FH Kapfenberg entwickelt kleinstes High-Speed EKG-Gerät der Welt  

erstellt am
03. 07. 03

Kapfenberg, Weiz - Das kleinste High-Speed-EKG-Gerät der Welt hat die Ausmaße eines Pagers und kann auch unter Extrembedingungen 30 Stunden lang lückenlos EKG-Daten aufzeichnen. Entwickelt wurde der "HeartMan" am FH-Transferzentrum "Industrielle Elektronik" der FH Joanneum Kapfenberg nach den


Hubert Berger, Max Moser und ein Proband mit dem "HeartMan"
Foto: Robert Frankl für FH Joanneum
medizinisch-diagnostischen Anforderungen des Weizer "Instituts für Nichtinvasive Diagnostik" der Forschungsgesellschaft Joanneum Research und des Instituts für Physiologie der Universität Graz. Der "HeartMan" wird zur Zeit bei einer Himalaya-Expedition eingesetzt.

Die Untersuchung von Stressbelastung und Stressbewältigung ist eines der zentralen Tätigkeitsgebiete des "Instituts für Nichtinvasive Diagnostik" der Forschungs­gesellschaft Joanneum Research. Eine wesentliche Rolle spielt bei diesen Untersuchungen die Herzfrequenzvariabilität, d.h. die Variation der zeitlichen Abstände im Herzrhythmus. Nach einer vom Grazer Chronobiologen und -mediziner Maximilian Moser und seinem Team entwickelten Methode - dem AutoChronen Bild - gibt die Herzfrequenzvariabilität Auskunft über das vegetative Nervensystem, also auch über Stressbelastungen des Organismus. Voraussetzung für die Erfassung der Variabilität ist ein verlässliches Dauer-EKG, das mindestens 24 Stunden lang die Herzfrequenzen der Probanden aufzeichnet. Institutsleiter Maximilian Moser: "Wichtig ist allerdings nicht nur die Dauer, sondern auch eine sehr hohe zeitliche Auflösung der Herzfrequenzmessung. Sie muss 10 bis 20 mal höher sein als bei üblichen EKGs."

Nach diesen Vorgaben wurden am Transferzentrum für "Industrielle Elektronik" der FH Joanneum Kapfenberg in eineinhalbjähriger Entwicklungsarbeit ein EKG-Gerät gebaut, das alle Anforderungen erfüllt - und mehr. "Der 'HeartMan' kann mit einer 1AA-Zelle 30 Stunden lang die Herzfrequenzen aufzeichnen," sagt Hubert Berger , der Leiter des Transferzentrums. "Eine EKG-Abtastrate von 5.000 Hz garantiert eine hochwertige Aufzeichnung." - Zum Vergleich: Herkömmlichen EKGs haben eine Abtastrate von bis zu 500 Hz. Beim "HeartMan" sorgt ein 16-bit-Analog-Digital-Konverter für höchste Genauigkeit in der Amplitudenauflösung. Ein 32-bit-Riskprozessor mit JAVA-Echtzeitbetriebssystem ermöglicht es außerdem, Signale noch im Gerät vorzuverarbeiten und z.B. bei auffälligen Daten Warnhinweise an eine Mutterstation zu senden.

Als Einsatzgebiete des "HeartMan" nennt Professor Moser die Schlaf- und Stressforschung, Chronobiologie, kardiologische Diagnostik, Erholungsforschung im Kur- und Wellnessbereich, die Sport- und Trainingsmedizin, Präventivmedizin und Gesundheitsmedizin. Erste Geräte des "HeartMan" werden ab September zur Stressbelastungsmessung von Flugbegleiterinnen eingesetzt. Drei weitere Geräte sind bei einer Himalaya-Expedition im Einsatz (Besteigung der beiden 8000-er Gasherbrum I und II). Sie sollen wertvolle Daten für die Grundlagenforschung über die Kreislauf- und Atemregulation in großer Höhe liefern.

Das "Joanneums"-EKG wird in der Steiermark gefertigt werden und ab 2004 vom Wiener Startup-Unternehmen "Heart Balance" weltweit vertrieben. "Das ist für uns auch ein interessanter Aspekt", sagt Hubert Berger von der FH Joanneum: "Wir unterstützen das Unternehmen mit unserer Entwicklungsleistung und hoffen, dass es langfristig ein starker Partner für uns wird."

Die Entwicklung des "HeartMan" passt gut in das steirische Kompetenzfeld des Gesundheitswesens, das ab Herbst mit dem FH-Studiengang "InfoMed" erweitert wird, meint Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder: "Die FH Joanneum bietet ab Herbst 2003 in enger Kooperation mit den im Bereich Biomedizin/Biotechnologie tätigen Betrieben den FH-Studiengang 'InfoMed/Health Care Engineering' als neue, zukunftsweisende Ausbildungsmöglichkeit an. Ziel dieser Ausbildung ist es, die Organisations- und Ablaufstrukturen in verschiedensten Umgebungen des Gesundheitswesens mit den technologische Aspekten der Medizin und dem spezifischen Informationsmanagement zu kombinieren zu können."
     
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