Ukraine: Exportzuwachsraten von
20 Prozent erwartet
 

erstellt am
29. 04. 03

Nähe zu Österreich, niedrige Löhne, günstige Rohstoffe und 50 Millionen potenzielle Konsumenten machen Ukraine zu einem Zukunftsmarkt
Wien (pwk) - Nach mehr als 10 Jahren als unabhängiger Staat ist die Ukraine immer noch nicht so richtig ins Bewusstsein der Österreicher gerückt. Daran ändert auch nichts, dass ein Teil der heutigen Ukraine zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte und wichtige Beiträge zur österreichischen Kultur aus diesem Gebiet kamen. Die Situation könnte sich aber mit dem EU-Beitritt einiger MOEL-Länder schlagartig ändern. Als Land an der künftigen Außengrenze der EU bekommt insbesondere die Westukraine bereits jetzt großes Interesse von Investoren zu spüren, und das sollte sich nach dem Beitritt noch verstärken.

In Uschgorod, der Hauptstadt der Karpato-Ukraine, eröffnen die künftigen EU-Mitglieder bereits Konsulate, Kooperationsbüros und gemeinsame Handelskammern, um einen Startvorteil bei der Markterschließung gegenüber den alten EU-Staaten zu haben. Aber Österreich ist diesbezüglich nicht untätig und zieht mit. "Auch die WKÖ-Außenhandelsstelle Kiew ist mit einem Korrespondenzbüro in der Handelskammer Transkarpatiens vertreten", sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtscahft Österreich der WKÖ. Österreichische Unternehmen werden in der Ukraine hoch geschätzt. "Allen voran mit der Schifabrik der Firma Fischer in Mukatschevo sind wir bereits jetzt ein wichtiger Partner der Region. Das hilft bei neuen Projekten", sagt Christian Gessl, WKÖ-Handelsdelegierter in Kiew. "Die Kombination aus der räumlichen Nähe zu Österreich, den niedrigen Löhnen, günstigen Rohstoffen und einem aufnahmefähigen, vom Mitbewerb noch weitgehend unentdeckten Markt von 50 Millionen Konsumenten gibt es kaum noch in Europa", ergänzt Walter Koren, um Austro-Unternehmen das Land schmackhaft zu machen.

In den letzten drei Jahren ist die Wirtschaft der Ukraine relativ stark gewachsen, 2000 machte das BIP-Plus 5,9 Prozent aus, 2001 neun Prozent und im vergangenen Jahr 4,1 Prozent. Mit dem Wirtschaftswachstum sind auch große Steigerungsraten bei den österreichischen Exporten einhergegangen - plus 65 Prozent im Jahr 2000, plus 26 Prozent 2001. Nach einer Wachstumspause 2002 (+1,5%) wird für 2003 wieder mit einer Steigerung von rund 20 Prozent gerechnet. Große Aufträge konnte zuletzt die Firma Plasser & Theurer an Land ziehen. Die ukrainischen Staatsbahnen setzen bei der Sanierung und beim Ausbau des Schienennetzes auf österreichische Qualität. Diese Erfolge sollten sich in nächster Zeit auch auf andere Lieferungen an die ukrainischen Bahnen wiederholen lassen. Das steigende Interesse österreichischer Unternehmer an der Ukraine zeigte sich einmal mehr an der ausgebuchten Wirtschaftsmission zu Anfang des Jahres. Seit zwei Jahren nehmen die Teilnehmerzahlen laufend zu und immer mehr neue Firmen wagen sich auf den ukrainischen Markt. In diesem Jahr stehen noch vier Veranstaltungen an: eine Katalogausstellung auf der Metallurgie- und Maschinenbaumesse in Saporizhja, zwei Wirtschaftsmissionen in insgesamt sechs regionale Hauptstädte der Ukraine (Lemberg, Dnipropetrovsk, Cherson, Mikolaiv, Charkiv und Donetzk) und eine Österreichwoche im prestigeträchtigen Grand Plaza Einkaufszentrum in Dnipropetrovsk.

Die infrastrukturelle Basis für den Erfolg neuer österreichischer Exporteure und Investoren in Richtung Ukraine ist gelegt. Einerseits haben Firmen wie Steirerobst, Pfanner, Billa und Fischer beeindruckend gezeigt, dass man in der Ukraine erfolgreich arbeiten kann. Andererseits stellen die fünf Destinationen der AUA in der Ukraine (Kiew, Lemberg, Odessa, Charkiv und Dnipropetrovsk) sicher, dass man den Markt und seinen Standort in der Ukraine bequem und rasch erreichen kann. Und Bank Austria und Raiffeisenbank Ukraine, letztere mit einem bald flächendeckenden Netz an Filialen, stellen jene Finanzdienstleistungen zur Verfügung, die für eine Marktbearbeitung nötig sind. In einigen Bereichen sind österreichische Firmen bereits Marktführer, in vielen Branchen gibt es noch großes Potential. Große Investitionen und damit Zuliefermöglichkeiten und Chancen sollen sich in nächster Zeit beim Ausbau der Tourismusinfrastruktur ergeben. Hotels und Freizeitanlagen sind abgewohnt und benötigen dringend eine Sanierung. Land- und Forstwirtschaft stehen am Beginn einer Aufwärtsentwicklung, an der auch österreichische Firmen mitpartizipieren könnten. Dynamisch entwickeln werden sich auch der gesamte Energiesektor mit dem Themenschwerpunkt Energiesparen sowie der gesamte Umweltschutzbereich.
     
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