Innsbruck: General Emile Béthouart-Steg eröffnet  

erstellt am
11. 06. 03

Eine Erinnerung an einen großen Freund Tirols und ein Auftrag für die Zukunft
Innsbruck (rms) - Am Dienstag (10. 06.) wurde der „eiserne Innsteg“ feierlich und offiziell als General Béthouart-Steg eröffnet und gesegnet. Die über zweieinhalb Stunden Feier war mehr als ein historischer Festakt. „Als Erbe und Auftrag, gerade in einem Land, das zur Tradition verbunden fühlt“ sieht Tirols Landeshauptmann Dr. Herwig van Staa die Gesinnung von General Béthouart als Vermächtnis. „Ein Symbol für die Freundschaft beider Völker in einer Zeit, wo Europa sich neu ordnet“ ergänzt Obstlt. Nicole Kotchine, Kommandant der französischen Elite-Militärakademie St. Cyr, den Stellenwert des Festakts.

Begonnen wurde der „landesübliche Empfang“ (in Anwesenheit politischer, diplomatischer, militärischer, behördlicher Vertretungen und Ehrengästen) mit einer Generaldecharge und Festreden vor dem Französischen Denkmal am Landhausplatz. Nach der Kranzniederlegung durch LH Dr. van Staa und Premier Conceiller Marc Plum (französische Botschaft in Wien) marschierten Formationen und Ehrengäste zum Béthouart-Steg zur Übergabe der Gedenktafel, zur offiziellen Namensgebung (per einstimmigen Gemeinderatsbeschluss Oktober 1998) und zur Segnung.

Béthouart- beispielgebend für die Beziehungen Frankreichs und Österreichs "Siegesdenkmal" und Innsteg wurden zum symbolischen Bindeglied für den Festakt. Drei Jahre nach Kriegsende wurde das Denkmal erbaut – veranlasst von General Emile Béthouart. „Es gibt auf dem Denkmal keinen Hinweis auf den Sieg der Franzosen. Bewusst befindet sich ganz oben der Tiroler Adler und darunter die neun Wappen der österreichischen Bundesländer“, weist Dr. Ivo Greiter, Rechtsanwalt und französischer Honorarkonsul auf die Gesinnung und den Weitblick des Hochkommissärs der Besatzungsmacht (von 1945 bis 1950)– und das in den ersten Jahren nach dem verlorenen Krieg! „Es war ein bewusstes Zeichen, dass Österreich wieder eine Einheit werden musste.“ Dazu gehört auch die Inschrift – nicht in französisch sondern in Latein: „Pro Libertate Austriae mortuis“ – „für die für die Freiheit Österreichs Gefallenen“ (also sowohl Franzosen als auch Österreicher).

Die Erlaubnis für die Schützen, wieder Waffen zu tragen, das Verfassen einer Biographie von Andreas Hofer in Französisch, die Gründung des Französisch-Instituts und die Abschiedsrede auf dem Bergisel im Jahre1950 vor dem Denkmal des Tiroler Freiheitshelden stehen ebenso beispielhaft für die Toleranz des Generals.

„Sein Name ist beispielgebend für die Beziehungen Frankreichs und Österreichs. Er kam als Sieger, blieb als Beschützer und ging als Freund!“, betont Premier Conseiller Marc Plum: „Béthouart, der ausgezeichnete Militarist und Verwalter, für den Tirol zur zweiten Heimat wurde, hatte aber auch Visionen: Für ihn war die Gründung eines Vereinten Europas von größter Wichtigkeit!“

„Mit seinen Ideen und seinem Schaffen war er ein Brückenbauer“, so Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach: „Er hat sich ein Andenken geschaffen im Herzen der Menschen!“

„Er war ein bedeutender General, ein kluger Politiker und ein großer Mensch! Er hat gezeigt, wie man in der Lage ist mit Besiegten umzugehen, wie man Liebe gewinnen kann“, nimmt LH Dr. van Staa Bezug auf aktuelle Ereignisse. Dass Tirols Altlandeshauptmann Eduard Wallnöfer und Tiroler Schützen beim Todesgottesdienst im Invalidendom in Paris anwesend waren, sieht Tirols Landeshauptmann als großen Augenblick im Verhältnis Tirol/Frankreich.

Gesegnet wurde die Brücke von Diözesanadministrator Dr. Ernst Jäger, der Superintendentin Mag. Luise Müller und Militärdekan Mag. Werner Seifert. „Eine sinnvolle Geste, die zu Toleranz, Freiheit und Frieden führt, was wir uns alle wünschen“, meint Diözesanadministrator Jäger. „Ein Zeichen der Verständigung und des Friedens „ ergänzt Generalintendentin Müller.

Als Arzt im Krankenhaus Natters Besondere Ehrengäste waren zwei ehemalige Offiziere, die unter General Béthouar in Tirol/Innsbruck dienten. Serge Bataille neun Jahre lang, Hipolite Palais von 1947 bis 1949 (er ist Zahnarzt und war im Krankenhaus Natters eingesetzt). Gekommen waren auch der Altbürgermeister und Bürgermeister von Limas, der Partnerstadt von Mieming

Militärische Präzision mit bunter Vielfalt Angetreten und militärisch ausgerichtet waren auf dem Eduard-Wallnöfer-Platz die Militärmusik Tirol, die Ehrenkompanie der Stabskompanie Militärkommando Tirol, die Stadtmusikkapelle und Schützenkompanie Mariahilf/St.Nikolaus, die Schützenkompanie Wilten, Traditionsverbände und die 200 Kadetten/innen der „Ecole speciale militaire de St. Cyr“, die ihren Jahrgang 2000 - 2003 unter den Namen General Béthouart gestellt haben. Farbe in die militärische Präzision brachte die Vielfalt der Uniformen: das Braungrau der Stabskompanie, die grünen und roten Schützenröcke der St. Nikolauser-Mariahilfer und Wiltener Schützen und die rot-schwarze Uniform-Kombination mit dem „Kepi“ und dem „Casoar“ (Federn auf der Mütze) der Elite-Militärakademiker/innen. „Es ist für uns eine große Ehre, an dieser Feier teilnehmen zu dürfen“, bedankte sich ein Absolvent der Kadetten von St.Cyr, die General ‚Béthouar als Patron für ihren Jahrgang gewählt haben - gerade wegen seiner militärischen und menschlichen Qualitäten.

Beeindruckend die Kondition aller Formationen: Trotz 30 Grad Plus gab es keine Ausfälle. Beeindruckend auch die Stimmenstärke der Kadetten/innen: Nach der Zeremonie vor Ort an der Brücke wurde 200-stimmig das General-Béthouar-Lied gesungen.
     
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