Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2002–2003

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Zunehmendes Wachstumstempo in Europa
Wien (ihs) - Im Jahr 2001 stagnierte die Weltwirtschaft, wobei sich im Jahresverlauf die Wirtschaftsentwicklung deutlich abschwächte. Allerdings zeichneten sich im Laufe des Jahres bereits positive Faktoren ab. Die Ölpreise sind gefallen und die Unternehmenserwartungen haben sich stabilisiert. Die Ereignisse des 11. Septembers haben die Wirtschaftsbelebung zwar verzögert, haben aber offensichtlich keine dauerhaften negativen Folgen nach sich gezogen.

In den letzten Monaten sind die vorlaufenden Indikatoren in den Industrieländern aufwärts gerichtet. In den USA ist die Verbesserung der Stimmung bereits früh und deutlich eingetreten; die Wirtschaftsleistung ist im 4. Quartal bereits um 0.4 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Im Euroraum schwächte sich die Wirtschaftsleistung hingegen noch bis zum Jahresende ab, gegenüber dem 3. Quartal 2001 wurde ein Rückgang von 0.2 % verzeichnet. Frühindikatoren deuten aber auch für Europa bereits auf eine spürbare Wirtschaftsbelebung hin.

Die österreichische Wirtschaft ist im Jahr 2001 um 1 % gewachsen. In der zweiten Jahreshälfte betrug das Wachstum nur mehr 0.2 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. In Einklang mit dem Einbruch des Welthandels verlangsamte sich das Wachstum der österreichischen Exporte von 12.2 % im Jahre 2000 auf 5.5 %. Das Wachstum des privaten Konsums hat sich mit 1.3 % gegenüber 2000 halbiert.

Gegeben die internationale Konjunkturentwicklung und das Wachstum der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte haben aber Exportentwicklung und Konsumausgaben die Konjunktur noch gestützt. Hingegen sind die Investitionen mit einem Rückgang von 2.6 % deutlich eingebrochen, worin sich auch die Krise am Bau manifestiert. Bedingt durch die schwache Inlandsnachfrage verlangsamte sich das Wachstum der Importe auf 3.6 %.

Insgesamt entwickelt sich die internationale Konjunktur sehr ähnlich wie in der Dezemberprognose angenommen. Die Prognoserisiken haben sich inzwischen tendenziell sogar verringert. Es wird unterstellt, dass sich die gegenwärtigen Preisauftriebstendenzen beim Rohöl nicht verfestigen. Vor diesem Hintergrund besteht kein Anlass die Wirtschaftsprognose für Österreich zu revidieren. Im Jahresdurchschnitt 2002 wird ein Wirtschaftswachstum von 1.7 % erwartet; dürfte sich das Wirtschaftswachstum in Österreich auf 2.5 % beschleunigen.
Der Prognose liegt folgende Einschätzung der außenwirtschaftlichen Lage zugrunde. Die amerikanische Wirtschaft kehrt auf einen soliden Wachstumskurs zurück und wächst mit 3 % und 3 ¼ % in den nächsten beiden Jahren. Für die EU wird ein Wachstum von 1 ¾ % bzw. 2 ½ % erwartet. Gestützt von der guten amerikanischen Entwicklung wird sich auch in Deutschland die Konjunktur beleben, worauf auch die Entwicklung des IFO-Geschäftsklimaindex hinweist; das Wirtschaftswachstum Deutschlands wird 1 ¼ % bzw. 2 ¼ % betragen.

Der reale private Konsum in Österreich entwickelte sich 2001 mit 1.3 % nur schwach. Ursachen dafür waren die sehr geringe Einkommensdynamik und die höheren Verbraucherpreise. Für nächstes Jahr ist ein Konsumwachstum von 1.7 % zu erwarten. Im Jahr 2003 sollte der Konsum wieder um 2.1 % steigen. Nach der kräftigen Rücknahme der Sparquote im Jahr 2001 um 2 Prozentpunkte, wird die Sparquote in beiden Prognosejahren um jeweils rund einen ½ Prozentpunkt ansteigen.
   
Wie bereits in der Vergangenheit, erwiesen sich die Anlageinvestitionen als sehr konjunkturreagibel. Erstmals seit 1996 ist die Investitionstätigkeit im Vorjahr wieder real zurückgegangen. Insgesamt sind die Bruttoinvestitionen um 2.6 % geschrumpft, wobei die Ausrüstungsinvestitionen – nach dem ausgezeichneten Wachstum von 11.1 % im Jahr 2000 – um 0.8 % gefallen sind. Die Krise am Bau manifestierte sich in einer Schrumpfung der Bauinvestitionen von 2.2 %. Im heurigen Jahr dürfte sich das Investitionsklima wieder verbessern, sodass ein Anziehen der Ausrüstungsinvestitionen um 3 % erwartet wird. Nächstes Jahr wird sich das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen weiter auf 6 % beschleunigen. Bei den Bauinvestitionen wird heuer mit einem weiteren Rückgang um 1.2 % gerechnet, erst nächstes Jahr könnte sich die Bautätigkeit wieder etwas beleben (1 %). Insgesamt gesehen sollten damit die Bruttoinvestitionen im Prognosezeitraum um 1.4 % bzw. 3.4 % wachsen.

Aufgrund der nachlassenden Konsumdynamik und der schwachen Investitionstätigkeit hat die Inlandsnachfrage im Jahr 2001 stagniert. Für die Jahre 2002 und 2003 wird ein Wachstum von 1.3 % bzw. 2.0 % erwartet. Die drastische Abschwächung der internationalen Konjunktur hat auf die heimische Exportwirtschaft schwächer als erwartet gewirkt; insbesondere im ersten Quartal war die Außenhandelsintensität noch sehr hoch. Nach 12.2 % im Vorjahr hat sich die Wachstumsrate der realen Exporte laut VGR im Jahresdurchschnitt 2001 auf 5.5 % abgeschwächt. Aufgrund der verbesserten Weltkonjunktur wird sich im Jahresverlauf 2002 die Exporttätigkeit beleben, sodass für den Jahresdurchschnitt ein Wachstum von 5.9 % erwartet wird. Nächstes Jahr wird sich die Exportdynamik auf 6.8 % beschleunigen. Die Warenexporte steigen im Prognosezeitraum um 6 % und 7.5 %. Sehr positiv entwickelt sich der Reiseverkehr mit 3.5 % und 3 %. Aufgrund der Stagnation der Inlandsnachfrage ging das Importwachstum 2001 auf 3.6 % zurück. Im Prognosezeitraum werden die Importe aufgrund der Konjunkturverbesserung etwas (5.2 % und 6 %). Die Warenimporte werden um 5.8 % und 7 % zunehmen.

Damit geht von der Außenwirtschaft weiterhin ein positiver Wachstumsimpuls aus. Die bisher vorliegenden Daten über die ersten drei Quartale der Leistungsbilanz 2001 weisen einen deutlichen Rückgang des Leistungsbilanzdefizits aus. Aufgrund der durch die schwache Binnennachfrage ausgelösten geringen Importdynamik, des Wegfalls der Effekte des Energiepreisanstiegs und der Entwicklung bei der Reiseverkehrsbilanz rechnet das Institut mit einer kontinuierlichen Verbesserung der Leistungsbilanzsaldos auf 4.9 Mrd. Euro (2001), 4.5 Mrd. Euro (2002) bzw. 4 Mrd. Euro (2003).

Im Jahresdurchschnitt 2001 belief sich die Inflationsrate auf 2.7 %. Insbesondere in den Bereichen Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak, Gesundheit und Bildung waren deutliche Preisauftriebstendenzen festzumachen. Neben den durch die BSE-Krise stark gestiegenen Nahrungsmittelpreisen wirkten auch die Erhöhungen von Steuern und Gebühren (Autobahnvignette, Kfz-Steuer, Studiengebühren) preistreibend. In den letzten Monaten hat sich die Inflation deutlich abgeschwächt und gegenwärtig bestehen aufgrund der schwachen Konjunktur keine besonderen Preissteigerungsrisiken. Daher erwartet das Institut weiterhin eine Inflationsrate von 1.8 % für 2002 und 1.6 % für 2003.

Die Arbeitsmarktlage stellt sich weiterhin sehr ungünstig dar. Im ersten Quartal des heurigen Jahres liegt die Zahl der Arbeitslosen deutlich über dem Vorjahresniveau und die Beschäftigung ist leicht rückläufig. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2002 kann wieder mit einer leichten Belebung am Arbeitsmarkt gerechnet werden. Nach einem Anstieg der Beschäftigtenzahl von 0.4 % im Jahr 2001, ist für dieses Jahr nur noch mit 0.2 % zu rechnen; erst 2003 wird die Beschäftigtendynamik wieder etwas anspringen (0.7 %). Im Jahresdurchschnitt 2001 ist die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 9.500 Personen angestiegen. Diese negative Tendenz wird sich 2002 mit einem Zuwachs von etwa 15.000 Personen fortsetzen. 2003 könnte die Arbeitslosenzahl wieder zurückgehen. Ausgehend von 6.1 % im Jahr 2001 wird die Arbeitslosenquote in nationaler Definition auf 6.5 % klettern und könnte 2003 wieder auf 6.1 % fallen. Laut EUROSTAT-Berechnungsmethode erhöht sich die Arbeitslosenquote von 3.6 % im Jahr 2001 auf 4.0 % in 2002 und beträgt 2003 3.9 %.

Die fiskalpolitische Entwicklung im Prognosezeitraum wird durch den erfolgreichen Budgetkonsolidierungskurs gekennzeichnet. Insbesondere aufgrund der deutlich höher als erwartet ausgefallenen Steuereinnahmen wurde das Nulldefizit bereits 2001 erreicht. Mit 45.5 % des Bruttoinlandsprodukts hat die Abgabenquote 2001 einen Höchststand erreicht. Zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes sollten daher Maßnahmen zur Reduktion der Abgabenquote gesetzt werden. Für die Jahre 2002 und 2003 erwartet das Institut gegenwärtig ebenfalls ein Nulldefizit. Hinsichtlich einer Steuerreform im Jahr 2003 sieht das Institut aus budgetärer Sicht gegenwärtig aber nur einen geringen Spielraum. Dieser Prognose wurde eine Abgabensenkung von insgesamt 1 Mrd. Euro (1. Etappe der Steuerreform und Lohnnebenkostensenkung) zugrunde gelegt. Ein ausgeglichener Haushalt ist unter diesen Annahmen nur bei striktester fiskalischer Disziplin möglich.

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