Kein Alkohol bei Hepatits C  

erstellt am
01. 07. 03

Trinken steigert Aktivität und Zahl der Viren in menschlichen Zellen
Bethesda (pte) - Alkohol führt zu stärkerer Vermehrung der Hepatitis C-Viren (HCV), könnte deshalb also wesentlich an der raschen Verbreitung der Krankheit beteiligt sein. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Department of Pediatrics an der University of Pennsylvania, dem Joseph Stokes, Jr. Research Institute am Children's Hospital of Philadelphia und dem Department of Psychiatry an der University of Pennsylvania School of Medicine. Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Hepatology veröffentlicht.

Die Forscher testeten die Wirkungen von Alkohol auf das HCV-Replikon, die Replikationseinheit der DNA; bei Viren und Bakterien ist es das Chromosom als Ganzes. Gelangt diese virale HCV-Ribonukleinsäure (HCV-RNA) in menschliche Leberzellen, vermehren sie sich in hohem Maß. Die Forscher kamen durch gesonderte Laborexperimente zu drei Ergebnissen: Alkohol kurbelt die Neubildung der HCV-DNA an; u.a. indem er einen wichtigen zellulären Immun-Regulator aktiviert, den so genannten nuclear factor kappa B (NF-kB). "Obwohl das Replika-System nur einige Aspekte der HCV-Neubildung imitiert, konnten wir zumindest einen möglichen Mechanismus entdecken, durch den Alkohol die Virenbelastung steigert und so einen bedeutender Faktor in der Stärke der HC-Viren darstellt", so Steven D. Douglas, Children's Hospital of Philadelphia, über das erste Ergebnis. Darüber hinaus blockiert Alkohol den anti-HCV-Effekt der gängigen Therapie mit Interferon-alpha (INF-a). Die letzte Erkenntnis der Forscher war, dass der Opioid-Antagonist Naltrexon die Wirkungen von Alkohol aufhebt. Üblicherweise wird der Antagonist eingesetzt, um alkoholabhängige Menschen vor einem Rückfall zu bewahren. Naltrexon blockierte nicht nur den Effekt von Alkohol auf die HCV-Expression, sondern verminderte auch seine Wirkung auf NF-kB in diesen Zellen.

"Diese Ergebnisse sind für Ärzte sofort anwendbar in der Beratung von HCV-positiven Patienten. Für die Forschung werfen diese Ergebnisse weitere Fragen auf, von denen ohne Zweifel viele durch das Verwenden der heute vorgestellten Methoden beantwortet werden können", sagte Ting-Kai Li, Leiter des National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA).

HCV ist ein RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren. Allein in den USA sind etwa vier Mio. Menschen damit infiziert. In Österreich sind es etwa ein Prozent der Bevölkerung, das entspricht 80.000 infizierten Österreichern, so Univ.-Prof. Dr. Rudolf Stauber von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Universitätsklinik Graz in einem Bericht der Österreichischen Apothekerzeitung (ÖAZ). HCV wird bei 70 bis 80 Prozent der Infizierten chronisch. Von diesen Betroffenen sprechen weniger als 50 Prozent auf die Therapie mit Interferon-alpha an. Auf lange Sicht kann eine HCV-Infektion zu Leberzirrhose, Leberversagen oder Leberkrebs führen. Mit HCV infizierte Menschen gehören zu der Gruppe, die am häufigsten eine Lebertransplantation benötigen.
     
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