Wer nicht rostet, der rast?  

erstellt am
03. 04. 03

Bonn (alphagalileo) - Verlängerte Reaktionszeiten, Sehprobleme bei Dunkelheit – sind Senioren eine Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer? Eine Studie an der Universität Bonn verneint dies: Die meisten älteren Autofahrer legen einen defensiveren Fahrstil an den Tag, halten zum Beispiel mehr Abstand und fahren nicht bei Nebel oder auf Autobahnen. Anders etwa sechs Prozent der Befragten: Diese meist sehr aktiven Männer zwischen 54 und 64 mit einem Faible für Sport und Sozialkontakte verursachen nach eigenen Angaben weit mehr Verkehrsunfälle als ihre vorsichtigen Altersgenossen. Dies sind Ergebnisse einer Studie „Ältere Menschen im Straßenverkehr“ am Psychologischen Institut der Universität Bonn, für die über 2.000 Personen von 55 bis 75 Jahren zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt und ihre Antworten mit einer Erhebung aus den 80er Jahren verglichen wurden.

Gerade 22 Prozent der deutschen Senioren nutzen regelmäßig Bus und Bahn, in den 80er Jahren waren es noch 28 Prozent. Dagegen fährt jeder zweite ältere Deutsche selbst mit dem Auto – in der Vergleichstudie waren es nur 37 Prozent gewesen. Etwa die Hälfte der befragten Autofahrer meint, auf seine automobile Freiheit auch nicht verzichten zu können; in den 80er Jahren war es gerade mal ein Viertel. Für alle Befragten ist das Auto Fortbewegungsmittel Nummer 1, ob als Fahrer oder Beifahrer.

Die Studie belegt, dass viele jüngere Senioren, die einen Lebensstil mit viel Sport, Unterhaltung und sozialen Aktivitäten pflegen, recht risikobereit sind: Obwohl ihrer altersbedingten Defizite bewusst, meiden sie weder schwierige Fahrsituationen, noch passen sie ihren Fahrstil an. Dabei schätzen sie ihr eigenes Fahrvermögen im Schnitt deutlich höher ein als die anderen Befragten. „Diese aktiven Senioren scheinen dazu zu neigen, ihre Fahrkompetenz nicht besonders kritisch unter die Lupe zu nehmen“, sagt der Leiter der Studie, Professor Dr. Georg Rudinger. Senioren, die sich noch regelmäßig hinter das Steuer setzen, gaben zudem häufiger an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Der Psychologe folgert: „In unserer zunehmend automobil orientierten Gesellschaft ist die Fähigkeit und Freiheit, die eigene Mobilität mit dem Auto zu gestalten, offenbar subjektiv ein wesentliches Element des aktiven und glücklichen Älterwerdens.“
     
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