Leopold Kunschak-Preise im Hohen Haus überreicht  

erstellt am
17. 03. 03

Präsident Khol unterstreicht Aktualität der katholischen Soziallehre
Wien (pk) -
Im Beisein von Festredner Nationalratspräsident Andreas Khol überreichte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Freitag (14. 03.) im Hohen Haus die diesjährigen Leopold Kunschak-Preise. Der Vorsitzende des Kuratoriums des Leopold Kunschak-Preises Werner Fasslabend konnte ein ebenso zahlreiches wie erlauchtes Publikum begrüßen, so namentlich Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, Staatssekretär Alfred Finz, Altparteiobmann Alois Mock, den ehemaligen Bundesratspräsidenten Herbert Schambeck, Klubobmann Willi Molterer und Bundesratsvizepräsident Jürgen Weiss, dessen Tochter unter den Preisträgern ist. Umrahmt wurde der Festakt durch musikalische Darbietungen des Bläserensembles der niederösterreichischen Tonkünstler unter der Leitung von Werner Hackl.

Fasslabend erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass sich dieser Tage der Todestag Kunschaks zum 50. Mal gejährt habe und zeigte sich dankbar, junge wissenschaftliche Talente fördern und wissenschaftliche Leistungen honorieren zu können. Die Preisträger stünden heute im Mittelpunkt, weil sie Hervorragendes in den Bereichen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften erbracht hätten. Kunschak, der Gründer der christlichsozialen Arbeiterbewegung, sei, so Fasslabend weiter, eine der großen Persönlichkeiten, die das soziale Gefüge in diesem Staat geschaffen habe. Es sei, so Fasslabends Conclusio, unmöglich, seine Leistungen ohne entsprechenden wissenschaftlichen Background fortzusetzen.

Johannes Hengstschläger, der Vorsitzende der wissenschaftlichen Begutachtungskommission des Leopold Kunschak-Preises, erläuterte sodann die Entscheidungsgrundlagen der Kommission zur Verleihung eines Preises. Ausgezeichnet würden Arbeiten aus den drei Bereichen Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Arbeitsmedizin und Publizistik, die ein hohes wissenschaftliches Niveau besäßen und geeignet seien, Grundlagen, Wesen und Wert der Demokratie aufzuzeigen und zu vermitteln. Auch heuer seien wieder zahlreiche Arbeiten eingereicht worden, aus denen 15 Preisträger ermittelt wurden, so der Redner, der die Preisträger sodann kurz vorstellte.

Ruth Ellen Bader erhielt den Preis für ihre Dissertation "Frauen im Montanwesen der Steiermark und Tirols vom Spätmittelalter bis 1700", der ehemalige Dekan der theologischen Fakultät der Universität Budapest, Laszlo Boda, wurde für sein Buch "Naturrecht und Moral" ausgezeichnet. Klaus Burger erhielt die Auszeichnung für seine Dissertation "Verfassungsprinzip Menschenwürde", während Sabine Falch für ihre Dissertation "Heimatfern - die Südtiroler Arbeitsmigration" prämiert wurde. Der französische Wissenschaftler Laurent Gautier erhielt den Kunschak-Preis für seine Dissertation "Zur Semantik einer Kultur - Österreich in seinen Texten", während Julia Hennig für eine juristische Arbeit zu Patent- und Urheberrecht für preiswürdig erachtet wurde. Ebenfalls für seine Dissertation wurde Herbert Hubinger prämiert, er hatte zu Subsidiarität und föderaler Integration gearbeitet.

Zwei Habilitationen standen ebenfalls auf der Preisliste, Bernhard Mark-Ungericht und Gerd-Peter Reissner erhielten für ihre Arbeiten zur Globalisierung bzw. zum Betriebsübergangsrecht jeweils Kunschak-Preise. Der Theologe Helmut Santer schließlich wurde für seine Dissertation "Persönlichkeit und Gottesbild" ausgezeichnet, Katharina Weiss verdiente sich ihren Preis mit ihrer Dissertation über die Auswirkungen des Internets auf das österreichische politische System, und Veronika Wittmann erhielt die gegenständliche Auszeichnung für eine Arbeit zu Genderaspekten in Südafrika. Die heurigen Pressepreise gingen an Karl Danninger (Oberösterreichische Nachrichten), Reinhard Olt (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Hans Spatzenegger (ORF Salzburg).

Im Anschluss an die Festrede von Nationalratspräsident Andreas Khol (PK Nr. 122) überreichte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel den Wissenschaftern und Publizisten die Preisurkunden. Dabei ging der Bundeskanzler auf die Leistungen der ihm persönlich bekannten Preisträger ein: Karl Danninger durchleuchte als Journalist das politische Geschehen objektiv sowie kritisch und trage damit zur Aufklärung bei, der unermüdliche Salzburger ORF-Journalist und Publizist Hans Spatzenegger sei ein Vorbild für die Jungen. Der Frankfurter Journalist Reinhard Olt habe sich als Aufklärer und Volksbildner im besten Sinne sowie als ein Freund Österreichs erwiesen. Schließlich wandte sich der Bundeskanzler an die jungen Wissenschaftler, wünschte ihnen viel Erfolg für ihre Tätigkeit und ermunterte sie zu weiteren Beiträgen und Impulsen.
     
Nationalratspräsident Andreas Khol hielt die Festrede,
die er mit herzlichen Glückwünschen an die Preisträger einleitete und sie daran erinnerte, dass der Leopold Kunschak-Preis der einzige österreichweite Preis für Leistungen auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften darstellt. Besondere Freude zeigte der Nationalratspräsident darüber, dass unter den diesjährigen Preisträgern sowohl Frauen und Männer am Zenit ihrer Schaffenskraft zu finden seien als auch junge Menschen, die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn stehen.

In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Präsident Khol das Lebenswerk Leopold Kunschaks, des großen christlichsozialen Politikers, der kein Mann der Wissenschaft, sondern ein Mann der Tat gewesen sei. Kunschak habe eine Antwort auf das Elend der Arbeiter in der Zeit des Liberalismus gesucht, sie in der katholischen Soziallehre gefunden und deren Ideen tatkräftig durch die Gründung der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Österreich umgesetzt. Dabei ging Khol auf das spannende Verhältnis zwischen politischer Tat und Wissenschaft ein und sagte, die Wissenschaft analysiere Zustände und Entscheidungen, zeige Folgen und Ursachen auf und entwickle alternative Lösungsmodelle. Die gewählten Politiker aber hätten zu entscheiden, welche der verschiedenen politischen Modelle in die Tat umgesetzt werden. Denn es mache einen Unterschied, ob soziale Fragen nach liberalen, sozialistischen oder christlichsozialen Grundsätzen beantwortet werden. Leopold Kunschak habe sich für die drei Prinzipien der Personalität, der Subsidiarität und der Solidarität entschieden, die Präsident Khol aus heutiger Sicht um den vierten Grundsatz der Nachhaltigkeit ergänzte.

Während der Marxismus mit wissenschaftlicher Genauigkeit in die Irre geführt habe, biete die katholische Soziallehre, der Leopold Kunschak folgte, einen breiten Rahmen für eine menschliche Gesellschaft. Die Aktualität der katholischen Soziallehre unterstrich Nationalratspräsident Andreas Khol abschließend, indem er auf die neuen sozialen Fragen hinwies, die die katholische Soziallehre gestellt habe und auf die sie Antworten suche: auf die Fragen der Behinderten, der Sterbenden und der Biotechnologie. Den Leopold Kunschak-Preisträgern 2003 wünschte der Nationalratspräsident ein herzliches "Glück auf" für ihre weitere Tätigkeit.
     
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