Erzdiözese Wien schließt Seligsprechungsprozess für Abbe Braun ab  

erstellt am
23. 05. 03

Der Priester aus dem französischen Lothringen war der Gründer der »Dienerinnen des heiligsten Herzens Jesu« und ein Sozialpionier
Wien (kath.net / PEW) - Den diözesanen Seligsprechungsprozess für den 1882 verstorbenen Ordensgründer und Sozialpionier Peter Victor Braun schließt die Erzdiözese Wien demnächst ab. Kardinal Christoph Schönborn wird am Pfingstmontag, 9. Juni, in der Kirche des Herz-Jesu-Krankenhauses in Wien-Landstraße den feierlichen Abschlussgottesdienst zelebrieren. Danach geht der Akt nach Rom. Der Seligsprechungsprozess war 1991 aufgenommen worden.

Peter Victor Braun wurde am 5. Juni 1825 in St. Avold im französischen Lothringen geboren. Früh erwachte in ihm der Wunsch, Priester und Missionar zu werden, was zunächst angesichts seiner Kränklichkeit unmöglich erschien. Dennoch wurde er nach viel Geduld am 14. Juni 1851 zum Priester geweiht und kam als Präfekt in ein Knabeninternat in Metz. Braun fühlte sich aber immer mehr zum Ordensleben berufen, zumal ihm der Heilige Pfarrer von Ars prophetisch angedeutet hatte, er werde selber einmal eine Kongregation ins Leben rufen.

1862 übersiedelte Braun nach Paris und schloss sich der im Entstehen begriffenen Gemeinschaft der "Brüder vom Heiligen Vinzenz von Paul" an. In der Seelsorge lernte er das Schicksal der deutschsprachigen Gastarbeiter in der französischen Hauptstadt kennen. Er wurde ein beliebter Seelsorger und stets "belagerter" Beichtvater in der Kirche Notre-Dame-des-Victoires in Paris. Dabei wurde er auf die Gefährdung deutscher Dienstmädchen in Paris aufmerksam, von denen viele erst auf Arbeitssuche waren. Um ihnen zu helfen, sammelte er bereitwillige Frauen um sich, mit denen er am 17. Oktober 1866 eine geistliche Gemeinschaft gründete, die sich den Armen widmen sollte, vor allem den Kranken, Arbeitssuchenden und Waisen.

Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 kümmerten sich die neuen "Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu" um die Verwundetenpflege in den Lazaretten und Ambulanzen. Zug um Zug fasste der neue Orden auch international Fuß: Eine Gruppe von Schwestern verschlug es 1870 nach London. Und als der Gründer der Wiener Rettungsgesellschaft, Jaromir Mundy, 1871 die Herz-Jesu-Dienerinnen in einer Pariser Ambulanz an der Arbeit sah, fasste er den Plan, die Schwestern nach Wien zu holen. Das Vorhaben wurde 1873 an der Wiener "Rudolph-Stiftung" verwirklicht.

Braun - inzwischen als "Vater Stifter" bekannt - war inzwischen schwer von der Lungentuberkulose gezeichnet. Dennoch schleppte er sich quer durch Europa, um den Aufbau seiner Schwesterngemeinschaft zu lenken und voranzubringen. Als leidenschaftlicher Europäer machte ihm neben seiner Krankheit innerlich auch der Nationalismus schwer zu schaffen. Am Christi-Himmelfahrtstag 1882, am 18. Mai, starb Braun im Mutterhaus der Kongregation in Argenteuil im Ruf der Heiligkeit.

Aus der von Braun gegründeten Schwestergemeinschaft bildeten sich drei Provinzen: in Frankreich, England und Österreich. Historische Umstände führten zur Entstehung von drei unabhängigen Instituten mit je einem eigenen Mutterhaus in Argenteuil (1884), in Chigwell (1902) und in Wien (1893). Unterdessen streben alle drei Kongregationen, die zusammen etwa 500 Mitglieder zählen, die Gründung einer Föderation an.

Der französische Zweig des Ordens wirkt heute in Frankreich, Belgien, Mali (Afrika), Kolumbien (Südamerika) und auf den Philippinen. Die Schwestern, die zum englischen Mutterhaus in Chigwell gehören, sind in England, Irland, Schottland, Wales, Kalifornien (USA), Kolumbien, Zambia, Uganda, El Salvador und auf den Philippinen tätig. Der Wiener Zweig wirkt neben Österreich auch in Deutschland, in Tschechien und in Polen.

Nachdem die "Dienerinnen des heiligsten Herzen Jesu" 1873 nach Wien gekommen waren, um in der Rudolph-Stiftung sowie in der Hauskrankenpflege zu arbeiten, fanden die Schwestern bis 1879 ihre Unterkunft zunächst am Rennweg. 1890 fand die Grundsteinlegung für das neue Mutterhaus in der Keinergasse 37 statt. Der Bau der Herz- Jesu-Kirche wurde 1904 in Angriff genommen und 1906 vollendet. Der Orden hat in Österreich drei Niederlassungen: das Mutterhaus in Wien mit dem Herz-Jesu-Krankenhaus, einem Kindergarten und einem Hort, das Altenheim in Unter St. Veit und das Noviziatshaus in Gainfarn bei Bad Vöslau.
     
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