Ferrero-Waldner: Österreichische Initiative für einen Islam-Dialog in Europa  

erstellt am
10. 06. 03

Grazer Konferenz der Leiter islamischer Zentren und Imame in Europa (13.-15. Juni 2003)
Wien (bmwa) - Die gemeinsame Idee von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, dem Oberhaupt der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Bosnien und Herzegowina, Reis-ul-Ulema Mustafa Ceriæ, und dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Prof. Anas Schakfeh, geistliche Führer der Muslime in Europa zu einem Gedankenaustausch zusammenzuführen, um Fragen des Islams unter dem Aspekt der spezifischen, von den Muslimen anerkannten Bedingungen in Europa zu behandeln, hat zur "Konferenz Leiter islamischer Zentren und Imame in Europa" geführt, die die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) mit Unterstützung der Islamischen Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) und der Europäischen Islamischen Konferenz (EIC) veranstaltet. Das Land Steiermark und die Stadt Graz sind Gastgeber der vom 13. bis 15. Juni im Grazer Messezentrum stattfindenden Zusammenkunft der Repräsentanten einer Glaubensgemeinschaft, die ein zunehmend wichtiger Faktor im politischen, sozialen und kulturellen Leben Europas ist, aber auch schon immer ein lebendiger Bestandteil in dem von Vielfältigkeit geprägten Zusammenleben der Menschen dieses Kontinents war. Dazu Außenministerin Ferrero-Waldner: "Österreich ist als Tagungsort schon darum prädestiniert, weil hier der Islam seit 1912 staatliche Anerkennung genießt und sich so ein positives Klima entwickeln konnte, das die Integration der Muslime fördert".

Die Veranstaltung wird u.a. von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, Frau Landeshauptmann Waltraud Klasnic und Bürgermeister Siegfried Nagl, die die Veranstaltung finanziell und organisatorisch unterstützt haben, eröffnet. Hochrangige Persönlichkeiten der internationalen islamischen Welt und der europäischen Politik wie z. B. der Generalsekretär des Europarates Walter Schwimmer werden sich am Eröffnungsabend an die über 100 geistigen Führer von rund 20 Millionen Muslimen in ganz Europa wenden.

Die Konferenzteilnehmer werden als islamische Religionsvertreter und Europäer in den darauffolgenden Tage folgende Themen diskutieren:

  • Standortsbestimmung der Muslime in Europa und Hervorhebung der eigenen, selbständigen Identität als europäische Muslime. Der Islam in Europa soll eine authentische, aber doch unabhängige Prägung erfahren.
  • Theologische weitere Ausführung des muslimischen Gedankens der Vereinbarkeit von Islam mit Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und Pluralismus und praktische Konsequenzen für die Arbeit der Imame als Multiplikatoren und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für Bildung und Erziehung
  • Religiöse Begründung der Beziehungen der in Europa lebenden Muslime zu den europäischen Nationalstaaten (Staatsangehörigkeit) und zu der europäischen Union als Verkörperung der europäischen Einheit
  • Gestaltung der Beziehungen der in Europa lebenden Muslime zu den anderen Religionsgemeinschaften und zu den Bürgern anderer Weltanschauung im Sinne des Dialogs und des friedlichen Zusammenlebens
  • Beginn der Formulierung einer kanonisch rechtlichen Ordnung für Muslime in Europa auf der Basis der islamischen Disziplinen fiqh al aqaliat (Rechtsauslegung in der Minderheitensituation) und fiqh al aulawiat (Rechtsauslegung unter Berücksichtigung der Prioritäten), wobei die Konferenz einen Baustein darstellt
  • Theologische Formulierung eines von dem Islam prinzipiell postulierten mittleren Weges (wasatiya) und einer gemäßigten Religiosität (i'tidal) unter Distanzierung von jeglicher Radikalität oder Fanatismus.

Die islamischen Gemeinschaften in Europa und ihre Religionsführer setzen mit dieser Konferenz einen gemeinsamen Schritt, um die Synthese zwischen zeitgemäßen Antworten auf die soziale, politische und kulturelle Situation in Europa und den Grundsätzen des Islams zu finden. Diesem Prozess der Bewusstseinsbildung soll der Gedankenaustausch eine Plattform bieten und deutliche Impulse für das Zusammenleben und die gemeinsame Gestaltung Europas vor allem jenen geben, die in Bildung und Erziehung dafür Verantwortung tragen.

     
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