Willi Resetarits erhält Dr.-Karl-Renner-Preis  

erstellt am
29. 04. 03

Wien (rk) - Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny verlieh am Montag (28. 04.) im Wiener Rathaus die Preise aus der Dr.-Karl-Renner- Stiftung. Die Preisträger sind Ute Bock, Willi Resetarits, "one world foundation", der Verein "Orpheus Trust" und "ZARA - Verein für Zivilcourage und Antirassismus-Arbeit. Die Preise sind mit einer Gesamtsumme von 43.600 Euro ausgestattet und werden im 3- Jahres-Rhythmus vergeben.

In seinen einleitenden Worten hob Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny die Bedeutung der Kultur für den Integrationsprozess hervor: "In Wien leben etwas mehr als 16 Prozent Zugewanderte aus fast 50 Ländern der Welt. Die Kultur der Zuwanderer wie auch ihre kulturellen Äußerungen werden in dieser Stadt als Bereicherung begriffen. Die Stadt fördert daher jährlich an die 250 Vereine und Projekte aus allen Kulturkreisen, die hier in Wien eine neue Heimat gefunden haben, etwa den Hallamasch, das Fest der Völker im Augarten, die Krakauer Kulturtage sowie zahlreiche kleinere Initiativen, wie indische Tanzabende, Klezmer- Musik aus Polen oder Noruz-Feste".

Die Förderung interkultureller Aktivitäten sei ein wesentlicher Punkt in einem ganzen Bündel von Maßnahmen. Mehrsprachige Beratungsstellen, ausgebuchte Sprachkurse, Integrationswohnprojekte, der Wiener Integrationsfonds und zuletzt das Wahlrecht für Ausländer auf Bezirksebene beweisen, dass die Stadt ihrer gesellschaftspolitischen und moralischen Verantwortung nachkomme, so Mailath-Pokorny. Eine Verantwortung, die die Bundespolitik zu einem Gutteil schuldig bleibe. In diesem Zusammenhang verwies Mailath-Pokorny auf die kürzlich gefällte bahnbrechende Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, nach der Vereine und Private die Kosten für die Betreuung obdachloser Asylwerber vom Bund einklagen können.

Ute Koch sei europaweit als "Mama Bock" bekannt. Sie sei eine Institution, sie habe immer Menschen aufgenommen, die ausgestoßen waren und die niemand haben wollte, sagte Max Koch in seiner Laudatio auf Ute Koch.

Slavko Ninic von der Tschuschenkapelle hielt die Laudatio auf Willi Resetarits: Als einer der bekanntesten und anerkanntesten Künstler dieses Landes habe er sein ganzes Charisma und seinen Bekanntheitsgrad dafür eingesetzt, jenen Menschen zu helfen, die krasse Not leiden. Da sich die Integrationspolitik des Bundes nicht ändern werde, müsse Willi Resetarits wohl noch lange für das Integrationshaus weiterarbeiten.

Einen Überblick über die Bildungsprojekte von "one world foundation Österreich" brachte Peter Leyen, Gründer und Leiter einer medizinischen Station für Schülerinnen und Schüler in Sri Lanka: Sri Lanka habe wegen des verheerenden 20-jährigen Bürgerkriegs den Anschluss an das globalisierte 21. Jahrhundert verpasst. Mit dem Geld aus Renner-Preis könnten sieben Lehrer zwei Jahre beschäftigt werden.

Caspar Einem, BM a.D., kritisierte in seiner Lobrede, dass niemand nach 1945 sich für die vertriebenen Musikschaffenden interessiert habe, obwohl viele von ihnen sehr populär waren. Erst Primavera Gruber, die Seele des "Orpheus Trust", habe diese verdienstvolle Aufgabe übernommen und spüre dem Leben und dem Werk der vertriebenen Künstlerinnen und Künstler nach.

Mit dem Sammeln beklemmender Fallstudien und der Veröffentlichung eines Jahresberichts mache ZARA alltägliche Diskriminierungen erst bewusst und sichtbar, so Univ.-Prof Christian Reder über den Verein für Diskriminierung und Anti- Rassismusarbeit.

Willi Resetarits, populär als "Ostbahn Kurti", erhält den Renner-Preis für seine Tätigkeit als Vorstand des Vereins Integrationshaus, einem Übergangswohnheim, in dem Menschen beherbergt werden, die vor Krieg, Menschenrechtsverletzungen nach Österreich geflüchtet sind.

Ute Bock leitet das Gesellenheim Zohmanngasse, in dem jugendliche Asylanten, vorzugsweise aus Schwarzafrika, betreut werden. Weiteres gründete sie einen Verein zur losen Betreuung von Asylwerbern in dafür angemieteten Kleinwohnungen.

"One world foundation" fördert Bildungsprogramme in Entwicklungsländern, insbesondere für Frauen, um den Analphabetismus in diesen Regionen zu bekämpfen.

Der Verein "Orpheus Trust" befasst sich mit der Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und vergessener Kunst. Sein Ziel ist es, der vom NS-Regime vertriebenen Musik den ihr gebührenden Raum wiederzugeben.

"ZARA", Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, hat sich mit einem Team sozial und juristisch geschulter BeraterInnen auf die Information und Intervention bei rassistischen Diskriminierungen spezialisiert.

Die Renner-Stiftung wurde 1951 anlässlich des 8o. Geburtstages von Dr. Karl Renner ins Leben gerufen. Die Preise werden an Personen und Personengruppen vergeben, die sich Verdienste um Wien und Österreich in kulturellen, sozialen sowie wirtschaftlichen Belangen erworben haben und damit auf nationaler und internationaler Ebene anerkannt sind. Seit 1971 werden die Preise im Drei-Jahres-Rhythmus vergeben, die Zuerkennung erfolgt durch den Bürgermeister der Stadt Wien aufgrund eines Antrages des Kuratoriums der Stiftung.
     
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