Der Lebensraum für die Kfz-Branche wird immer kleiner  

erstellt am
05. 08. 03

St. Pölten (nöwpd) - Mit der neuen Gruppenfreistellungsverordnung (GVO 1400/2002) tritt in der EU ab 1. Oktober 2003 für Kfz-Betriebe eine neue "Verfassung" in Kraft. "Es gibt neue Spielregeln, die Händler werden beweglicher", sagt Kommerzialrat Sepp Schirak, Spartenobmann des Handels in Niederösterreich und Bundesgremial-Vize des Fahrzeughandels, im Gespräch mit dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Es sei zwar nicht so, dass in der Kfz-Branche kein Stein auf dem anderen bleiben werde, "es gibt aber erhebliche Umwälzungen". So wird ein Händler künftig mehrere Automarken anbieten dürfen, wenn er die entsprechenden Standards erfüllt. Neu ist auch die Trennung von Verkauf und Kundendienst. Das bedeutet, dass ein Händler nicht automatisch auch eine Werkstätte betreiben muss.

"Die EU will mehr Wettbewerb," so Schirak. Dieser werde vielleicht bei den Volumensmarken, von denen große Stückzahlen auf dem Markt sind, größer werden, "aber das wird nur in den Ballungszentren eine Rolle spielen". In der Trennung von Verkauf und Werkstatt sieht Autohändler Schirak nicht unbedingt einen Vorteil für die Konsumenten. Denn bisher sei so manche Dienstleistung der Werkstatt über den Neuwagenverkauf gesponsert worden. "Für gute Kunden hat man die Garantiezeiten etwas verlängert und manche Reparatur in Kulanz erledigt. Das wird künftig dort, wo Verkauf und Werkstatt getrennt agieren, wegfallen."

Trotz der Liberalisierung schrumpft der Lebensraum für die rund 600 Markenhändler und die etwa 1.100 Kfz-Mechaniker in Niederösterreich, meint Schirak. Neben den Auflagen der Hersteller mit zunehmend größeren "High-Tech-Paketen" in den Autos drücken auch längere Serviceintervalle auf Kosten und Auslastung der Betriebe. Bei den "Volumensmarken" brauche ein Händler heute schon 500 bis 800 Autokunden pro Jahr, im Premium-Segment der Nobel-Marken liege die kritische Größe bei 300 verkauften Stück. Viele Händler steigen aus, werden Sub-Händler oder agieren als freie Werkstätte. "Für Marken wie Opel oder Ford hat es vor 20 Jahren in Niederösterreich noch 150 Händler gegeben, heute sind es vielleicht 50", zeichnet der Branchenexperte ein Bild, wie es aus vielen anderen Wirtschaftsbereichen bereits bekannt ist: "Große Betriebe werden sich halten und größer werden, kleine Händler und Werkstätten werden in Nischen agieren können, die Betriebe in der Mitte werden zunehmend Probleme bekommen." (au) http://wko.at/wknoe/handel
     
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