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Wiener Erfolge beim Klimaschutz
Das Klimaschutzprogramm Wien KliP Wien beginnt zu greifen
Wien (rk) - Die Klimakonferenz in Bonn hat bekanntlich mit einer Kompromisslösung geendet - um Japan und Kanada doch noch zum Mitmachen zu motivieren, wurde das Kyoto-Protokoll abgeschwächt. Aufgrund der ausverhandelten Möglichkeit, die Bewirtschaftung der Wälder auf die Erreichung der Klimaschutzziele anzurechnen, werden anstelle der vorgesehenen 5,2 % CO2-Reduktion nur etwa 2% Emissionsminderung tatsächlich übrig bleiben.
"In Wien schreitet die Umsetzung des Klimaschutzprogramms hingegen zügig voran", betont die Wiener Klimaschutzkoordinatorin Christine Fohler-Norek. Mit dem Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (KliP Wien) wurde ein ehrgeiziges, aber realistisches Maßnahmenprogramm geschaffen. Die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderer Treibhausgase in Wien sollen bis zum Jahr 2010 deutlich reduziert werden. Und zwar um 14 % gegenüber dem Wert für 1990 (Basiswert Kyoto). Das bedeutet eine Absenkung von 8,5 Mio. Tonnen (1990) auf 7,3 Mio. Tonnen (2010). Zusätzlich dazu soll noch eine erhebliche Verminderung anderer Treibhausgasemissionen erreicht werden.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, ist in Wien bisher schon viel Positives geschehen. Einige wichtige Beispiele sind:

Umweltstandards in der Wohnbauförderung
Die Einhaltung ökologischer Standards ist in Wien Voraussetzung, um überhaupt Förderungsmittel der Stadt zu bekommen. Daher haben alle geförderten Projekte Niedrigenergiehausstandard. Dies bedeutet, dass im Vergleich zum Wohnbau bis Mitte der 90iger Jahre etwa 40 % des Energiebedarfs für Raumwärme eingespart werden. Aber auch der Einsatz von innovativen Umwelttechnologien in Wohnprojekten, die früher nur im experimentellen Wohnbau zum Einsatz kamen, hat sich enorm erhöht. Abluft- und Abwasserrückgewinnung, Wärmepumpen, Solaranlagen, Brauchwassersysteme, Klimafassaden, Wasserzähler und Dachgärten etc. sind immer häufiger Bestandteil der eingereichten Projekte. Seit 1999 dürfen darüber hinaus im geförderten Wohnbau keine Baustoffe mit klimaschädlichen Chemikalien eingesetzt werden. Im Jahr 2000 wurden ca. 2 Milliarden Schilling (€ 150 Mio) Wohnbauförderungsmittel ausgeschüttet.

Thermisch-energetische Wohnhaussanierung
Seit März 2000 ist die thermisch-energetische Wohnhaussanierung "Thewosan" in Kraft. Mit einer Milliarde Schilling (€ 72,67 Mio) hat die Stadt Wien bis zum 1. Juli 2001 diese Sanierungen bereits gefördert bzw. die Förderung zugesagt. 198 Wohnbauten mit insgesamt 28.546 Wohnungen wurden und werden dadurch von "Energiefressern" zu energiesparenden Wohnbauten. Die Gesamtbaukosten dieser Sanierungen betragen 3,6 Milliarden Schilling (€ 260 Mio), der Beschäftigungs-Effekt liegt bei etwa 5.500 Personen. Thewosan-sanierte Häuser haben durchschnittlich nur mehr den 1,25fachen Heizwärmebedarf eines Niedrigenergiehauses. Die gesetzten Maßnahmen reichen von Wärmedämpfungsfassaden über die Dämmung der obersten Geschossdecke und der Kellerdecken über den Einbau von Wärmeschutzfenstern bis zum Austausch von Heizsystemen.

Klimarelevante Maßnahmen in der Stadtverwaltung
Auch innerhalb der Stadtverwaltung wurden bereits zahlreiche Klimaschutz-Maßnahmen realisiert. Beispiele sind etwa Energieeffizienzmaßnahmen in städtischen Gebäuden und bei der öffentlichen Beleuchtung, die Einführung von Umweltmanagementsystemen im Bereich des Magistrats (Projekt PUMA) und des Krankenanstaltenverbundes, die Erarbeitung von Grundlagen und Kriterienkatalogen für eine umweltgerechte Beschaffung von Liefer-, Dienst- und Bauleistungen durch Einrichtungen der Stadt Wien (Projekt ÖkoKauf Wien), Verzicht auf umweltbelastende Wasch- und Reinigungsmittel in den Wiener Krankenanstalten und Pflegeheimen, Routenoptimierung, Schulungsmaßnahmen und Einsatz energiesparender Fahrzeuge im Fuhrpark der MA 48, die Installation von Hackschnitzelheizungen in Gebäuden der MA 49 sowie der vermehrte Einsatz von Lebensmitteln aus kontrolliert biologischem Anbau in städtischen Einrichtungen.

Weiterer Ausbau des öffentlichen Verkehrs
Wien ist hinsichtlich des öffentlichen Verkehrs im Vergleich mit anderen österreichischen Städten absoluter Spitzenreiter und liegt auch international im Spitzenfeld. Im vergangenen Jahr konnten die Wiener Linien einen neuen Fahrgastrekord verbuchen: Auf den insgesamt 117 U-Bahn-, Straßenbahn- und Autobuslinien waren 724,9 Millionen Fahrgäste unterwegs. Und es wird weiterhin laufend in den öffentlichen Verkehr investiert allein im Jahr 2000 waren es ATS 3,75Mrd. (€ 272,6 Mio). Die wichtigsten Projekte zur Hebung der Qualität der Verkehrsleistungen für die Fahrgäste der Wiener Linien waren bzw. sind: Weiterer Ausbau der U-Bahn, Modernisierung des Fuhrparks, Einbau von Aufzügen, Ankauf von Niederflurstraßenbahnen (ULFs) und Niederflurbussen sowie Beschleunigungs- und Bevorrangungsmaßnahmen.

Konsequenter Ausbau des Fernwärmenetzes
Eines der Ziele aus dem Klimaschutzprogramm der Stadt Wien ist der konsequente Ausbau des Fernwärmenetzes. So wurde z.B. im Jahr 2000 das Primärnetz um 11,5 km und das Sekundärnetz um 18,9 km erweitert. Die mit Fernwärme versorgten Wohnungen machen mittlerweile rund 14 km2 Wohnfläche aus. Diese Fläche entspricht der Gesamtfläche der Wiener Bezirke 3,4,5,6 und 7. Derzeit wird eine neue Fernwärme-Haupttransportleitung unter der Donau errichtet. Sie wird den Versorgungsring zwischen dem Kraftwerk Simmering und dem neuen Kraftwerksblock Donaustadt schließen und die 100%ige Abwärmenutzung aus diesem Kraftwerksblock ermöglichen.
Mit dem Einsatz der Fernwärme können jährlich rund 340.000 t Heizöl extra leicht oder 351 Mio. m3 Erdgas eingespart werden. Für die Fernwärme ergibt sich ein spezifischer Primärenergieeinsatz von ca. 0,5 kWh je kWh Endenergie. Die Verringerung des Primärenergieeinsatzes bewirkt eine Reduktion der CO2 Emissionen gegenüber Ölbetrieb von über 1 Mio.t. Das entspricht etwa 12 % des Wiener CO2 -Ausstoßes.

ÖkoBusinessPlan Wien
Der "ÖkoBusinessPlan Wien" ist seit Ende 1998 das Umweltservicepaket für die Wiener Wirtschaft und bringt mit fünf maßgeschneiderte Beratungsprogrammen ("EMAS", "ISO 14.001", "Ökoprofit", "Betriebe im Klimabündnis" und "Umweltzeichen Tourismus") die Wiener Unternehmen auf Umweltkurs. Bis zum Jahr 2002 sollen rund 300 Wiener Betriebe eines der fünf Umweltprogramme absolviert haben. Im Jahr 1999 wurden 56, im Jahr 2000 sogar 104 Betriebe ausgezeichnet. Über 8.000 t CO2, rd. 17.000 kWh Energie, etwa 70.000 t Abfälle und ca. 1,5 Mio. Transportkilometer konnten bisher von den Wiener Betrieben mit dem ÖkoBusinessPlan eingespart werden.

Vorbildliches Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz
Auch das Ende Juni vom Wiener Landtag beschlossene Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz bedeutet einen wesentlichen Schritt für den Klimaschutz. Es beinhaltet nämlich unter anderem Regelungen für den Schutz und Ausbau von Kraft- Wärmekoppelungsanlagen, Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern (sogenannten "Ökoanlagen") und Kleinwasserkraft. Besonders erwähnenswert ist die "Ökostrom"- Förderung: Strom aus den bereits erwähnten "Ökoanlagen" muss vom Netzbetreiber ohne Obergrenze zu geförderten Bedingungen (vom Landeshauptmann festgelegte Einspeisetarife) bezogen werden. Schließlich sieht das Gesetz vor, dass Stromhändler, die Endverbraucher beliefern, auf der Stromrechnung den Anteil der verschiedenen Primärenergieträger angeben müssen.