Lebende Drau in Kroatien vor dem Ende!  

erstellt am
10. 07. 03

Massive Eingriffe in intaktes Flussökosystem: Kroatische Regierung verletzt EU-Recht.
Wien/Zagreb (wwf) - Eine der letzten intakten Flussstrecken der Drau in Kroatien - zugleich 1000 Jahre alte natürliche Grenze zu Slowenien - steht durch groß angelegte Regulierungsmaßnahmen und Kiesentnahmen unmittelbar vor der Zerstörung. „Hier wird ein ökologisch einmaliger Flusskorridor von europäischer Bedeutung systematisch ruiniert,“ zeigt sich DI Arno Mohl, Fließgewässerexperte des WWF Österreich, am Mittwoch (09. 07.) bestürzt. „Dies geschieht ohne jegliche Umweltverträglichkeitsprüfung, ungeachtet internationaler Konventionen, die Kroatien unterzeichnet hat, und verletzt nicht zuletzt EU-Recht.“ Eine breite Allianz von Naturschützern ist sich einig, dass dieser Wahnsinn sofort gestoppt werden muss.

Während in Oberkärnten, 200 km weiter, die Drau im Rahmen eines ehrgeizigen Revitalisierungsprojektes mit EU-Millionen aus dem LIFE-Programm von den Folgen eines im letzten Jahrhundert falsch verstandenen Hochwasserschutzes befreit und wieder in ihr natürliches Ökosystem rückgeführt wird, verwandelt Kroatien durch Kiesentnahmen und Regulierungen ihren noch intakt vorhandenen Wildfluss mit seinen Seitenarmen, Kiesbänken und Steilufern in einen begradigten Kanal und nimmt somit gefährdeten Arten wie Seeadler, Schwarzstorch und Fischotter den Lebensraum.

„Was von der kroatischen Wasserwirtschaft als ‚notwendiger Eingriff' zur Vorbeugung gegen Hochwasser bezeichnet wird, ist in Wahrheit ein lange vorbereiteter Plan zur Regulierung der Drau bei gleichzeitiger Gewinnung von billigem Kies für den Neubau der nationalen Autobahn,“ zeigt sich DI Arno Mohl, Fließgewässerexperte des WWF Österreich, empört. Ohnehin ist eine Kanalisierung von Flüssen als Maßnahme gegen Überflutungen nicht mehr zeitgemäß. Dies haben nicht zuletzt die Hochwässer des Sommers 2002 gezeigt. Experten sind sich einig, dass moderner Hochwasserschutz in der Verbesserung der natürlichen Rückhaltekapazitäten der Flüsse liegt, wie dies anhand der EU finanzierten LIFE-Projekte an der Oberen Drau oder am Tiroler Lech klar aufgezeigt wird. Auch der Beitrittswerber Kroatien müsste nach geltendem EU-Recht (Wasserrahmenrichtlinie) nach ökologisch verträglichen Lösungen wie diesen suchen.

Die Drau, die auf 749 km Länge fünf europäische Länder durchfließt, ist in ihrem Lauf durch insgesamt 22 Wasserkraftwerke unterbrochen. Wenige Teile des Flusses blieben so unzerstört wie der nun akut bedrohte 20 km lange Abschnitt mit seinem etwa 3000 ha großen intakten Auensystem im kroatisch-slowenischen Grenzgebiet. Zahlreiche Naturschutzorganisationen sind sich der Einzigartigkeit dieser Region bewusst und sehen eine Chance in einer breiten Allianz gegen die Zerstörung. WWF, Euronatur, Birdlife- Slowenien und kroatische Partner veranstalten deshalb am 8. Juli eine internationale Pressefahrt ins bedrohte Gebiet und werden am 9. Juli in Zagreb gemeinsam vor dem Parlament für den Schutz der Drau demonstrieren und Abgeordneten ihren Forderungskatalog überreichen.
     
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