Industriekonjunktur: Aufschwung bitte weiter warten!  

erstellt am
29. 04. 03

Neueste Quartals-Umfrage der Industriellenvereinigung (IV) zeigt die Verunsicherung der Unternehmen - Wachstums- und Innovationspolitik ist das Gebot der Stunde
Wien (PdI) - Nach dem raschen militärischen Sieg der USA und Großbritanniens im Irak weicht die wirtschaftliche Verunsicherung in Europa nicht: Die anhaltende Schwäche von Österreichs größtem Handelspartner Deutschland ist nach wie vor neben eigenen Struktur-problemen ein Hindernis für stärkeres Wachstum. Daher wächst Österreich auch weniger als der europäische Schnitt. Die Situation wäre noch dramatischer, würde Österreich nicht von der einmaligen Wachstumsdynamik der EU-Beitrittsländer und seinen starken wirtschaft-lichen Verflechtungen in diesem Wirtschaftsraum profitieren.

Die jüngsten Ergebnisse der Mitgliederbefragung der Industriellenvereinigung aus dem 1. Quartal 2003 zeigen bei wichtigen Indikatoren eine Verschlechterung des Wirtschaftsklimas und geben keinerlei Hinweise auf eine bevorstehende Konjunkturerholung. Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Dkfm. Lorenz Fritz, interpretierte die Ergebnisse folgendermaßen: "Man merkt die anhaltende Verunsicherung der Unternehmen und die angespannte wirtschaftliche Situation. In einer solchen Situation wäre wirtschafts-politische Aufbruchstimmung besonders wichtig." Stattdessen müsse sich die IV mit der Abwehr von Belastungsmaßnahmen aus den Budgetbegleitgesetzen beschäftigen:

  • Beim Altlastensanierungsgesetz sollen aus budgetären Gründen Gebühren erhöht und neue Gebühren erfunden werden - für die Industrie, die ihre eigenen Abfälle verbrennt (und der man dafür gleichzeitig die Ökostromförderung verweigert!)
  • Dazu kommt die Verunsicherung aus der innenpolitischen Situation durch die Pensionsreform: Im Rahmen der Streik-Ankündigungen erklärten hochrangige Gewerkschaftsfunktionäre beispielsweise, die Unternehmen würden die Konfliktkosten zahlen müssen.
  • Im Umweltförderungsgesetz konnte die IV kurzfristig eine bessere Berücksichtigung wirtschaftlicher Faktoren erreichen.


Die IV-Umfrageergebnisse im Detail
Wie der Bereichsleiter für Industriepolitik und Ökonomie der IV, Dr. Erhard Fürst, ausführte, ist das Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung nach einer vorübergehenden Erholung zur Jahreswende deutlich von 9,9 auf 2,1 gefallen. Sowohl die Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage wie der in 6 Monaten ist pessimistischer geworden. Während der Saldo der Prozentanteile positiver und negativer Einschätzungen der Geschäftslage in der Hochkonjunktur bei 40-50 %-Punkten liegt, bewegt er sich gegenwärtig um die Nulllinie. Die Beurteilung des Auftragsbestandes insgesamt und des Bestandes an Auslandsaufträgen hat sich kaum verändert und verharrt auf einem unbefriedigend niedrigen Niveau. Wenig Veränderung seit Jahresende zeigen auch die saisonbereinigten Einschätzungen der Entwicklung der Produktionstätigkeit und der Beschäftigung in den nächsten 3 Monaten. Der Anteil der Unternehmen, die mit einer Beschäftigungsausweitung rechnen, hält sich mit 18 % annähernd die Waage mit jenen, die von einer Beschäftigungsreduktion ausgehen. Verschlechterungen gab es dagegen bei den Angaben zur gegenwärtigen und zukünftigen Ertragslage. Der Saldo aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten verschlechterte sich gegenüber Dezember von -1 auf -5 bzw. von +3 auf -2 für die Zukunftsfrage.

Bei der nach Branchen ausgewerteten Einschätzung des Auftragsbestands ergaben sich deutliche Verschlechterungen - allerdings von einem hohen Niveau aus - bei der Papier- und Pappeverarbeitung, des weiteren bei Bergwerken und Eisenerzeugung, der Fahrzeugindustrie und der Maschinen- und Stahlbauindustrie. Verbesserungen meldeten die Branchen Eisen- und Metallwaren, Gießerei und Chemie sowie - saisonbedingt - die Bauindustrie. Negative Beurteilungssaldi errechneten sich für die Lederverarbeitung, die Bergwerke und Eisenerzeugung, Fahrzeuge, Textil, Papier und Holzverarbeitung.

Kurs der Österreich-Aktie - Aktie um 10 % auf 64 EUR gefallen

Die von der IV quartalsweise durchgeführte Befragung eines Panels von 14 Experten zu Konjunktur, Standortfaktoren und zur politischen Situation stellt die Basis für die Berechnung des Kurses der Österreich AG dar (Ende 1999 = 100 EUR).

Nach der weitgehenden Stabilisierung des Aktienkurses im 4. Quartal 2002 auf 71 EUR rutschte der Kurs im 1. Quartal 2003 um rund 10 % auf 64 EUR ab. Vor allem die nach wie vor negative Konjunkturbeurteilung sowie eine deutlich negativere Einschätzung der politischen Situation seien dafür verantwortlich. Die insgesamt negative Bewertung der Standortfaktoren fiel diesmal abgemildert aus. Per saldo gab es negative Noten für Bildung, Budgetpolitik und Kostenbelastungen für Unternehmen. Positiv wird der Bereich Marktliberalisierung gesehen.

     
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