Bienen bestimmen Lernfähigkeit der Nachkommen selbst  

erstellt am
21. 05. 03

Temperatur ist Indikator für Kommunikationsfähigkeit
Würzburg (pte) - Wissenschaftlern der Universität Würzburg ist es gelungen, die Ausbildung der Lernfähigkeit von Honigbienen zu erforschen. Demnach hängen viele dieser Fähigkeiten von der Temperatur im Brutnest ab, wo sich die Larven über Puppen zu erwachsenen Bienen entwickeln. Die Forscher haben ihre Erkenntnisse in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.

"Honigbienen können das Lernverhalten und die Kommunikationsfähigkeit ihrer Nachkommen selbst bestimmen. Entscheidend dabei ist die Temperatur, bei der sich die Bienenpuppen entwickeln", so Studienleiter Jürgen Tautz, Zoologe an der Universität von Würzburg. Eine Kolonie Honigbienen sammelt im Laufe eines Sommers Blütennektar mit einem Energiegehalt von insgesamt fünf Mio. Kilo-Joules. Um diese Arbeit möglichst effektiv erledigen zu können, müssen die Tiere über hoch entwickelte Lern- und Kommunikationsfähigkeiten verfügen wie etwa den Weg von Stock zur Blütenwiese zu finden oder die unterschiedlichen Blütentypen zu erkennen. Eine Kolonie verwendet etwa 40 Prozent der im Nektar steckenden Energie, um das Brutnest auf eine mittlere Temperatur von 35 Grad Celsius zu klimatisieren. "In Wirklichkeit stellt sich das Brutnest aber wie eine Art Flickenteppich mit unterschiedlich temperierten Brutbereichen dar", erklärt der Forscher. Die Forscher haben untersucht, welche Folgen Temperaturunterschiede für die Nachkommenschaft haben.

In Brutschränken, in denen die Temperaturen höchstens 34,5 Grad Celsius betrugen, entstanden Bienen, die ihr angelerntes Wissen leichter vergessen und deren Schwänzeltänze weniger wirksam waren. Bei 36 Grad entwickelten sich die "klügsten Tiere". "Man kann vermuten, dass es rein äußere Bedingungen wie eine ungünstige Position der Brutzellen innerhalb des Nestes sind, die eine durchgehend optimale Temperierung verhindern", so Tautz. Doch der Forscher geht davon aus, dass eine Kolonie die Anzahl der hoch begabten Bienen durch die Klimatisierung steuern kann. Das sei sinnvoll, weil es sehr von den inneren und äußeren Bedingungen abhängt, wie effektiv eine Kolonie Nektar sammeln muss. Tautz geht davon aus, dass mit diesen Experimenten ein Fall der Rückkopplung von Nervensystemen auf Nervensysteme entdeckt wurde: Besondere Leistungen des Zentralnervensystems, das Lernen und Kommunizieren, dienen der Ansammlung von Energie in Form von Nektar. "Aus der Umsetzung dieser Energie in Wärme für die Brut der Bienen, ebenfalls eine Verhaltensleistung und somit Produkt des Nervensystems, entstehen wiederum kluge Bienen, die dieses Rad durch bestmögliche Lernfähigkeit und hochwirksame Kommunikation leistungsfähig weiterdrehen können", führt der Wissenschaftler aus.
     
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