Faktor X - Ressourcen intelligenter nutzen  

erstellt am
14. 05. 03

Internetportal der Aachener Stiftung zum Thema Dematerialisierung. Die wichtigsten Köpfe, Beispiele und Ideen
Aachen - Die Ressourcenfrage ist kein Schön-Wetter-Thema. Im 21. Jahrhundert stößt die Menschheit hart an ihre natürlichen Grenzen: Erdöl, Wasser und Boden. Ein globaler Verteilungskampf steht ins Haus. Beim Irak-Konflikt sind wir mitten drin.

Wenn zwischen 2010 und 2020 die Hälfte des Erdöls weltweit verbraucht sein wird, schießt der Ölpreis in die Höhe. Aber auch, wenn die Vorräte ein bisschen länger reichen. Wir dürfen das gar nicht verfeuern! - die Klimakatastrophe wäre perfekt.

Es geht nicht um die Erschöpfung einzelner Ressourcen. Sondern darum, die ökologischen Systeme des Planeten zu erhalten: die Atmosphäre, die Wälder, die Ozeane und den Boden. Und zwar für absehbare acht bis zehn Milliarden Menschen.

Ein Mitteleuropäer verbraucht etwa 75 Tonnen Natur im Jahr, ohne Wasser. Ein Vietnamese dagegen nur zwei Tonnen. Die wirtschaftliche Aufholjagd der Chinesen, der Inder, der Südamerikaner lässt den Ressourcenverbrauch gewaltig anschwellen, die Eingriffe in die Natur werden immer tiefer. Niemand weiß, wann die ökologischen Systeme kollabieren. Die Warnsignale sind nicht zu übersehen: beim Klima, bei der Überfischung der Meere, beim Raubbau an den tropischen Regenwäldern.

Das Gegenrezept heißt: Dematerialisierung, mehr Wohlstand aus einer Tonne Öl, aus einem Kilogramm Stahl oder Papier - Ressourcen intelligenter nutzen. Der Ansatz, wie er seit zehn Jahren mit den Namen Friedrich Schmidt-Bleek und Ernst Ulrich von Weizsäcker verbunden ist. Ob Faktor 4, Faktor 10 oder mehr - die Ressourceneffizienz muss radikal gesteigert werden. Wir nennen es Faktor X.

Noch gar nicht so lange her, da füllten Rechenmaschinen ganze Räume; heute leistet jeder Laptop ein Vielfaches. Nur: Millionen PC fressen mehr Ressourcen als ein paar hundert Großrechner - der Bumerangeffekt. Die Dematerialisierung muss gestaltet werden! Nur bei sinnvollen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird sie ihre Stärken entfalten: angemessenen Wohlstand in Nord und Süd, den Funktionserhalt der Ökosphäre; und wenn es gelingt, Ressourcen statt Arbeit zu besteuern, werden erhebliche Beschäftigungseffekte möglich - also win-win-win.

Die Dematerialisierung ist kein Allheilmittel, aber ein notwendiger Bestandteil jeder Nachhaltigkeitsstrategie.

www.faktor-x.de, das Portal der Aachener Stiftung Kathy Beys, spiegelt die Diskussion in ihrer gesamten Breite: technisch, wirtschaftlich und politisch, dabei durchaus kontrovers. Und auf eine journalistische Weise: die besten Köpfe, die interessantesten Ideen und Beispiele. Das Portal zeigt bildhaft die wichtigsten Zusammenhänge und führt zur vertiefenden Diskussion im Internet.

Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftslenker wie Braungart, Elkington, Flatz, Fussler, Halls, Lovins, Schmidt-Bleek, Schwartz, Stahel, von Weizsäcker und Yamamoto, kommen im Interview zu Wort. Vom kommenden Herbst an auch hörbar, dann wird das Portal um Audio-Files ergänzt.

Die Dematerialisierung wird von der Weltbank, der OECD, der Europäischen Union und von einer Reihe Ländern, darunter Deutschland, Österreich, und Japan, unterstützt. Ressourceneffizienz ist bereits ein gutes Geschäft. Die Chancen sind gar nicht zu unterschätzen. Japans Strategie zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit geht direkt auf die Faktor 10-Konzeption zurück. Nur dematerialisierte Produkte und Dienstleistungen werden auf den Märkten der Welt in Zukunft eine Chance haben.
     
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