Wissenschaft, Technik und Bildung
der Woche vom 13. 07. bis 19. 07. 2002

   
Gehrer: Bildung sichert Arbeitsplatzchancen unserer Jugendlichen
Österreichs Jugendarbeitslosigkeit zweitniedrigste im EU-Vergleich – Polytechnische Schule bewährt sich
Wien (bmuk) - Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt Ende Juli um 279 (-3,1%) unter dem Wert des Vorjahres. Österreich hat hinter den Niederlanden die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit im EU-Vergleich (6,8%), Deutschland liegt auf Platz 6 (10%), Finnland auf Platz 9 (21,3%).
„Gründe für die niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Österreich liegen in der Ausweitung der Ausbildungsplätze an den berufsbildenden Schulen und bei der Wirtschaft, die die Aufgabe der Lehrlingsausbildung ernst nimmt,“ erklärte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. Die Reform der Polytechnischen Schule, aber auch weitere Maßnahmen im schulischen Bereich wie die Schaffung der Möglichkeit, den Pflichtschulabschluss nachzuholen, zeigen positive Auswirkungen.
Nach einer 1998 in Kraft getretenen Novelle zum Schulunterrichtsgesetz haben Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr die Möglichkeit, einen Pflichtschulabschluss in einem freiwilligen 10. oder 11. Schuljahr nachzuholen. 4.500 Jugendliche haben diese bereits erfolgreich genützt. „Die Möglichkeit, den Pflichtschulabschluss nachzuholen hat sich bewährt und soll im Herbst im Rahmen der Schulgesetzesnovelle verlängert werden,“ erklärte Gehrer. Zudem erfreut sich auch das Nachholen des Hauptschulabschlusses im Rahmen der Erwachsenenbildung zunehmender Beliebtheit. Die Anzahl der Personen, die diese vom Bildungsministerium geförderten Chance zur Weiterbildung ergriffen, stieg von 600 im Schuljahr 2000/01 auf 700 im Schuljahr 2001/02.
19.750 Schülerinnen und Schüler besuchten im Schuljahr 2001/02 die Polytechnische Schule, das sind rund 20% des Jahrganges. 1997 hatte Bildungsministerin Gehrer die Polytechnischen Lehrgänge grundlegend reformiert und zur Polytechnischen Schule ausgebaut. So wurden unter anderem mehr praxisorientierte Fachbereiche und berufspraktische Wochen in Betrieben eingeführt und ein Schwerpunkt auf Berufsorientierung gelegt. Die Evaluierung der Polytechnischen Schule ergab folgendes positive Gesamtbild: Die Schülerzahlen stiegen zwischen 1994 und 2000 um 14,3% an. 90,5% aller Schülerinnen und Schüler an der Polytechnischen Schule haben noch vor Schulabschluss eine Lehrstelle oder einen Platz in einer weiterführenden Schule. „Es zeigt sich, dass die Lehrerinnen und Lehrer der Polytechnischen Schulen sehr gute Arbeit leisten und der Aufgabe der Berufsvorbereitung der Schülerinnen und Schüler sehr gut nachkommen“, so Gehrer. Für gute Absolventen der Polytechnischen Schule gibt es die Möglichkeit, in der Fachschule in die 2. Klasse einzusteigen.
Bei den Berufsbildenden Schulen hat Bildungsministerin Gehrer die Zahl der Ausbildungsplätze kontinuierlich angehoben. Im Schuljahr 1995/96 wurden rund 33.000 Schülerinnen und Schüler in die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen aufgenommen, 2001/02 waren es rund 50.000. 8.000 Schülerinnen und Schüler wurden darüber hinaus in den Schulen für Berufstätige (inklusive Kollegs) ausgebildet.

 
Erfolgreicher Kampf dem Dieselruss
Leoben (idw) - Mit der Verhinderung der durch Diesel-Fahrzeuge verursachten Staubbelastung beschäftigt sich das österreichische Christian-Doppler-Labor für Rechnergestützte Angewandte Thermofluiddynamik an der Montanuniversität Leoben.
Die EU unterstützt die Forschung.
Wie jüngste Untersuchungen der Luftgüte in der steirischen Hauptstadt Graz gezeigt haben, sind Emissionen aus Diesel-Fahrzeugen die Hauptbestandteile von Feinstaub in der Luft. Der Verminderung des Dieselrusses hat sich das Christian-Doppler-Labor für Rechnergestützte Angewandte Thermofluiddynamik an der österreichischen Montanuniversität Leoben verschrieben.
Die von der EU unterstützten Forschungen gelten der Entwicklung von Partikelfiltern in Dieselmotoren. Ziel ist es, so Laborleiter Professor Wilhelm Brandstätter, "dass die Abgassysteme von Dieselmotoren die neuen strengen EU-Richtlinien 'Euro IV' erfüllen, die ab 2005 gelten werden". Der Leobener Wissenschaftler gibt sich optimistisch, "denn die heute verfügbaren Partikelfilter schaffen es bereits, mindestens 99 Prozent der im Dieselruss enthaltenen Feinpartikel zu filtern".
Neue am Leobener Labor entwickelte Berechnungsverfahren gestatten es ferner, die im Inneren des Filtermaterials ablaufenden physikalischen Prozesse detailgenau zu studieren. Derzeit am Markt befindliche Partikelfilter sind zwar ebenso wirkungsvoll, aber sehr teuer. Mit Hilfe von Computersimulationen sollen nun neue Materialien gefunden werden, die einen ähnlich herausragenden Filtereffekt zu wesentlich geringeren Kosten bieten.

Europaweite Forschungsprojekte
Die Ergebnisse der beinahe abgeschlossenen Forschungen stützen sich auf europaweite wissenschaftliche Bemühungen, die im Rahmen des EU-Clusters DEXA (Diesel Exhaust Aftertreatment) geleistet wurden. Acht industrielle Partner, vier Forschungseinrichtungen sowie drei Universitäten arbeiten in diesem Cluster zusammen.
Professor Brandstätter denkt mit seinem Team bereits über die kommende strenge Abgas-Richtlinie hinaus. Sein Labor ist auch an dem Projekt IMITEC" (Integrated Material and Information Technologies for Novel Emission Control Systems) beteiligt, bei dem die Leobener an der nächsten Generation von Abgassensoren und der dazu gehörigen Software für die Motorsteuerung forschen. Weitere Partner sind "Aerosol and Particle Technology Laboratory" (Griechenland), AVL List GmbH (Graz), Robert Bosch GmbH (Deutschland), Johnson Matthey PLC (England) und Centro Ricerche Fiat (Italien).
Die EU finanziert die Forschungsarbeiten mit 4,4 Millionen Euro, wobei sich der Förderungsanteil für das Leobener CD-Labor auf rund 1,3 Millionen Euro beläuft.

 
Gehrer: Informatik-Unterricht an Schulen unerlässlich
Bildungsmonitoring 2002 bestätigt Richtigkeit der Schulgesetzesnovelle im Herbst
Wien (bmuk) - Ingesamt 91% der Befragten sind der Meinung, dass Schule technische Fertigkeiten im Umgang mit den neuen Technologien vermitteln muss. Fast 90% sind für den Einsatz von Computern im Unterricht und ebenso viele vertreten die Meinung, dass der sinnvolle und verantwortungsbewusste Umgang mit den neuen Technologien in der Schule gelehrt werden muss.
Praktisch niemand erachtet die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit den neuen Technologien für eher vernachlässigbar. Auch ältere Personen und Personen ohne höheren Abschluss liegen bei ihren Wichtigkeitseinschätzungen im Gesamtschnitt. Das ergab eine im Rahmen des Bildungsmonitorings 2002 durchgeführte Befragung unter 2000 Österreicherinnen und Österreichern.
Die neuen Technologien bieten vielfältige Möglichkeiten zur Anwendung der Kulturtechniken Lesen, Rechnen und Schreiben. Sie sind als Unterrichtsmittel aus den Schulen nicht mehr wegzudenken. Dieser neuen Herausforderung wird mit einer Gesetzesnovelle Rechnung getragen. Mit dieser Novelle, die im Herbst im Parlament beschlossen werden soll, wird das Unterrichtsfach „Informations- und Kommunikationstechnologie“ in der 5. Schulstufe (1. Klasse Hauptschule, 1. Klasse Gymnasium) verankert. Damit wird die Grundlage geschaffen, dass der Computer in allen Fächern im Unterricht verwendet wird. „Mit dieser Novelle wird der Gebrauch des Computers an den Schulen frühzeitig verbindlich. Das Bildungsmonitoring zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Ich erwarte mir daher, dass die Opposition der Novelle im Herbst zustimmen wird“, erklärte Gehrer.
Die Österreichischen Schulen liegen bei der Ausstattung mit neuen Technologien im Spitzenfeld der EU-Länder. 92% aller Schulen in Österreich und 100% aller Bundesschulen haben die notwendigen technischen Einrichtungen und sind mit dem Internet vernetzt. Den Schülerinnen und Schülern stehen an den Schulen 130.000 Computer zur Verfügung, österreichweit gibt es darüber hinaus rund 100 Notebookklassen. „Im Rahmen der eFit-Initiative wird die technische Ausstattung weiter verbessert, und auch im inhaltlichen Bereich bei der Content-Entwicklung werden Akzente gesetzt. Ziel ist, dass die neuen Technologien selbstverständlich im Unterricht eingebunden werden,“ so Gehrer abschließend.

 
Steiermark setzt auf Medienkompetenzzentrum
Nun soll ein "Medien-Cluster" entstehen
Graz (lk) - Die Steiermark will mittelfristig zu einem Medienkompetenzzentrum im südosteuropäischen Raum werden. Dieses Vorhaben in der Art eines „Medien-Clusters“, der sowohl die wirtschaftlichen und kreativen Kräfte bündelt als auch neue Ausbildungswege im Medienbereich anbietet, stand im Mittelpunkt einer von Landeshauptmann Waltraud Klasnic initiierten Medienenquete in der Grazer Burg.
Ein Studiengang an der Fachhochschule Joanneum, der eine spezielle Journalistenausbildung anbieten wird, steht vor der Genehmigung, ein universitärer Post-Graduate-Lehrgang für angehende Manager könnte bereits im kommenden Jahr eingerichtet werden. Für LH Klasnic stehen diese Entwicklungen in einem engen Zusammenhang mit den Bestrebungen, die Steiermark als Zukunftsregion gemeinsam mit den Nachbarländern Ungarn, Kroatien, Slowenien und Oberitalien zu etablieren.
Präsentiert wurde die von den Grazer Wissenschaftern Wolfgang Mantl (Institut für öffentliches Recht) und Gerald Schöpfer (Leiter des Medienkundlichen Lehrganges) sowie dem Wiener Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM) erstellte „Medienstudie Steiermark“. Das Kompendium ist eine umfassende Bestandaufnahme des Medienstandortes Graz und Steiermark unter verschiedenen Perspektiven. So wird die Medienentwicklung im Bundesland ebenso dargestellt wie die aktuelle Medienszene und die Situation der Journalisten im Bundesland.
Bei einer Diskussion am Vorabend der Präsentation meinten in Wien tätige „Mediensteirer“ – darunter Gerhard Draxler (ORF), Michael Fleischhacker (Die Presse), Hans Winkler (Kleine Zeitung), Gerfried Sperl (Der Standard), Ernst Trost (Kronenzeitung) und Liselotte Palme (profil) - übereinstimmend, der wirtschaftlichen Krise am Medienmarkt müsse durch mehr Kreativität und Qualität begegnet werden. Das Einsparungspotenzial vor allem im personellen Bereich sei hingegen weitgehend ausgereizt. Zuvor diagnostizierte der Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Gernot Sittner, in einem Ausblick zur Zukunft der Zeitung, das Produkt als solches sei nicht gefährdet, wohl aber seine einst starke Positionierung in der Medienlandschaft. (Die Medienstudie Steiermark ist im Internet abrufbar unter www.landeshauptmann.steiermark.at)