OeNB: Nur leichte Beschleunigung des Wachstum  

erstellt am
16. 07. 03

Der neue OeNB-Konjunkturindikator prognostiziert nur leichte Beschleunigung des Wachstum der österreichischen Wirtschaft im dritten Quartal 2003
Wien (oenb) - Das Wirtschaftswachstum stagniert gegenwärtig auf niedrigem Niveau. Erste Anzeichen für eine moderate Erholung der Konjunktur müssen sich in den nächsten Monaten erst bestätigen. Prognosen bleiben auf Grund der ungewöhnlich langen Wachstumsschwäche weiterhin mit großen Unsicherheiten behaftet.

Der neue Konjunkturindikator der Oesterreichischen Nationalbank lässt ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 0,2% im zweiten und von 0,3% im dritten Quartal 2003 (saisonbereinigt, jeweils im Vergleich zum Vorquartal) erwarten. Gegenüber den entsprechenden Vorjahresquartalen beträgt das Wachstum damit 0,7 bzw. 0,9%. Damit setzt sich die Wachstumsschwäche der letzten beiden Jahre über den Sommer fort.

Im Vergleich zur letzten Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikator im April 2003 wurde im ersten Quartal dieses Jahres tatsächlich ein Wachstum von 0,2% (saisonbereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) erreicht, 0,1 Prozentpunkte weniger als vom Indikator prognostiziert. Für das zweite Quartal 2003 ist die aktuelle Wachstumseinschätzung mit 0,2% im Vergleich zum April unverändert.

Konjunkturindikator der OeNB für Österreich

Kurzfristprognose für das 2. und 3. Quartal 2003
des realen Bruttoinlandsprodukts für Österreich



Quelle: OeNB, EUROSTAT (saisonbereinigte ESVG95-Daten).


Brutto-
Inlandsprodukt






Die meisten in- und ausländischen Vertrauensindikatoren sind in den vergangenen Monaten durch eine Seitwärtsbewegung charakterisiert - ein Spiegelbild der großen Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Einzelne Indikatoren, wie der ifo-Index in Deutschland oder der Vertrauensindikator der Bauwirtschaft in Österreich, haben sich zuletzt aber etwas verbessert und geben - ebenso wie die Erholung der Aktienkurse - Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Diese positiven Signale müssen sich jedoch erst verfestigen, ehe von einem Ende der ungewöhnlich langen Phase schwachen Wachstums ausgegangen werden kann. Sollten die negativen Effekte diverser Schocks (Ölpreis, Irakkrieg, Platzen der Aktienmarktblase und - aktuell - Aufwertung des Euro) in den nächsten Monaten tatsächlich auslaufen, erscheint jedoch die erwartete Verbesserung des nationalen und internationalen Wirtschaftsklimas gegen Jahresende nicht unwahrscheinlich.

In Österreich sind die privaten Haushalte angesichts der weiterhin angespannten Lage am Arbeitsmarkt bei ihren Konsumausgaben zurückhaltend. Das geringfügig positive Wachstum der unselbstständig Beschäftigten (ohne Präsenzdiener und Karenzgeldbezieher) geht auf Schulungsmaßnahmen und Altersteilzeit zurück. Trotzdem legen die Beschäftigtenzahlen nahe, dass in Österreich - im Gegensatz zu einigen anderen Euroraumländern - der Großteil der notwendigen Anpassungen am Arbeitsmarkt bereits im Laufe des Vorjahres erfolgt ist. Dies wird auch durch den deutlich schwächeren Rückgang der offenen Stellen in den vergangenen Monaten bestätigt. Ein kräftiger Impuls für den privaten Konsum sollte im verbleibenden Jahr 2003 von niedrigen Inflationsraten ausgehen, die zur Stärkung der Kaufkraft der privaten Haushalte beitragen.

Die Investitionstätigkeit hat sich zu Beginn des Jahres 2003 leicht belebt. Als Gründe können der hohe Bedarf an Ersatzinvestitionen, das Konjunkturpaket der österreichischen Bundesregierung und die günstigen Finanzierungsbedingungen genannt werden. Auch die moderate Erholung der Bautätigkeit (nach sechs Jahren ununterbrochenen Rückgangs) setzte sich zu Beginn des Jahres fort.

Insgesamt ist die Inlandsnachfrage aber weiterhin schwach, die in den derzeit vorliegenden Prognosen unterstellte Wachstumsbelebung setzt für das zweite Halbjahr eine deutliche Stärkung der Investitionen voraus. Das derzeit geringe Wachstum des Kreditvolumens ist ein Spiegelbild der gedämpften Konsum- und Investitionstätigkeit.

Für die Exportwirtschaft ist mit der Aufwertung des Euro eine neue Herausforderung entstanden. In Folge wird der Wachstumsimpuls des Außenhandels geringer als in den letzten beiden Jahren ausfallen. Trotzdem bleibt die Leistungsbilanz auf Grund der schwachen Inlandsnachfrage weiterhin positiv, der Saldo wird sich jedoch etwas verringern.

Der OeNB-Konjunkurindikator basiert auf den Ergebnissen zweier ökonometrischer Modelle (Zustandsraummodell und dynamisches Faktormodell). Beim Zustandsraum-modell werden sechs ausgewählte Indikatoren (ifo-Geschäftsklimaindex, Kreditvolumen, Anzahl der offenen Stellen, Exporte, Großhandelspreise, Zinsdifferenz) zur Schätzung des BIP herangezogen. Das dynamische Faktormodell verwendet ein Set von 143 Indikatoren, aus dem mittels dynamischer Zeitreihenverfahren die wesentlichsten treibenden Faktoren des Konjunkturzyklus extrahiert werden. Eine derartige Methode wird auch beim EuroCOIN-Indikator des Centre for Economic Policy Research zur Schätzung des Euroraum-BIP eingesetzt.

Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für Oktober 2003 vorgesehen.

     
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