann eines der am stärksten betroffenen Länder", fuhr der Agrarkommissar fort und fügte hinzu, dass er "alles machen" werde, um die Reform bis Juni abzuschließen. Fischler erinnerte daran, dass sich die griechische EU-Ratspräsidentschaft diese Woche in diesem Sinne verpflichtet habe. "Natürlich bin ich zur Diskussion bereit. Man wird einen akzeptablen Kompromiss finden müssen, der die festgelegten Zielsetzungen respektiert", so der EU-Kommissär.

Lamy ist mit Fischler "auf derselben Linie"
EU-Außenhandelskommissar Pascal Lamy sieht sich in Bezug auf die geplante EU-Agrarreform "auf derselben Linie" mit EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler. Damit reagierte der Franzose Lamy am Sonntag auf die Kritik des französischen Präsidenten Jacques Chirac. "Ich befinde mich auf derselben Linie wie Herr Fischler, denn ich bin Mitglied eines Kollegiums, das Europäische Kommission heißt und das diese Vorschläge genehmigt hat. Es wird sie zum gegebenen Zeitpunkt vor dem Ministerrat zur Abstimmung bringen. Da wird es dann eine Mehrheit oder eine Minderheit geben", sagte Lamy anlässlich eines Besuchs beim Pariser Landwirtschaftssalon SIA.

Etwa 1.300 Aussteller nehmen an SIA teil
An dem Fachsalon SIA, der heuer zum 40. Mal stattfindet, beteiligen sich bis zum 02. 03. 1.300 Aussteller aus aller Welt. Österreich ist durch die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Braunviehzüchter und durch die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Fleckviehzüchter vertreten. Ehrengast der diesjährigen Ausgabe ist die französische Normandie, die auf einer Ausstellungsfläche von 3.000 Quadratmetern ihre Rinder und ihre Milchprodukte, insbesondere den weltbekannten Camembert-Käse, vorstellt.
 
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