Sparen und Finanzieren im Jahr 2002  

erstellt am
12. 06. 03

Geldvermögensbildung und Finanzierung der nichtfinanziellen Sektoren in Österreich
Wien (oenb) - Die privaten Haushalte investierten 2002 in Finanzanlagen rund 12,6 Mrd EUR, wobei die Auswahl sehr risikoavers ausfiel. Ein wichtiger Punkt war die Privatvorsorge durch den Erwerb von Lebensversicherungen und Pensionskasseneinzahlungen.
Das Geldvermögen der privaten Haushalte erreichte zum 31. Dezember 2002 einen Wert von rund 290 Mrd EUR; das ist mehr als das Zweifache des verfügbaren Einkommens.
Die Unternehmen reduzierten markant ihre Bruttoanlageinvestitionen und die damit verbundene Finanzierung im Jahr 2002. Die Neuverschuldung erreichte ein Volumen von 12,1 Mrd EUR. Inländische Bankkredite an Unternehmen verzeichneten seit Jahren erstmals Rückgänge.

Die privaten Haushalte erhöhten im Jahr 2002 ihr Geldvermögen um 4,5% durch Finanzinvestitionen vor allem in Einlagen, Schuldverschreibungen und Versicherungs-sparprodukte. Wesentlich zu der Steigerung hat auch der Wiederanstieg des Bargeldbestands beigetragen.

Insgesamt dürften die Veranlagungen im Jahr 2002 mit einem Gesamtvolumen von 12,6 Mrd EUR von risikoaversen Auswahlkriterien dominiert worden sein, womit sich die Entwicklung aus dem Jahr 2001 im Berichtsjahr fortsetzte.

Die privaten Haushalte investierten dabei ein Drittel in Finanzanlagen, die von Banken angeboten wurden. Neben den Einlagen in Höhe von rund 3,4 Mrd EUR kauften sie um 1,1 Mrd EUR Schuldverschreibungen. Bei den Bankemissionen handelt es sich zum größeren Teil um steuerlich begünstigte Wohnbauanleihen. Die im Jahr 2002 über das Internet verkauften Bundesschatz-scheine wurden von privaten Haushalten um knapp mehr als 100 Mio EUR erworben.

Die Euro-Bargeldeinführung führte im Jahr 2001 zu einer Auflösung der Schilling-Bargeldbestände in Höhe von 3 Mrd EUR. Diesem temporären Rückgang stand im Jahr 2002 wieder ein Anstieg von rund 3,6 Mrd EUR gegenüber.

Eine wichtige Form der Veranlagung war, wie schon im Jahr 2001, die Privatvorsorge. Die Zuwächse in Form von Lebensversicherungen und Pensionskasseneinzahlungen betrugen im Jahr 2002 insgesamt 3,7 Mrd EUR, davon drei Viertel auf Einzahlungen in Lebensversicherungen.

Dagegen dürften die anhaltenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten das Interesse an Aktien und Investmentzertifikaten deutlich gesenkt haben. Betrug der Erwerb von Aktien und Investmentzertifikaten im Jahr 2001 3,8 Mrd EUR, so erwarben die privaten Haushalte diese Finanzanlagen im Berichtsjahr nur noch um 900 Mio EUR. Maßgeblich für diese Entwicklung war die sehr zurückhaltende Nachfrage nach inländischen Investmentzertifikaten in Höhe von 370 Mio EUR (2001: 2,4 Mrd EUR).

Die Kreditnachfrage der privaten Haushalte blieb 2002 im Vergleich zum Jahr 2001 konstant. Die Neuverschuldung erreichte ein Volumen von 4,3 Mrd EUR. Konsum- als auch Wohnbaukredite sorgten für den größten Teil dieses Anstiegs. Wie schon in den Vorjahren beobachtet, verschuldeten sich private Haushalte auch im Jahr 2002 maßgeblich durch Fremdwährungskredite (2002: 2,7 Mrd. EUR).

Das gesamte Geldvermögen der privaten Haushalte erreichte zum Stichtag 31. Dezember 2002 einen Wert von 290 Mrd EUR (2001: 281 Mrd EUR), das ist mehr als das Zweifache des verfügbaren Einkommens dieses Sektors.
Den Zuwächsen aus den Veranlagungen standen Bewertungsverluste für Teile des Geldvermögens gegenüber. Der Marktwert der Investmentzertifikate und Aktien fiel im Jahr 2002 um 3,5 Mrd EUR.

Die Verschuldung der privaten Haushalte stieg im Berichtsjahr von 85,3 auf knapp unter 90 Mrd EUR, woraus sich ein Nettogeldvermögen von rund 200 Mrd EUR errechnet.

Die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (Unternehmen) verringerten im Jahr 2002 markant ihre Bruttoanlageinvestitionen. Ebenfalls rückläufig war daher die Neuverschuldung dieses Sektors. Die im Jahr 2002 in Anspruch genommenen Finanzie-rungen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften machten 12,1 Mrd EUR aus, wovon 9/10 durch Kredite aufgebracht wurden. Ein Jahr davor erreichte die Neuverschuldung noch einen Wert von rund 21 Mrd EUR.

Während in den vergangenen Jahren die inländischen Banken einen wesentlichen Teil zur Kreditfinanzierung der Unternehmen beigesteuert hatten, waren sie im Jahr 2002 in der Kreditvergabe sehr zurückhaltend. Per Saldo kam es im Berichtsjahr zu Nettotilgungen von Bankkrediten in Höhe von 2,3 Mrd EUR, wobei die in Fremdwährung finanzierten Kredite einen Zuwachs von rund 500 Mio EUR aufwiesen. Hier dürften auch geänderte Risikoeinschätzungen der Banken eine Rolle spielen, eine Entwicklung die im ganzen Euroraum feststellbar ist.

Deutlich geringer waren auch die Direktinvestitionen des Auslands bei inländischen Unternehmen. Der Transaktionswert der Direktinvestitionen nach Österreich lag im Jahr 2001 bei rund 5,4 Mrd EUR, während im Jahr 2002 nur 1,4 Mrd EUR aus diesem Titel nach Österreich flossen.
Zuwächse verzeichneten hingegen die Auslandskredite. Im Berichtsjahr 2002 wurden Finanzierungen bei ausländischen Finanzinstituten oder zwischen verbundenen Unternehmen im Ausmaß von knapp mehr als 10 Mrd EUR aufgenommen.

Die Verpflichtungsseite des Unternehmenssektors betrug zum Stichtag 31. Dezember 2002 271,2 Mrd EUR (2001: 261,4 Mrd EUR). Rund ¾ davon entfielen auf Fremdkapi-tal, das wieder zu 90% aus Krediten bestand.
     
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