Alain Chénard - Träger des Innsbrucker Kaiser-Maximilian-Preises 2003  

erstellt am
14. 07. 03

Innsbruck (rms) - Im würdigen Ambiente von Schloss Ambras wurde am Samstag (12. 07.) der Kaiser-Maximilian-Preis 2003 an den früheren Bürgermeister von Nantes und engagierten Europa-Politiker Alain Chénard verliehen.

Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa dankte in seiner Ansprache einleitend Preisträger Chénard für seine Verbundenheit zu Tirol und Österreich. In seinen vielfältigen Funktionen habe Chénard stets die Einigung Europa vor Augen gehabt und dabei die Prinzipien des Föderalismus und der Subsidiarität hoch gehalten, so van Staa. "Mit Alain Chénard ehren Land Tirol und Stadt Innsbruck eine große europäische Persönlichkeit, einen Kommunal- und Europapolitiker, der sich stets für die Erhaltung und die Fortentwicklung eines Europas der kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt in Frieden und Wohlstand eingesetzt hat. Das Beispiel, das Alain Chénard für das lebendige Verständnis von Demokratie gegeben hat, bleibt sicher nicht ohne Wirkung".

Chénard reihe sich - so der Landeshauptmann - würdig in die Reihe der bisherigen Kaiser-Maximilian-Preisträger ein, die sich auf dem Gebiet der Regionalpolitik bzw. der Kommunalpolitik durch hervorragende Verdienste ausgezeichnet und aus diesem Grund mit diesem Europapreis geehrt wurden.

Bürgermeisterin Hilde Zach betonte, dass das Wirken Chénards auf kommunaler wie auf europäischer Ebene voll und ganz der Zielsetzung des Kaiser-Maximilian-Preises entspreche: nämlich Zeichen zu setzen, für die Verwirklichung des Grundsatzes der Subsidiarität und der Inhalte der Charta der lokalen und regionalen Selbstverwaltung.

"Alain Chénards europäische Verdienste sind groß und überaus vielfältig. Im Kongress war er stets Mahner für Prinzipientreue, er forderte die kommunalen Freiheiten ein und wandte sich entschieden gegen jede Art von Extremismus. Auch bei schwierigsten Missionen, vor allem in den ehemaligen Ländern des Ostblocks hat er mit Überzeugung die Prinzipien des Kongresses und der europäischen Charta vertreten. Er hat wesentlich an der Verbreitung des Gedankengutes der europäischen Charta der regionalen und kommunalen Selbstverwaltung in den Mittel- und Südosteuropäischen Mitgliedstaaten des Europarates mitgewirkt und mitgeholfen, die Grundsätze dieser Charta umzusetzen", so Zach.

Bürgermeisterin Hilde Zach wusste zu berichten, das Chénard Absolvent der Pädagogischen Hochschule ist, dass er 15 Jahre an führender Stelle bei IBM tätig und bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 Chefinspektor bei der Post und Telekommunikation war. Von 1965 bis 2001 war Chénard Stadtrat in Nantes (es ist dies das längste Mandat in der Geschichte von Nantes), von 1977 bis 1983 übte er das Amt des Bürgermeisters der Stadt Nantes aus.

Unter der Ägide Chénards wurde in Nantes die Straßenbahn wieder eingeführt und dabei der Prototyp einer neuen Bahn entwickelt, die seither auch in Innsbrucks Partnerstadt Grenoble und in anderen französischen Großstädten verkehrt. Weiters hat er die Stadtplanung erneuert und ein Umfahrungsprojekt des Stadtgebietes von Nantes (gleich lang wie jenes in Paris) initiiert. Zu den weiteren Errungenschaften seiner Amtsperiode als Bürgermeister zählen u. a. das Krankenhaus Nord und die Schaffung des Jules Vernes-Museums.

Von 1970 bis 1979 war Alan Chénard Generalabgeordneter des LOIRE-ATLANTIQUE und von 1977 bis 1982 Regionalabgeordneter der Region Pays-de-Loire. Zwei Jahre war er auch Mitglied der französischen Nationalversammlung.

In der parlamentarischen Versammlung und im Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarates hatte er verschiedenste Funktionen inne, u. a. vier Jahre den Vorsitz.

Ab 1978 war Alain Chénard Mitglied des Europarates. Vier Jahre war er in der Konferenz der Gemeinden und Regionen Europas Präsident des Ausschusses für Raumplanung. In der Parlamentarischen Versammlung war er Vizepräsident des Ausschusses für Umwelt, Raumplanung und Gemeinden. In seiner Funktion als Präsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas war Chénard u. a. verantwortlich für den Bericht über die Situation der Kommunaldemokratie in den Mitgliedsstaaten des Europarates.

Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol bezeichnete in seiner Festansprache zum Thema "Heimat im großen Europa" 2003 als das Jahr der Erweiterung und der Erarbeitung einer europäischen Verfassung und somit als ein gutes Jahr für Europa. Auch das Motto der Union "Einheit in der Vielfalt" treffe den Kern. Als wichtigste Ebenen des Großen Europas, das nun durch die neue Verfassung entstehen soll, bezeichnete Khol die Gemeinden ("Gemeindeautonomie ist der Grundpfeiler der Rechtsordnung") aber auch die Bundesländer. "Wir brauchen Bundesländer und Regionen, starke Landtage und eine Kartell- und Finanzkompetenz".

Ein Plädoyer hielt Khol für die Vetorechte, durch die eine Absicherung für Existenzfragen möglich sei. Khol forderte auch, dass die im Convents-Entwurf enthaltenen Machtverteilungsfragen neu aufgerollt und geändert werden und die Gemeindeautonomie eine Stärkung erfahre. "Dort wo die Heimat ist, soll regiert und dort sollen Entscheidungen getroffen werden", so Khol.

Alain Chénard dankte für die ihm erwiesene Ehre, Kaiser-Maximilian-Preisträger zu sein. Er ließ auch nicht unerwähnt, dass er und seine Gattin seit 35 Jahren begeisterte Tirol Urlauber sind.

(Begonnen hatte alles in Nassereith, wo die Familie vor 35 Jahren Quartier bezogen hatte. Als vor 32 Jahren die Familie Almberger die Stöckl Alm im Stubaital erwarb, haben die Chenard's ihre Urlaubsgewohnheiten geändert und sind den Almbergers auf die Stöckl Alm gefolgt, wo sie über viele Jahre ihren Sommerurlaub verbrachten. Mittlerweile wird das Familienunternehmen von Christina Gleirscher, geb. Almberger, und ihrem Ehemann Andreas geführt. Auch ihnen hielten die Chenard's die Treue und so verbringen sie ihren Urlaub nun bei den Gleischers in der Romantikpension Egerdach in Neustift)

Chénard betonte, dass das Nebeneinander von freien Ländern und Ländern ohne Freiheiten unmöglich sei. Zu einer tiefen Verwurzelung der Demokratie im Großen Europa werde es nur kommen, wenn es gelingt, eine bessere demokratische und wirtschaftliche Homogenität herzustellen. Hochentwickelte Länder seien verpflichtet, jenen zu helfen, die noch Rückstände aufweisen. An die anderen zu denken bedeute, an sich zu denken.
"Demokratie wird am besten in der eigenen Gemeinde und der eigenen Region wahrgenommen. Nur so werden sich die Menschen als vollwertige Bürgerinnen und Bürger auch Europas fühlen", so Chénard übereinstimmend mit Festredner Dr. Khol.

Der Kaiser-Maximilian-Preis wurde im Jahr 1997 von Land Tirol und Stadt Innsbruck aus Anlass des 85. Geburtstages des langjährigen Innsbrucker Bürgermeisters, Landtagspräsiden DDr. Alois Lugger in Würdigung seiner europäischen Verdienste gestiftet. Seither wird diese Auszeichnung alternierend für einen Regional- bzw. Kommunalpolitiker, der sich durch besondere Leistungen ausgezeichnet und sich insbesondere für die Verwirklichung des Grundsatzes der Subsidiarität und der Inhalte der Charta der Regionalen bzw. Lokalen Selbstverwaltung des Europarates eingesetzt hat.

Eine international zusammen gesetzte Jury hat in der Sitzung am 20. Mai dieses Jahres Monsieur Alain Chénard als Kaiser-Maximilian-Preisträger 2003 ausgewählt.

Der Preis besteht aus einer Urkunde und aus einer Medaille (Kopie des Schautalers Kaiser Maximilians von1509) und einem Geldpreis von 10.000 Euro.

Die bisherigen Preisträger: Erster Preisträger war 1998 der Präsident von Katalonien, Jordi Pujol; 1999: Der Ehrenpräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, Dr. Josef Hofmann; 2000: Der Präsident der Versammlung der Regionen Europas, Luc van den Brande; 2001:Die Baroness Josefine Farrington of Ribbleton; 2002: der Ministerpräsident von Baden Würtenberg gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, Dr. Heinrich Hoffschulte.

Unter den Ehrengästen im Spanischen Saal von Schloss Ambras konnten Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa und Bürgermeisterin Hilde Zach u. a. begrüßen: Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol (Festredner), den Botschafter der Republik Frankreich Alain Catta, Honorarkonsul Dr. Ivo Greiter, den Präsidenten des Europäischen Gemeindebundes, Helmut Mödlhammer, Altbürgermeister DDr. Alois Lugger, den Generalsekretär der Alpenkonvention, Noel Lebel, den Vizepräsidenten des Tiroler Landtages, Ernst Pechlaner, LHStv. Hannes Gschwentner, Landesrätin Dr. Elisabeth Zanon-Zur Nedden, die Vizebürgermeister Dr. Michael Bielowski und DI Eugen Sprenger und weitere Vertreter des konsularischen Corps sowie des Landtages und des Gemeinderates. Alain Chénard, der Tirol seit 35 Jahren kennt und hier alljährlich seinen Urlaub verbringt, war mit seiner Gattin Leone gekommen.
     
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