Wirtschaft der Woche vom 09. 07. bis 15. 07. 2002

   
Erfolg für Kleinunternehmer: Halbierung der Krankenversicherungsbeiträge
Leitl: "Mehr Gerechtigkeit für Selbstständige erreicht"
Wien (pwk) - "Ab 1.1.2003 können sich Kleinunternehmer und Betriebsgründer über deutliche finanzielle Entlastungen freuen: Die zu zahlenden Krankenversicherungsbeiträge werden ab nächstem Jahr praktisch halbiert", erläutert Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, am Freitag (12. 07.) anlässlich der Beschlussfassung über die Sozialversicherungsnovellen im Parlament.
Da derzeit die Mindestbeitragsgrundlage für Selbstständige rund 3,5-mal so hoch ist wie die ASVG-Geringfügigkeitsgrenze und darüber hinaus Selbständige einen Selbstbehalt von 20 Prozent der Behandlungskosten leisten, wird dadurch auch ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit gesetzt. "Damit wird die Forderung unserer Wirtschaftstreibenden verwirklicht, die Beitragsbelastung in schlechteren wirtschaftlichen Jahren zu reduzieren und sie mehr an das tatsächliche Einkommen anzupassen, ohne die Leistungen in der Krankenversicherung zu verschlechtern", erklärt Leitl.
Kernpunkte der Reformen sind die Halbierung der Mindestbeitragsgrundlage in der Krankenversicherung, die Pauschalierung der Krankenversicherungsbeiträge für Jungunternehmer und die Erhöhung der Unfallversicherungsrenten. "Damit wurden endlich die jahrelangen Forderungen der Wirtschaftskammer erfüllt", so Leitl weiter.
Die Reduzierung der Mindestbeitragsgrundlage bei der Krankenversicherung bedeutet für Kleinunternehmer eine Ersparnis von bis zu 45,20 € (622 Schilling) im Monat bzw. 542,40 € (7.463,6 Schilling) im Jahr.
Jungunternehmer zahlen in den ersten beiden Jahren den monatlichen Fixbeitrag von 47,86 € (658,6 Schilling), dies entspricht einer Ersparnis von bis zu 291,68 € (4.013,6 Schilling) im Monat bzw. 3.500,16 Euro im Jahr. "Dadurch werden die Sozialversicherungsbeiträge fix kalkulierbar, was besonders in der Startphase enorm wichtig ist", führt Leitl aus. Die Unfallversicherungsrenten für Selbstständige erhöhen sich um 60 Prozent.
"Durch diese Beitragssenkungen, die durch Einsparungen und Reformen in der Verwaltung der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft erreicht werden konnten, werden etwa 70.000 Gewerbetreibende und rund 30.000 Jungunternehmer pro Jahr finanziell deutlich entlastet", betont Leitl und abschließend: "Das ist ein großer Erfolg für die Wirtschaft und ihre Interessenvertretung."

 
BA/CA-Gruppe zur besten Bank in Österreich und Osteuropa gewählt
Insgesamt erhielt die Bank Austria Creditanstalt fünf Auszeichnungen
Wien (ba-ca) - Bei der am Donnerstag (11. 07.) Abend in London stattgefunden Verleihung der Auszeichnungen für die besten Banken der Welt wurde die Bank Austria Creditanstalt-Gruppe von der internationalen Finanzpublikation "Euromoney" gleich mehrfach geehrt.
In Österreich konnte sie sich gegen die heimischen Mitbewerber Raiffeisen, Erste Bank und BAWAG durchsetzen und erhielt den Titel "Beste Bank in Österreich". In der Kategorie Mittel- und Osteuropa konnte sie sich gegen internationale Konkurrenten wie UniCredito, KBC und Societe Generale als "die beste Bank in Mittel- und Osteuropa" durchsetzen. Bank Austria-Vorstandsvorsitzender Gerhard Randa: "Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnungen. Sie bestätigen unsere Position als führendes Institut in Österreich und in Mittel- und Osteuropa."
Zusätzlich wurde der BA/CA-Gruppe der Award "Best Custodian in CEE" verliehen. Für ihr Engagement in Polen erhielt sie den Titel "Best Equity House". In Ungarn ging sie als "Best M&A House" hervor. Die BA/CA-Gruppe ist mit einer Bilanzsumme von rund 160 Milliarden Euro mit Abstand Österreichs größte Bankengruppe.
Euromoney ist ein auf den Finanzbereich spezialisiertes Monatsmagazin mit Hauptsitz in London und zählt etwa 160.000 Leser. Das Magazin richtet sich vor allem an Manager und Finanzexperten. Die Wahl wurde von einer Jury durchgeführt und beruht auf Umfragen und Analysen der Unternehmen.
In Mittel- und Osteuropa ist die BA/CA-Gruppe seit mehr als zehn Jahren aktiv. Die Bank Austria ist innerhalb der HVB Group für die Märkte in Mittel- und Osteuropa verantwortlich. Die Gruppe verfügt über ein CEE-Netzwerk von rund 800 Niederlassungen in 15 Ländern. Knapp 20.000 Mitarbeiter betreuen 2,8 Millionen Kunden. Die Bilanzsumme beträgt rund 26 Milliarden Euro.

 
E-Mail knabbert an Briefgeschäft der Post
Mitarbeiter-Abbau liegt im Plansoll
Wien (pte) - Das Volumen der Briefzustellung, Hauptgeschäft der Post, erodiere durch verschiedene Faktoren wie die technische Umstellung auf E-Mail. Der Markt sei hier um 0,4 Prozent geschrumpft. Dies sagte Generaldirektor Anton Wais am Donnerstag (11. 07.) zu Strategie und Neuorganisation der Post AG.
"Bei der Qualität der Briefzustellung gibt es im Moment massive Probleme, das wissen wir", erklärte Wais. In den Endmonaten dieses Jahres solle sich die Situation durch die neuen Logistikzentren aber bessern. Im Bereich der Medienpost wurde ein neues Tarifmodell entwickelt, da dieser Bereich nicht mehr subventioniert wird. So erhöht sich nun mit steigender Menge auch der Rabatt. Zur eigenen Nachtzustellung der einzelnen Medien sei keine Konkurrenz geplant, eine Kooperation sei aber durchaus denkbar, erklärte Wais. Auf dem Gebiet Info Mail werde mit Feibra, die zu 75 Prozent der Post AG gehört, eine Zwei-Marken-Schiene gefahren.
Zu den laufenden Investitionen von 221 Mio. Euro in die Modernisierung der Logistik der Post sagte Wais: "Die Investitionen waren richtig, wir werden diesen Weg weitergehen". 110 Mio. Euro wurden in das vollautomatische Verteilzentrum Wien, 42 Mio. Euro in Graz investiert. Der Restbetrag verteilt sich auf die anderen Logistikzentren Linz, Wals, Villach und das Zentrum für Tirol/Vorarlberg. Von den sechs geplanten sind bereits die drei Standorte Graz, Linz und Wals eröffnet, Villach und das Zentrum für Tirol/Vorarlberg sollen 2004 folgen. Das Logistikzentrum in Wien wird voraussichtlich mit 1. September den Regelbetrieb aufnehmen. In Wien werden 1.200 Mitarbeiter im dreischichtigen Betrieb auf 30.000 Quadratmetern arbeiten, um täglich sieben Mio. Briefe mit Hilfe von 5,5 Kilometer Förderband zu sortieren und zu verteilen.
Viel wird auch in das Segment des Kurier-Express-Paketes (KEP) investiert. Unter anderem wird ein Tracing und Tracking System eingeführt, das eine elektronische Überwachung des Weges vom Sender zum Empfänger garantieren soll. "Für Kunden ist die zeitgenaue Zustellung wichtiger als die möglichst schnelle", meinte Josef Halbmayr, Vorstandsdirektor für Filialnetz, KEP und Güterbeförderung. Das Projekt der Paket-Abendzustellung laufe noch. Allerdings habe sich da das Problem ergeben, dass die Empfänger nach 19.30 Uhr nicht mehr gestört werden wollen. So bleiben für die Zustellung nur zweieinhalb Stunden (ab 17 Uhr), genau zur Hauptverkehrszeit. Trotzdem soll im kommenden Jahr ein Pilotprojekt in mehreren Bezirken begonnen werden. Zu den Bestrebungen in Osteuropa Fuß zu fassen, sagte Halbmayr: "In der Slowakei stellen wir bereits 10.000 Pakete pro Woche zu. Damit sind wir mit ca. zehn Prozent Marktanteil bereits der zweitgrößte Anbieter."
Der Personalabbau verlaufe den Plänen entsprechend. Die 1999 genannte Anzahl von 6.000 abzubauenden Vollzeitarbeitsplätzen gelte weiterhin, erklärte Wais. Im Jahr 2002 soll die Zahl der Mitarbeiter um 1.020 bis 1.050 reduziert werden. Im Mai war das Plansoll mit 980 abgebauten Posten schon beinahe erfüllt. 2003 soll die Zahl etwas geringer ausfallen, genaueres kann aber erst nach der Erstellung des Budgets im Herbst bekannt gegeben werden. Beamte machen 60 Prozent der Mitarbeiter aus, brauchen aber 65 Prozent der Personalkosten. Große Probleme sieht Wais hier im Versetzungsschutz. Außerdem müssten Beamte nach dem höchsten Arbeitsplatz bezahlt werden, nicht nach ihrem tatsächlichen. Aber auch bei ihren Angestellten hat die Post mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Diese müssen, laut Wais, nämlich nach der Reisegebührenverordnung des Bundes abgerechnet werden. Die Personalkostenquoten der Postunternehmen in Europa belaufen sich auf 55 bis 70 Prozent. Die österreichische Post liegt dabei mit 68 Prozent im Spitzenfeld.

 
Bartenstein: Positive Ergebnisse für Mittelstand bei Basel II
Appell an Banken, mittelstandsfreundlich zu agieren
Wien (bmwa) - In der Sitzung vom 10. Juli 2002 hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht weitere Schritte gesetzt, die Erleichterungen für den Mittelstand bedeuten. Laut neuestem Verhandlungsstand sollen Kredite an Unternehmen bis zu einer Höhe von einer Million Euro wie Privatkundenkredite eingestuft werden.
Darunter werden rund 90% der österreichischen kleinen und mittleren Unternehmen bei der Kreditvergabe fallen, für Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein "eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung für KMU in Österreich, aber weitere müssen folgen". Die stärkere einzelstaatliche Entscheidungsfreiheit durch einen möglichen Verzicht auf Zuschläge für langfristige Kredite wertet der Minister als weiteren Erfolg.
Zusätzlich dürfen Unternehmen mit weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz von den Banken als weniger risikoreich eingestuft werden als es ihrem eigentlichen Rating entsprechen würde. Damit käme es aufgrund von Basel II nicht zu Verteuerungen der Kreditkonditionen für diese Unternehmen. Bartenstein: "Ich richte einen Appell an die Banken, mittelstandsfreundlich zu agieren." Banken sollten sich ihrer überragenden Bedeutung bei der Unternehmensfinanzierung bewusst sein, denn rund 65% der österreichischen KMU finanzieren sich über Bankkredite. Daher sollen österreichische Banken von den Möglichkeiten, die ihnen der neue Kompromiss zu Basel II einräumt, Gebrauch machen.
Ziel muss es sein, dass es zu keinen wirtschaftspolitisch unvertretbaren Verteuerungen oder Einschränkungen bei der Vergabe von Krediten für den österreichischen Mittelstand durch Wettbewerbsverzerrung kommt.

 
Nach Trendwende geht es langsam nach oben
Erholung der Industrie beginnt langsam – BA/CA-Konjunkturindikator für Österreich
Wien (ba-ca) - Der BA/CA-Konjunkturindikator hat sich im Juni erneut nicht verbessert. Die wesentlichen Faktoren des Indikators haben sich nur wenig verändert. Dem leichten Anstieg des Optimismus bei der Industrie in Österreich stand ein leichter Rückgang des Optimismus in der gesamteuropäischen Industrie gegenüber. Die Stimmung der Konsumenten hat sich, abgesehen von einem kurzen Aufflackern im März, seit Februar nicht verbessert.
"War es zuerst die österreichische Industrie, der der Optimismus fehlte, so sind es nun die Konsumenten", so Stefan Bruckbauer von der BA/CA-Konzernvolkswirtschaft. "Die Industrie hat die Rezession beendet, ihr fehlen aber die starken Impulse", so Bruckbauer weiter. Auch die äußerst schwache Baukonjunktur dämpft die Erholung weiter.
Konjunkturdämpfer aus den USA und der Euro bremsen die Stimmung in Europa
Die Erholung der US-Wirtschaft hat zwar auch zur Erholung in Europa beigetragen, die Unsicherheit über die weitere Entwicklung hemmt jedoch die Industrie in der Eurozone. Die Stimmung der Industrie hat sich sogar leicht verschlechtert. "Die Abschwächung in den USA hemmt zusätzlich die bereits schwache Nachfrage aus Deutschland und Italien, dies hemmt auch den Aufschwung in Österreich", so Marianne Kager, Chefvolkswirtin der BA/CA-Gruppe. "Auch der gestiegene Euro könnte kurzfristig die Stimmung der europäischen Industrie verschlechtern, wird aber keine große Belastung." so Kager weiter.

Nach schwachem ersten Quartal Beschleunigung im zweiten
Im zweiten Quartal 2002 dürfte Österreichs Wirtschaft trotzdem gegenüber dem noch schwachen Vorquartal wieder spürbar gewachsen sein. Obwohl sich die Konsumstimmung nur wenig verbessert hat dürfte die private Nachfrage verglichen mit dem sehr schwachen ersten Quartal zugelegt haben. Auch die erstmals im April wieder wachsende Industrieproduktion trägt einen Teil zur Erholung bei. Trotz dieser Erholung bleibt das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr auch zur Jahresmitte nach Meinung der Ökonomen der BA/CA-Gruppe bei unbefriedigenden 1 Prozent. Die Ökonomen der BA/CA-Gruppe sind jedoch optimistisch, dass die Delle auch in den USA überwunden werden kann, Europa in der zweiten Jahreshälfte wieder deutlich zulegen kann. "Allerdings sind die Risken für eine negative Konjunkturüberraschung in der zweiten Jahreshälfte größer geworden", so Bruckbauer.

Starker Euro derzeit noch keine Gefahr für die Wirtschaft
Die Skepsis über die US-Erholung könnte sich noch einige Zeit fortsetzen. Damit ist auch möglich, dass der Dollarkurs des Euro die Parität überschreitet. Allerdings geht die BA/CA-Gruppe davon aus, dass mittelfristig der Euro sich bei der Parität einpendeln wird. "Wenn der Euro mittelfristig einen Wert um 1 behält, was wir annehmen, stellt der Anstieg keine Gefahr für die Erholung dar, geht es jedoch zügig weiter nach oben, dämpft dies die Wirtschaft in Europa sicherlich", so Kager weiter.

Zinsanstieg kommt später
Das derzeitige Konjunkturbild lässt nur eine moderate Zinserhöhung erwarten. Vor allem in den USA könnte die Zinserhöhung sogar auf nächstes Jahr verschoben sein, wenn sich bis dahin, so auch die Erwartung der BA/CA-Ökonomen, die Aussichten wieder verbessert haben werden. Die EZB wird jedoch, glaubt man ihren eigenen Einschätzungen, die Zinsen noch im Herbst erhöhen, da sie von einer Inflation nahe 2 Prozent und zu Jahresende von einem Wachstum über 2 Prozent ausgeht.

 
Kfz-Neuzulassungen sanken im 1. Halbjahr 2002 um fast 10 Prozent
Wien - Die Zahl der in Österreich neu zugelassenen Kraftfahrzeuge ging nach Berechnungen der Statistik Austria gegenüber dem 1. Halbjahr 2001 um 9,6% zurück. Die Anzahl neu zugelassener PKW/ Kombi reduzierte sich im selben Zeitraum von 170.931 auf 155.874 Einheiten (-8,8%); der Rückgang bei dieselbetriebenen PKW/Kombi fiel mit -2,6% moderater aus. Auch bei allen anderen wichtigen Kraftfahrzeugarten waren zum Teil erhebliche Rückgänge zwischen -13,8% bei Motorrädern und -7,4% bei Zugmaschinen.
Bei den PKW/Kombi konnten Marken wie Toyota (+17,2%), BMW (+10,6%), Renault (+2,7%) und Audi (+1,7%) ihre Marktanteile erhöhen, während Skoda (-31,8%), VW (-19,2%) und Opel (-17,4%) die größten Verluste hinnehmen mussten.
In den Bundesländern waren ausnahmslos Rückgänge bei Kfz-Neuzulassungen zu verzeichnen, wobei das Minus in Kärnten mit -12% am höchsten, im Bundesland Salzburg mit -6,9% am geringsten ausfiel.
Im Juni 2002 wurden insgesamt 33.120 neue Kraftfahrzeuge zum Verkehr zugelassen. Daraus ergibt sich gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat ein Rückgang von 7,2%. Die Anzahl neu zugelassener PKW/Kombi reduzierte sich um 4,2%, auch dieselbetriebene PKW/Kombi waren mit -0,4% leicht rückläufig. Unter den wichtigsten Kfz-Arten waren die Rückgänge bei LKW mit -22,3% und Motorrädern mit -19,0% erheblich. Zunahmen waren lediglich bei Motordreirädern (+56,8%), bei Omnibussen (+35,1%) und bei selbstfahrenden Arbeitsmaschinen (+6,2%) zu beobachten.