Uraufführung: »Lulu« von Gustav Ernst  

erstellt am
20. 03. 03

Auftragsstück des Volkstheaters im Forum U3
Wien - Neben der grauen Vorzeit hat auch die neuzeitliche europäische Literatur einiges bei der Erschaffung von Mythen geleistet, denken wir nur an Faust oder Don Juan. Von diesen literarischen Mythen ist der der "Lulu" (entstanden 1891-94)

Szenenfoto mit "Lulu" Julia Cencig und "Goll" Robert Hauer-Riedl

© Nurith Wagner-Strauß
wahrscheinlich der jüngste, auch wenn er natürlich auf uralte wie den von der Schlange zurückgreift, vielleicht auch der kurzlebigste.

Lulu, "die reine, niemals bürgerlich zu bändigende Triebhaftigkeit in einer Unschuld, die Gut und Böse noch nicht kennt", ist "eine Ausgeburt der moralischen Empörung Wedekinds über die bürgerliche Scheinmoral; sie ist undenkbar ohne die muffige Atmosphäre ihrer Entstehungszeit", schreibt Georg Hensel und meint, dass sie ihre provokatorischen Reize durch die Versachlichung der Erotik ohnehin bereits verloren habe. Doch so leicht scheint sich Lulu nicht aus dem Fundus unserer Mythologie vertreiben zu lassen. Geschaffen

Szenenfoto mit "Lulu" Julia Cencig, "Goll" Robert Hauer-Riedl und "Schwarz" Thomas Evertz

© Nurith Wagner-Strauß
als Provokation, entpuppte sie sich bald als Projektion der Wünsche und Sehnsüchte bürgerlicher Männer und scheint in der nachbürgerlichen Gesellschaft immer noch geeignet, männliche und nicht nur männliche Wünsche und Sehnsüchte zu verkörpern. Im Auftrag des Volkstheaters hat sich Gustav Ernst mit dem Mythos "Lulu" beschäftigt, ihn befragt und hinterfragt, ihn spielerisch und experimentell in andere, heutigere Zusammenhänge gestellt, seine Bedeutungsmöglichkeiten, seine Relevanz ausgetestet und erforscht und ihm mit seiner eruptiven, tabulosen Sprache eine neue Ebene der Provokation hinzugefügt.

Gustav Ernst »Lulu«
Uraufführung
Auftragsstück des Volkstheaters Wien
Alwa – Alexander Lhotzky
Lulu – Julia Cencig
Goll – Robert Hauer-Riedl
Schwarz – Thomas Evertz
Schöning – Rainer Frieb
Schigolch – Peter Vilnai
Rodrigo – Christoph von Friedl
Geschwitz – Cornelia Köndgen

Inszenierung, Ausstattung – Alexander Kubelka
Dramaturgie – Ingrid Rencher
Aufführungsrechte – Thomas Sessler Verlag, Wien

Forum U3 Premiere 5. April 2003, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 6. bis 12., 23. bis 29. April, jeweils 20.00 Uhr – Karten: eur 12,–


http://www.volkstheater.at
     
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