Bildungspolitik  

erstellt am
20. 05. 03

 Tumpel: Regierung gefährdet Berufsausbildung für Jugendliche
Für Herbst 2003 sind zusätzlich 7.000 Schulplätze an berufsbildenden Schulen notwendig
Wien (ak) - Der Budgetvoranschlag im Bereich Bildung und Wissenschaft bringt für 2003 nur eine geringfügige Erhöhung. Diese deckt nicht einmal die automatisch steigenden Personalkosten. "Eine Vorsorge für den dringenden Ausbau im Bereich der berufsbildenden Schulen wurde nicht getroffen", kritisiert AK Präsident Herbert Tumpel. Die Zahl der SchülerInnen an berufsbildenden Schulen ist in den letzten Jahren jeweils um zwei Prozent gestiegen und ab dem Schuljahr 2003/04 nimmt auch die Bevölkerung im 16. Lebensjahr wieder zu. "Bereits letztes Jahr wurden österreichweit 6.000 Jugendliche abgewiesen, obwohl sie die schulischen Voraussetzungen erbrachten. Mit dem vorgelegten Budget werden es noch mehr werden", sagt Tumpel. Um die Ausbildungswünsche der Jugendlichen im Herbst 2003 zu decken, müssen zusätzlich 7.000 und für den Schulbeginn 2004 weitere 1.000 Schulplätze an berufsbildenden Schulen zur Verfügung gestellt werden.

Für die berufsbildenden Schulen ist ein umfangreiches Ausbau- und Investitionsprogramm notwendig, damit der Ansturm auf dieses Schulwesen bewältigt werden kann. Dies ist von umso größerer Bedeutung als der Lehrstellenmarkt seit Jahren strukturell bedingte Einbrüche verzeichnet. "Die Bundesregierung schwächt den Wirtschaftsstandort Österreich und nimmt einer steigenden Anzahl von jungen Menschen die Chance auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft", sagt Tumpel.

Die EU Bildungsminister und auch Bildungsministerin Gehrer haben Anfang Mai festgelegt, dass bis 2010 85 Prozent der 22jährigen über einen Abschluss in einer weiterführenden Schule verfügen sollen. In Österreich liegt zur Zeit der Anteil derer, die nach der Pflichtschule eine weiterführende Schule oder eine Lehrausbildung abschließen bei 80%. Wenn das Ziel einer fünfprozentigen Steigerung der Jugendlichen mit Abschluss an einer weiterführenden Schule erreicht werden soll, müssen nach dieser Selbstverpflichtung der österreichischen Bildungsministerin alle Jugendlichen, die die Voraussetzungen erfüllen und einen Ausbildungsplatz an einer berufsbildenden Schule anstreben, auch einen Ausbildungsplatz bekommen. "Mit dem jetzigen Budget wird Österreich diese Quote nicht erreichen. Wir müssen sogar befürchten, dass das Ausbildungsniveau der Jugendlichen zurückgeht", so Tumpel.

Besonders erschreckend ist, dass immerhin rund 7000 Jugendliche jedes Jahr nicht einmal eine weiterführende Ausbildung aufnehmen. Ergänzt durch die hohen Abbruchraten fehlt dann einem Fünftel der Jugendlichen der berufsrelevante Abschluss.

 

 Amon: Arbeiterkammer kritisiert aufgrund willkürlicher Schätzungen
Behauptungen Tumpels wurden bereits im Vorjahr eindeutig widerlegt
Wien (övp-pk) - "Wie in jedem Frühjahr werden auch heuer wieder von der Arbeiterkammer Behauptungen in den Raum gestellt, die erstens nicht auf einer seriösen Erhebung, sondern nur auf willkürlichen Schätzungen der Arbeiterkammer selbst beruhen und zweitens bereits im vergangenen Jahr klar widerlegt wurden", sagte ÖVP-Bildungssprecher Abg.z.NR Werner Amon am Montag (19. 05.) zu den Aussagen von Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel, der behauptet habe, dass im Bereich der berufsbildenden höheren Schulen 7.000 Plätze fehlten.

Im vergangenen Jahr habe Tumpel von 6.000 fehlenden Ausbildungsplätzen gesprochen und als besonders markantes Beispiel die HTL Rennweg genannt, wo angeblich über 500 Schüler abgewiesen worden seien. Bereits damals hätten sich Tumpels Behauptungen als haltlos erwiesen. "Die Arbeiterkammer hat einfach alle Wartelisten den tatsächlichen Schulplätzen gegenübergestellt. Die üblichen Mehrfachnennungen (Anmeldung an mehreren Schulen) blieben beim Zusammenzählen aber unberücksichtigt", so Amon. Gerade im HTL-Bereich gebe es jährlich bis zu 40 Prozent Doppel- und Mehrfachnennungen bei der Anmeldung.

"Die HTL Rennweg konnte, entgegen Tumpels Behauptungen, alle Schülerinnen und Schüler, die diese Schule besuchen wollten, aufnehmen und musste niemanden abweisen, wie der zuständige Abteilungsvorstand bestätigt hat", sagte der ÖVP-Bildungssprecher. Fast 20 Prozent der Schüler, die angemeldet gewesen seien und einen fixen Schulplatz gehabt hätten, seien allerdings am ersten Schultag gar nicht erschienen. So seien 19 Jugendliche, die sich auf der Warteliste befunden hatten und am ersten Schultag erschienen waren, aufgenommen worden - ohne, dass die gesetzliche Klassenschülerhöchstzahl erreicht worden wäre.

"Es ist bedauerlich, dass der Arbeiterkammer-Präsident auch heuer wieder versucht, Schüler und Eltern mit willkürlichen Zahlenspielen zu verunsichern", sagte Amon. Die Fakten belegten nämlich die erfolgreiche Entwicklung der berufsbildenden höheren Schulen in den vergangenen Jahren.

Seit 1995 sind durch Neubauten von berufsbildenden und allgemeinbildenden mittleren und höheren Schulen 23.300 zusätzliche Schulplätze geschaffen worden. Im Schulbauprogramm ist bereits dafür gesorgt worden, dass bis 2006 weitere 12.500 Schulplätze folgen. "Insbesondere im zukunftsorientierten Bereich der Informatik bzw. Informationstechnologie konnte im vergangenen Schuljahr eine beachtliche Steigerung der Schülerzahlen erreicht werden, und zwar um 14,2 Prozent. Damit ist sichergestellt, dass Eltern für ihre Kinder eine Schule wählen können, die den persönlichen Stärken und Schwächen ihrer Kinder entspricht", schloss der ÖVP-Bildungssprecher.
 
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