Die »Schotten« in Wien  

erstellt am
22. 05. 03

Auf den Spuren der Gründerväter
Wien (walsch.pr) - Vom 23. Mai bis 28. September kehren die Benediktinermönche des Schottenstiftes zu ihren Wurzeln zurück. Handschriften, Skulpturen, bauliche Fragmente aus Irland, Regensburg und Wien dokumentieren die ersten 250 Jahre nach der Gründung des Schottenstiftes 1155 auf der Wiener Freyung.

Wiens älteste Kulturdenkmäler
Einen Schwerpunkt der Ausstellung über die iroschottischen Gründerväter des Benediktinerstiftes


Romanische Schottenkirche in einer Initiale eines Fragmentes aus dem 15. Jhdt. Archiv Schottenstift Wien, Museum Schottenstift

Foto: Schottenstift
bilden die ältesten Musikdenkmäler Wiens. Die kostbaren - und großteils noch nie veröffentlichten – Fragmente sind Reste alter Handschriften und dokumentieren die täglichen mittelalterlichen Mönchsliturgien.

Einen weiteren Teil der Ausstellung stellen die heute noch erhaltenen, kunsthistorischen Reste der romanischen Klosteranlage des Benediktinerstiftes dar. Die Schau im Museum im Schottenstift dokumentiert Geschichte und Herkunft der Mönche und deren Leben und Bedeutung für das mittelalterliche Wien anhand von noch erhaltenen Beständen ihrer Kultur.

Das Schottenstift auf der Wiener Freyung wurde 1155 von eingewanderten iroschottischen Mönchen gegründet und bis 1418 auch von diesen bewohnt. Im Zuge der Reform Herzog Albrecht V. verließen die iroschottischen Mönche die Abtei. Diese ersten in Wien ansässigen Benediktinermönche stammten aus Irland und importierten nicht nur ihre Kultur, sondern unterhielten u. a. rege Kontakte mit dem Gründungskloster St. Jakob in Regensburg.

Die ausgestellten Exponate stammen daher nicht nur aus den Archiven des Schottenstiftes, der Österreichischen Nationalbibliothek, dem Archiv der Universität Wien, sondern auch der Bischöflichen Zentralbibliothek in Regensburg und Archiven in Irland, der Schweiz, usw.

Gründungsurkunden, Handschriften und Münzen
Gezeigt werden u.a. die Gründungsurkunde des Schottenstiftes in Wien und die Gründungsurkunde der, dem Konvent wissenschaftlich überaus


Madonna: Romanische Madonna des Schottenstiftes, Schottenkirche/Romanische Kapelle, um 1230, unbekannter Meister

Foto: Schottenstift
verbundenen, Wiener Universität; Handschriften aus dem Mutterkloster in Regensburg und der Wiener Tochtergründung, besonders eine von Marianus Scotus, dem Gründer des Regensburger Schottenklosters mit eigener Hand verfasste Schrift; Alte Regensburger und Wiener Münzen des 12.-14. Jahrhunderts waren das Zahlungsmittel der iroschottischen Mönche;

Eigens für diese Ausstellung wurden die Reste eines noch nie gezeigten Flügelaltares einer Filialkirche des Schottenstiftes mit Darstellungen aus dem Leben des Hl. Ulrich restauriert. Der Faksimile-Verlag Luzern stellte für die Ausstellung im Schottenmuseum je eine Reproduktion des berühmten Book of Kells und des Book of Lindisfarne zur Verfügung.

Romanische Wurzeln in Architektur und Skulptur
Spuren der ersten Schotten in Wien findet man aber auch in der Architektur. Objekte wie die Reste der ersten Schottenkirche in Wien (Romanische Kapelle), die im Museum im Schottenstift ausgestellte romanische Säule und die in der Romanischen Kapelle aufgestellte älteste Marienstatue Wiens machen die Gründerzeit des Stiftes greifbar.

Mittelalterliche Musik
Gustostückerln hinsichtlich der Schreibkunst der Mönche sind aber die mittelalterlichen Musikfragmente des 12. - 13. Jahrhunderts aus dem Regensburger und


Der heilige Ulrich beim Kirchenbau in Augsburg, um 1500, unbekannter Meister, Teil eines Flügelaltars, Museum Stift Schotten

Foto: Schottenstift
Wiener Schottenstift, die zeigen, dass die musikkulturelle Bedeutung der Iroschotten für Wiens Musikgeschichte gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Anläßlich der Eröffnung der Ausstellung präsentiert sich die mittelalterliche Musik der Schotten in Wien in „Sight & Sound“. Die Kulturvereinigung im Schottenstift bittet am Freitag, 23. Mai 2003, um 19.30, im Prälatensaal des Schottenstiftes, zu einem Konzert mit dem international renommierten Ensemble „Altramar“ aus den USA. Zu hören sind nicht nur alte irische Gesänge des 9.-12. Jahrhunderts, sondern auch Melodien, die den in der Ausstellung gezeigten Musikfragmenten des Wiener Schottenstiftes entnommen wurden, wie z.B. jene zum Fest des irischen Heiligen Kilian.

Fachsymposium und Buch
Ergänzend zur Ausstellung findet im Herbst ein international besetztes Fachsymposium zum Thema, in dessen Rahmen auch weitere Konzerte mit Musik der iroschottischen Mönche stattfinden, statt. Ein von Dr. Martin Czernin im Verlag ADEVA/Graz herausgegebenes Buch über „Die Musik der irischen Benediktiner in Wien” wird gerade fertig gestellt.

Öffnungszeiten Museum: Mo. – Sa.: 10.00 bis 17.00 Uhr
Feiertage: geschlossen
Weitere Informationen:
http://www.schottenstift.at
     
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