Knorpeltransplantation im Linzer AKh  

erstellt am
06. 05. 03

Linz (mag) - An der Abteilung Orthopädie des Allgemeinen öffentlichen Krankenhauses der Stadt Linz kommt seit einiger Zeit eine neue operative Therapie bei Knorpelschäden zum Einsatz. Dabei werden Knorpelzellen gezüchtet und wieder transplantiert.

Der internationale Durchbruch dieser Knorpeltransplantation mittels Zellträgervlies gelang vor rund eineinhalb Jahren. Erstmals war es möglich, Knorpelzellen zu züchten und mit einem resorbierbaren (= vom Körper auflösbaren) Vliesgewebe zu vernetzen. Das Ergebnis wird in der Fachsprache „Knorpelgraft“ genannt und dem Patienten wieder transplantiert. Am Linzer AKh wird seit der Einführung der Knorpeltransplantation diese Methode verwendet.

Die Vorgehensweise
Im Rahmen einer ersten Operation wird eine Biopsie (= Untersuchung von Gewebe, das dem lebenden Organismus entnommen wird) von Knorpelzellen durchgeführt. Mit diesen Zellen wird der Knorpelgraft gezüchtet. Nach rund sechs Wochen erfolgt in einer zweiten Operation die Defektauffüllung mit dem Knorpelgraft. Bisher wurde am Linzer AKh an sieben PatientInnen eine Knorpeltransplantation durchgeführt.

Einsatzgebiete
Vor allem bei mittleren Knorpeldefekten, etwa nach Unfällen, bei Gelenkserkrankungen - wie zum Beispiel gutartigen Zysten - oder bei Durchblutungsstörungen stellt die Knorpeltransplantation die beste Behandlungsmöglichkeit dar. „Denn nur mit einer Transplantation ist eine echte Knorpelheilung möglich“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Böhler. Die PatientInnen müssen jedoch eine lange Entlastungsphase (Fortbewegung nur mit Krücken) von rund vier Monaten in Kauf nehmen. Mit einem Kostenpunkt von zirka 7000 Euro plus Operations- und Spitalskosten handelt es sich auch um eine sehr teure Methode. Für Arthrosen ist diese Methode nicht geeignet.

Therapie von Knorpelschäden
Der menschliche Knorpel ist als wichtiger Gelenksüberzug nicht vollkommen heilungsfähig. Anders als beim Knochen bleiben nach Knorpeldefekten oder Knorpelzerstörungen Dauerschäden bestehen. Der Körper selbst ersetzt den zerstörten Knorpel durch ein Ersatzgewebe, nämlich den weit weniger glatten und weit weniger belastbaren Bindegewebsknorpel. Die orthopädische Therapie von Knorpelschäden sollte deshalb möglichst früh einsetzen, um Dauerschäden gering zu halten. Folgende Therapiemöglichkeiten bestehen:

Prophylaxe: Durch dynamisches Training wie Radfahren (Hometrainer) und Schwimmen
Frühtherapie: Durch knorpelaufbauende Gelenksinjektionen und Heilgymnastik mit Muskeltraining

Operative Therapie: Bei kleineren Defekten bis ein mal ein Zentimeter wird die Mosaikplastik angewandt, bei mittleren Defekten bis zwei mal drei Zentimetern ist nun die Knorpeltransplantation möglich und bei größeren Defekten und vor allem in Verbindung mit einer Arthrose sind gewichtsverlagernde Operationen (so genannte Umstellungsosteotomien beziehungsweise Kunstgelenke und künstliche Teilgelenke) erforderlich.

Österreichs Orthopäden tonangebend

Die österreichische Orthopädie genießt europaweit einen besonderes hohen Ruf und die Ideen werden enorm geschätzt. Österreichische Orthopäden beeinflussen die derzeitige Entwicklung in führenden wissenschaftlichen Gesellschaften.

So ist Prim. Univ. Prof. Dr. Nikolaus Böhler vom Linzer AKh derzeit für zwei Jahre Präsident der Europäischen Orthopädengesellschaft (EFORT) mit zirka 32.000 Mitgliedern. Darüber hinaus ist er Organisator des Europäischen Kongresses 2003 in Helsinki im Juni, wo 4000 TeilnehmerInnen erwartet werden.

Prof. Martin Krismer – Chef der Orthopädischen Universitätsklinik Innsbruck ist Präsident der European Hip Society, der Europäischen Hüftgesellschaft.

Prof. Rainer Kotz – Chef der Orthopädischen Universitätsklinik Wien - hat gerade seine zweijährige Präsidentschaft in der internationalen Orthopädengesellschaft SICOT beendet.
     
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