Heiraten: Keine Gewähr für mehr Glück  

erstellt am
18. 03. 03

Zufriedenheit mit dem Leben steigt nur kurzfristig an
Washington (pte) - Heiraten ist kurzzeitig ein Turbo für die Lebenszufriedenheit. Im Laufe der Zeit kehrt sie aber wieder auf den ursprünglichen Level zurück. Dies ist das Ergebnis einer Langzeitstudie an über 24.000 Deutschen, die im Fachblatt Journal of Personality and Social Psychology der American Psychological Association publiziert wurde. In der Studie gingen Forscher der Michigan University der Frage nach, welche Rolle der Lebensstand für die Zufriedenheit spielt.

"Die meisten Menschen sind nach einer Heirat mit ihrem Leben nicht glücklicher als davor", erklärt Studienleiter Richard E. Lucas. Bei Witwer und Witwen seien die Effekte langfristiger. Kurz nach dem Tod des Partners nehme die Lebenszufriedenheit vorerst stark ab. Die Zufriedenheit mit dem Leben pendelte sich aber erst nach acht Jahren wieder auf dem ursprünglichen, niederen Niveau ein. Vorausgesetzt sie haben nicht erneut geheiratet. Ein weiteres und für die Forscher unerwartetes Ergebnis war, dass Menschen die am zufriedensten waren, am wenigsten positiv auf eine Heirat reagierten und am meisten negativ auf eine Scheidung oder den Witwenstand.

"Ein einschneidendes Ereignis wie eine Hochzeit oder Scheidung hat nicht auf jede Person die selbe Wirkung. Eine Person, die mit dem Leben sehr zufrieden ist, lebt wahrscheinlich in einem starken sozialen Netzwerk und muss durch eine Heirat weniger aufholen. Menschen, die aber einsam sind und daher unzufrieden, können durch eine Heirat viel gewinnen und sind glücklicher als vorher. Ähnlich können glücklich Verheiratete durch den Verlust des Lebenspartner viel verlieren", erklärt der Psychologe. Insgesamt sind die Ergebnisse ein Hinweis dafür, dass sich die Lebenszufriedenheit nach bedeutenden Ereignissen zwar kurzfristig verändert, dann aber wieder an das Ausgangsniveau annähert.

Die Forscher aus den USA untersuchten in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Großbritannien und Frankreich 15 Jahre lang 16.000 West- und 8.000 Ostdeutsche. Die Versuchspersonen gaben jeweils einmal im Jahr auf einer Skala von null bis elf an, wie zufrieden sie mit ihrem Leben im allgemeinen waren. In der Folge wurden die Angaben um allgemeine Veränderungen der Lebenszufriedenheit, wie etwa durch den Fall der Berliner Mauer, bereinigt.
     
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