Personalia
der Woche vom 09. 04. bis 15. 04. 2002

   
Riess-Passer zum 10.Todestag Friedrich von Hayeks
Hayeks Thesen immer noch brandaktuell
Wien (bpd) - Vizekanzlerin Dr. Susanne Riess-Passer würdigte gestern den Nobelpreisträger Friedrich von Hayek anlässlich des Hayek-Symposiums in der Wiener Börse als großen Denker und unterstrich die Bedeutung der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.
Ihr Bedauern darüber, dass Hayek keineswegs die ihm gebührende Anerkennung und Wertschätzung in Österreich auch nach 1945 zuteil wurde, brachte Riess-Passer zum Ausdruck. Vielmehr sei in Österreich "jahrelang Keynes auf dem Altar der Schuldenpolitik gehuldigt worden. Die beiden - Hayek und Keynes - haben kaum etwas gemeinsam gehabt. Aber Hayek hat völlig richtig bemerkt, dass Keynes sich persönlich gegen seine eigenen Methoden ausgesprochen hätte, wenn er gesehen hätte, welche Politik damit gemacht wurde."
Weiters unterstrich die Vizekanzlerin, dass Hayeks Thesen gerade auch für das politische Geschäft eines Ministers für den öffentlichen Dienst brandaktuell seien. Das Ziel größtmöglicher Freiheit für den Einzelnen sei in Österreich nicht immer nur auf Zustimmung gestoßen. Jahrzehntelanger Protektionismus habe in Österreich mancherorts eine Denkweise erzeugt, wo Freiheit mehr als Risiko denn als Chance empfunden werde und wo es ganz klar die politische Zielsetzung sozialistischer Regierungen gewesen sei, Abhängigkeiten zu schaffen.
Abschließend unterstrich die Frau Vizekanzler die Bedeutung der Lehren von Hayek, auch unter Zugrundelegung konkreter politischer Themen dieser Bundesregierung, wie die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes, die neue Gewerbeordnung, die Verwaltungsreform und das Null-Defizit.

 
Gerd Albrecht erhielt hohe Auszeichnung des Landes Wien
Wien (rk) - Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte Gerd Albrecht das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". Die Laudatio hielt Dr. Rainer Bischof, Generalsekretär der Wiener Symphoniker.
Gerd Albrecht ist Dirigent, Musiker und Generalmusikdirektor. Er wurde 1935 in Essen geboren. Gerd Albrecht studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie in Hamburg und Kiel. Mit 27 Jahren war er Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor in Lübeck. Darauf folgten Chef-Positionen in Kassel, Berlin und Zürich. 1988 wurde er Generalmusikdirektor der Hamburgischen Oper und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Neben seiner Vorliebe für Romantische Musik gilt seine Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Musik. Werke von Henze, Kirchner, Ligeti, Reimann und anderen hat er zur Uraufführung gebracht. 1991 wählten ihn die Musiker der Tschechischen Philharmonie zum ersten nicht-tschechischen Chefdirigenten in der fast hundertjährigen Geschichte des Orchesters, dem er von 1993 bis 1997 vorstand. Weitere erfolgreiche Stationen des "Taktstockmagiers", als der er gerne bezeichnet wird, waren das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra Tokyo und das Dänische Nationale Radio-Sinfonie-Orchester.
Andreas Mailath-Pokorny würdigte in seinen einleitenden Worten das Engagement Gerd Albrechts für die zeitgenössische Musik sowie seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: "Kinder mit Musik vertraut zu machen bedeutet, ihnen den Zugang zu verschaffen zu einer der schönsten Hervorbringungen des Menschen, der Welt der Musik."

 
Zum Tod von Landesrat a.D. Walter Leitner
LH
Schausberger würdigt in einem Kondolenzschreiben an die Witwe die Verdienste Leitners beim Wiederaufbau
Salzburg (lk) - Fast ein Vierteljahrhundert lang habe Landesrat Walter Leitner in schweren und an Entbehrungen reichen Zeiten ganz wesentlich am Wiederaufbau der Heimat mitgearbeitet und seinen Beitrag zum heutigen Wohlstand in Salzburg geleistet. 1978 habe er sein Amt als Landesrat zurückgelegt, doch bis heute profitierten das Land Salzburg und seine Bevölkerung von Leitners Regierungstätigkeit.
So würdigte Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger in einem Kondolenzschreiben an Frau Helma Leitner, die Witwe des am Montag (08. 04.) im 88. Lebensjahr verstorbenen Walter Leitner die Verdienste des prominenten freiheitlichen Landespolitikers.
Leitner habe in den von ihm betreuten Ressortbereichen wie zunächst dem Flüchtlingswesen und später dann dem Fremdenverkehr, Straßenbau und seinem besonderen Steckenpferd, der Heimatpflege, seine ganze Kraft und sein Fachwissen eingebracht. Es habe viel der Glaubwürdigkeit und der Geradlinigkeit bedurft, um so erfolgreich für die Allgemeinheit zu wirken. Wer ihn gekannt habe, sei von der Agilität und Verlässlichkeit, von der Kraft der Persönlichkeit, die der Verstorbene ausgestrahlt habe, beeindruckt gewesen.
Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger hat Trauerbeflaggung für den Chiemseehof bis zum Bestattungstag, Montag, 15. April, angeordnet. Für die weiteren landeseigenen Amts- und Anstaltengebäude ist eine Trauerbeflaggung am Bestattungstag vorgesehen.

Lebenslauf
Walter Leitner wurde am 7. Februar 1915 in Salzburg geboren, maturierte 1933 als Klassenbester und studierte bis zu seiner Relegation aus politischen Gründen von der Hochschule Deutsch, Geschichte und Volkskunde in Graz. Nach Kriegsdienst, englischer Kriegsgefangenschaft und Internierung im Lager Glasenbach ging er 1947 in die Privatwirtschaft. Von 1949 bis 1954 war er Büroleiter und Bilanzbuchhalter sowie Betriebsrat bzw. Betriebsratsobmann bei der Fa. Leube in Gartenau.
Politische Funktionen waren 1952 Bezirksleiter des VdU im Tennengau, von 1965 bis 1978 Obmann der Freiheitlichen Partei Österreichs, Landesgruppe Salzburg. Von 1954 bis 1978 war er als Landesrat Mitglied der Salzburger Landesregierung. Seine Verdienste wurden 1963 durch die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, 1970 durch den Ring des Landes Salzburg und anlässlich seines Ausscheidens aus der Salzburger Landesregierung durch die Verleihung des Großen Ehrenzeichens des Landes Salzburg gewürdigt. Zu seinem 85. Geburtstag erhielt er von Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger einen persönlich gewidmeten Ehrenbecher.

 
Leopold Kunschak-Preise 2002 im Hohen Haus überreicht
Wien (pk) - 16 Forscher und zwei Journalisten erhielten heute die Leopold Kunschak-Preise für das Jahr 2002 im Hohen Haus überreicht. Es handelt sich dabei um die Wissenschaftler Werner Dujmovits, Peter Hilpold, Ferdinand Kerschner, Andrea Lehner- Hartmann, Jan Mikrut, Karl Michael Reiser, Kurt Remele, Clemens Sedmak, Petra Smutny, Klaus Mayr, Gabriele Tondl, Andrea Weinhandl, Andrea Martin, Monika Specht-Tomann, Doris Tropper und Bernhard Wodrazka sowie um die beiden Journalisten Norbert Hölzl (ORF-Landesstudio Tirol) und Martina Salomon (Der Standard).
Die Zeremonie fand im Beisein zahlreicher Persönlichkeiten aus den Bereichen Lehre, Wirtschaft, Politik und Presse - u.a. Bundesministerin Elisabeth Gehrer, Bundesminister a.D. Alois Mock, Bundesratspräsidentin Ute B. Pühringer, Nationalratspräsident a.D. Robert Lichal und VfGH-Präsident Ludwig Adamovich - statt.
In seiner Begrüßung führte der Dritte Präsident des Nationalrates Werner Fasslabend aus, dass der Leopold Kunschak-Preis heute so etwas wie der Sozialpreis dieses Landes sei. Mit diesen Preisen sollten Arbeiten gewürdigt werden, die der Öffentlichkeit bewusst machen, wie wichtig sozialpolitisches Vordenken ist. Die Aufgabe von heute sei es, den Sozialstaat auszubauen und gemäss den Notwendigkeiten unserer Zeit neu zu formulieren.
Fasslabend plädierte für eine Solidarität, die sich an der Würde des Menschen orientiere. Die christlichsoziale Bewegung wolle einen leistungsfähigen Sozialstaat und mache auch eine entsprechende Politik, wie sich an Themen wie "Abfertigung neu" oder Familienhospizkarenz zeige. Der Redner würdigte sodann den Beitrag der Preisträger zu diesen Zielen.
Johannes Hengstschläger, Vorsitzender der Wissenschaftlichen Begutachtungskommission des Leopold Kunschak-Preises, würdigte die Preisträger, deren Arbeitsfelder in ihren Dissertationen und Habilitationen von Rechtsfragen bis zu den Perspektiven der christlichen Soziallehre reichten. Die Preise, so Hengstschläger, seien eine Auszeichnung für die genannten Wissenschaftler ebenso wie für die Gesellschaft und auch ein Versprechen für die Zukunft. Erfreut zeigte sich der Redner darüber, dass das Kuratorium so viele Einreichungen wie noch nie - nämlich über 40 - entgegennehmen habe können, aus denen schließlich die Preisträger ausgewählt worden seien.

Das Handy kann die Hand nicht ersetzen
Den Festvortrag hielt die Landeshauptfrau der Steiermark, Waltraud Klasnic. Die Arbeiten der Preisträger zeigten soziale Kompetenz für das 21. Jahrhundert auf, denn christlichsoziale Politik müsse den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Die Rednerin würdigte Leben und Werk von Leopold Kunschak und die sozialpolitischen Leistungen der VP-Kanzler. Dass die VP überdies eine frauenfreundliche Partei sei, habe sich auch daran gezeigt, dass sie mit Grete Rehor die erste Ministerin in der Geschichte des Landes gestellt habe. Die Politikerin wies auf die sozialpolitischen Akzente der jüngsten Zeit, auf Kindergeld, Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten, auf "Abfertigung neu" und die Familienhospizkarenz, hin. Sie plädierte für einen "Mut zur Nächstenliebe", denn "das Handy wird unsere Hand nicht ersetzen können". Man müsse Verantwortung für einander übernehmen, es brauche Taten statt Worte.
Österreich sei kein Standort, sondern für acht Millionen Menschen Heimat, die sich in diesem Lande wohlfühlen wollten und könnten. Sozialpolitik im 21. Jahrhundert habe dementsprechende Prinzipien: Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Hilfe zur Selbsthilfe. Sozialpolitik brauche aber auch ein finanzielles und wirtschaftliches Fundament und daher bedürfe es auch einer guten Wirtschaftspolitik.
Klasnic meinte abschließend: "Wir leben meist mit der Uhr. Die Zeit läuft uns davon, aufhalten können wir sie nicht. Aber vielleicht besser nutzen - für uns und für den Menschen nebenan."
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel dankte ebenfalls den Preisträgern, die für die Zukunft noch viel erwarten ließen. Der Leopold Kunschak-Preis sei etwas Besonderes, etwas, das Bestand habe. Schüssel dankte aber auch Werner Fasslabend und dem ÖAAB, der in der Tradition von Leopold Kunschak der Regierung helfe, Lücken im sozialen Netz, die es natürlich immer noch gebe, aufzuspüren und zu beseitigen. Die Sozialpolitik habe noch lange nicht ausgedient, so Schüssel, der daran erinnerte, dass, wer bewahren wolle, auch zeitgemäß adaptieren und umbauen müsse.
Hernach wurden die Preise von Bundeskanzler Schüssel und Präsident Fasslabend feierlich überreicht. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Bläserensemble der Niederösterreichischen Tonkünstler unter der Leitung von Werner Hackl. Der Preis ist nach Leopold Kunschak (1871-1953) benannt, einem führenden Pionier der christlichen Arbeiterbewegung. Von 1907 bis 1911 gehörte Kunschak dem Reichsrat, 1920 bis 1934 und von 1945 bis 1953 dem Nationalrat an. Ab April 1945 war Kunschak Vizebürgermeister der Stadt Wien, von Dezember 1945 bis zu seinem Tod im März 1953 fungierte Kunschak als Erster Präsident des Nationalrates. In dieser Funktion saß Kunschak der V. Bundesversammlung im Dezember 1945 vor.

 
Bruno-Kreisky-Preis an Ruth Klüger und Milo Dor
Wien (sk) - "Angesichts der Verniedlichung von früheren Untaten und dem Werben mit Fremdenhassparolen heutiger politischer Parteien ist es wichtig, dass Ruth Klüger und Milo Dor den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch erhalten", erklärte der Vorsitzende der Jury des Bruno-Kreisky-Preises, SPÖ-EU-Delegationsleiter Hannes Swoboda am Montag in einem Pressegespräch mit den beiden Preisträgern.
Der Kreisky-Preis ist eine Auszeichnung für das politische Buch, hierbei ist das politische Bewusstsein der Aufklärung und der Überwindung von Fremden- und Rassenhass ausschlaggebend, denn die Sozialdemokratie wolle immer den Fortschritt in der Gesellschaft suchen, so Swoboda.
"Beide Autoren setzen sich permanent mit Tendenzen auseinander, die zu Ungleichheit und Unterdrückung führen, sowie mit dem nationalsozialistisch durchdrungenen Einfluss von Fremden- und Rassenhass, den beide erlebt haben", betonte Swoboda. Wichtig ist die Preisverleihung auch angesichts der Tatsache, dass immer mehr rechtspopulistische Parteien in Europa Erfolg mit rassistischen Parolen haben. Swoboda wies darauf hin, dass etwa in den Niederlanden eine rechtsextreme Partei, die mit Fremdenhass agiert, möglicherweise als stärkste Kraft aus den bevorstehenden Wahlen hervorgehe.
Ruth Klüger wies auf ihr ambivalentes Verhältnis zu Wien hin. Klüger hatte hier ihre Kindheit verbracht und wurde in der Zeit der Nationalsozialisten gefangengenommen und deportiert. Trotz Emigration in die USA habe sie sich immer mit der deutschen Sprache beschäftigt, die bestehende Spannung zwischen ihr, der deutschen Sprache und Wien habe sich zu einer fruchtbaren Beziehung entwickelt, sagte Klüger.
Milo Dor, in Belgrad aufgewachsen und nach Wien vertrieben, wies auf seine publizistische Tätigkeit seit Jugendtagen hin. Auch er setzt sich wie Klüger in seinen Büchern mit der Frage des Vertreibens auseinander. Insbesonders beschäftigt habe er sich mit dem Zerfall Jugoslawiens, den er wie das Aufkommen des Nationalismus schon vorher gesehen und in seinen publizistischen Werken angesprochen habe, so Dor.