Serge Sabarsky-Ausstellung mußte abgesagt werden  

erstellt am
19. 05. 03

Das Historische Museum musste aus rechtlichen Gründen die Ausstellung »Serge Sabarsky – Ein Wiener Sammler in New York« absagen.
Wien (kunstnet) - Die Museen der Stadt Wien geben mit großem Bedauern die Absage der Ausstellung "Serge Sabarsky - Ein Wiener Sammler in New York" bekannt, die im Historischen Museum am Karlsplatz am 21. Mai hätte eröffnet werden sollen. Im Zentrum dieser von der New Yorker Sabarsky-Sammlung für Wien entwickelten Hommage an den 1996 verstorbenen Sammler, Kunsthändler und Ausstellungsmacher sollten neben biografischem Material Gemälde und Aquarelle der Wiener Moderne (Schiele, Klimt, Kokoschka u.a.) und des deutschen Expressionismus (Beckmann, Dix, Heckel u.a.) stehen. Die erfolgreiche Ausstellung "Liechtenstein. Ein Fürst beschenkt Wien" wird somit bis zum 22. Juni verlängert. Für die Sommermonate wird eine hochkarätige Ersatzausstellung mit Wiener "Plakatkunst um 1900" konzipiert (10. Juli bis 21. September).

Bis zuletzt wurde zwischen New York und Wien über die Eliminierung oder Abmilderung eines Vertragspassus verhandelt, der für die Museen der Stadt Wien unannehmbar war: Der Sabarsky Trust bestand auf einem uneingeschränktem Schutz vor privaten und behördlichen Ansprüchen und auf der Übernahme einer Schadensersatzpflicht, die eine unbegrenzte Haftung des Wiener Museums für jegliche Rechtskonflikte, die sich aus gar nicht absehbaren Eigentumsstreitigkeiten oder Beschlagnahme-Klagen um die nach Wien geschickten Kunstwerke aus der Sammlung Sabarsky eventuell hätten ergeben können. Grundlage des Leihvertrages sollte das Recht des Staates New York sein. "Wir waren mit einer prohibitiven Forderung konfrontiert", so Museumsdirektor Wolfgang Kos, "weil, wie uns unser Rechtsberater versicherte, das Risiko absolut unabsehbar und nicht versicherbar ist. Für ein aus öffentlichen Mitteln finanziertes Museum würde so eine völlig unkalkulierbare und unverantwortliche Situation entstehen."

Die Ausstellung war im Sommer 2002 von der New Yorker Sabarsky-Sammlung den Museen der Stadt Wien angeboten worden. Im Haus am Karlsplatz hatten in den frühen achtziger Jahren drei legendäre Sabarsky-Ausstellungen mit Werken von Schiele, Klimt und Kokoschka stattgefunden. Diesmal sollte die Persönlichkeit des aus Wien emigrierten Sammlers, Händlers und Kunstfanatikers im Mittelpunkt stehen - mit einer Auswahl exemplarischer Werke aus seiner Sammlung. Es bestand auf beiden Seiten enorme Begeisterung für das Projekt. Ein erster Vertragsentwurf wurde dem Wiener Museum jedoch erst im März 2003 vorgelegt, auch bezüglich der Werkliste gab es bis April Unschärfen. Angelika E. Röhr, kaufmännische Leiterin der Museen der Stadt Wien: "Ein ebenfalls von der Sabarsky-Sammlung verlangter Passus, wonach die Museen der Stadt Wien eine Art Immunität der Kunstwerke während ihrer Ausstellung in Wien hätte garantieren sollen, wurde aus dem Vertragsentwurf zwar gestrichen, weil eine solche `immunity` im österreichischen Recht nicht vorgesehen ist. Die Haftungs- und Schadenersatzklausel für jegliche Rechtsfolgen konnte vom Anbieter der Ausstellung aber leider doch nicht zurückgezogen werden, obwohl sich alle Beteiligten um eine Lösung bemühten. Faktum bleibt, dass uns eine Ausstellung versprochen wurde, die sich letztlich nicht als durchführbar erwies." Es muss angenommen werden, dass die Angst der Sabarsky-Sammlung vor behördlichen und privaten gerichtlichen Maßnahmen eine Auswahl von Werken nach Wien zu schicken, mit der zunehmenden Bedeutung von Provenienz-Fragen von nach 1945 erworbenen Kunstwerken zusammenhängt. Erschwerend war zudem, dass während der Ausstellungsplanung Serge Sabarskys Witwe Vally verstorben ist, wodurch die Sammlung im Zuge des Nachlassverfahrens unter Treuhänderschaft kam.

"Wir wollten uns nicht vorwerfen lassen, einer grandiosen und für Wien wichtigen Ausstellung nicht bis zuletzt eine Chance zu geben", so Wolfgang Kos, der die Absage vor allem angesichts der bereits geleisteten Vorarbeit der Kuratorinnen und Katalogherausgeber (Annette Vogel seitens der Sabarsky Collection, Ursula Storch seitens des Historischen Museums und der Wiener Publizist Hans Haider) bedauert: "Wir haben einen quasi fertigen Katalog, dessen Druck noch verhindert werden konnte und jede Menge gestrandetes Engagement". Im Wiener Museum hofft man, dass die Sabarsky-Sammlung einen Teil der entstandenen Kosten mitträgt und ist offen für den Wunsch des Sabarsky-Treuhänders, die Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt ("wenn wir das Rechtliche lösen können") nachzuholen.
     
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