»EU-Phorie« nach Votum in Ungarn  

erstellt am
15. 04. 03

Österreich ist Ungarns zweitwichtigster Handelspartner - Koren: Chancen für Austro-Unternehmen vor allem in den Bereichen Umweltschutz und Infrastruktur
Wien (pwk) - Am vergangenen Samstag (12. 04.) gaben die Ungarn ein klares Bekenntnis zur Europäischen Union ab. 84 Prozent stimmten für die künftige Mitgliedschaft Ungarns in der EU. Ungarn wickelt bereits jetzt über 75 Prozent seines Außenhandels mit den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ab, wobei die Haupthandelspartner Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich sind. "Die Handelsbeziehungen mit Österreich sind nach einem seit sieben Jahren erstmaligen leichten Rückgang der österreichischen Exporte im Jahr 2001 im vergangenen Jahr wieder auf dem Weg nach oben", sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ. Das Plus machte ein Prozent aus, das Exportvolumen betrug 3,5 Mrd Euro. Koren: "Aktuelle Lieferchancen und weiteres Investitionspotential gibt es in fast allen Bereichen, in erster Linie jedoch dort, wo Ungarn im Vorfeld des EU-Beitritts den größten Nachholbedarf hat - auf dem Gebiet des Umweltschutzes (Abwasserreinigung und Abfallwirtschaft) sowie beim Ausbau der Infrastruktur (Straße und Bahn) und im medizinischen Bereich."

"Die Warenstruktur der Ex- und Importe stellt sich in den Handelsstatistiken beider Länder sehr ähnlich dar", weiß Peter Rejtö, WKÖ-Handelsdelegierter in Budapest. "2002 bleiben die wichtigsten Positionen unter den Austro-Exporten elektrische Geräte und Anlagen und deren Bestandteile." Ungarn rangiert unter Österreichs wichtigsten Exportmärkten an 7. Stelle (hinter Deutschland, Italien, Schweiz, USA, Großbritannien und Frankreich), als Lieferland belegt es auf Platz Fünf. Österreich hat am ungarischen Markt einen Anteil von sieben Prozent und stellt damit Ungarns zweitgrößten Handelspartner hinter Deutschland dar.

Besondere Bedeutung kommt den zahlreichen Niederlassungen und Investitionen aus Österreich zu. Rejtö: "Ob in der Lebensmittelindustrie, der Bau- und Baustoffindustrie, der Papierindustrie, bei Chemikalien und Kunststoffen oder der Erzeugung von Eisen und Stahl, Maschinen, Elektro- und Elektronikausrüstung oder dem Einzelhandel, überall trifft man auf österreichische Unternehmen." Mittlerweile sind um die 4.000 österreichisch-ungarische Unternehmen vor Ort tätig. Stark vertreten sind auch die Banken, Versicherungen, Rechtsanwälte sowie Steuer- und Unternehmensberater. Aus Österreich kamen seit der Wende 2,4 Mrd Euro an Direktinvestitionen in Ungarn an, was etwa zehn Prozent der gesamten ausländischen Investitionen in Ungarn ausmacht. Rejtö: "Der Vorbereitungsprozess für den EU-Beitritt hat die Investitionsszene neu belebt, wobei zu bemerken ist, dass das Bekanntwerden des Beitrittsdatums dem Interesse aus Österreich einen weiteren Schub gegeben hat." Die österreichische Außenhandelsstelle hat zuletzt die Investitionsvorhaben zahlreicher österreichischer Firmen durch Beratung und Begleitung nach Kräften unterstützt; wie z.B. Gabriel Chemie, Liebherr, Datacon, AVL, Magna Steyr, SMC Pneumatic, Strabag, Porsche, Kika, Leier, Hirsch Servo, Baumax, Koloman Handler, Gebrüder Weiss, Pharmapark. Für die bereits bestehenden Niederlassungen österreichischer Unternehmen übt die Außenhandelsstelle intensive Lobbytätigkeit in verschiedensten Bereichen aus. Unterstützung von der Außenhandelsstelle kommt auch in Form von vielfältigen Interventionen in konkreten Anliegen österreichischer Firmen. So konnte etwa gemeinsam mit WKÖ-Präsident Christoph Leitl, der anlässlich der Eröffnung der ersten Auslandsniederlassung des WIFI im Jänner nach Budapest kam, erfolgreich verhindert werden, dass die Exporte der Firma Agrolinz - für welche Ungarn einer der bedeutendsten Märkte ihrer Kunstdünger darstellt - durch vom Ministerium für Wirtschaft und Verkehr erwogene Schutzmaßnahmen auf die Einfuhr von Düngemitteln erschwert werden.

Zur Vertiefung der Handelsbeziehungen plant die Außenhandelsstelle bei der diesjährigen Umwelttechnikmesse ÖKOTECH im Oktober eine Gruppenausstellung und parallel dazu ein Wirtschaftsmission zu organisieren.
     
zurück