Die Ybbs – Staukette oder Lebensader?  

erstellt am
18. 06. 03

WWF sieht Natura 2000 auf dem Prüfstand
Wien (wwf) - Die letzte freie Fließstrecke der Ybbs zwischen Amstetten und der Mündung in die Donau droht zu einer Staukette zu verkommen. Bis Ende des Sommer wird die niederösterreichische Landesregierung entscheiden, ob die drei Wasserkraftwerke genehmigt werden oder ob es stattdessen zu einer Renaturierung der Ybbs kommen soll. Diese Entscheidung ist von bundesweiter Bedeutung, denn die Ybbsauen sind Teil des europäischen Natura 2000 Schutzgebietsystems. „Jede Verschlechterung in diesem Bereich ist nach den Natura 2000-Schutzbestimmungen verboten. Demnach ist die Ybbs ein bundesweiter Präzedenzfall. Wenn hier Kraftwerke im Schutzgebiet genehmigt werden, wird es eine Flut von Anträgen in anderen Natura 2000-Gebieten geben,“ warnt DI Ulrich Eichelmann vom WWF.

Weite Teile der Ybbs, dem größten Voralpenfluss Niederösterreichs, sind bereits zu einer Staukette ausgebaut. Insgesamt gibt es 20 Staustufen, wovon 15 Strom produzieren, jedoch nur fünf davon auf dem modernsten Stand der Technik sind. Der Rest der Anlagen ist veraltert und teilweise still gelegt. Statt die bestehenden Anlagen zu modernisieren, soll nun auch die letzte große freie Fließstreck durch drei zusätzliche Kraftwerke an den Projektstandorten Doislau, Hohe Brücke und Köchlingbach verbaut werden. Neben der EVN und den Amstettener Stadtwerken hat auch ein privater Betreiber um die Genehmigung angesucht. „Unter dem Deckmantel des `grünen Stroms` würde durch die neuen Kraftwerke wertvolle Auenlandschaft zerstört und gleichzeitig die Chance auf Renaturierung der Ybbs verspielt - und das alles in einem europäischen Schutzgebiet,“ zeigt sich Eichelmann bestürzt.

Renaturierung als Chance Der Natura 2000-Status bietet die Möglichkeit, sich eine Renaturierung durch die EU teilfinanzieren zu lassen. Durch die Öffnung von Altarmen und die Aufweitung des Flussbettes könnten so wieder Lebenraum für Eisvogel, Äsche und Prachtlibelle sowie ein attraktiver Erholungsraum für Menschen entstehen. Außerdem wird die Hochwassergefahr flussab durch die Revitalisierung reduziert, da die entstehende Flusslandschaft die natürliche Rückhaltekapazität erhöht.
     
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