Wirtschaftspolitik  

erstellt am
15. 08. 03

 Gusenbauer hat Verständnis für »grünes Hick«
Steuersenkung bleibt für SPÖ auf politischer Tagesordnung - In der Regierung geht Nabelschau weiter
Wien (sk) - Die Forderung nach einer massiven Steuersenkung für die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen ab dem 1. 1. 2004 bleibt für die SPÖ auch nach der Sondersitzung des Nationalrats auf der politischen Tagesordnung, kündigte SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Donnerstag (14. 08.) an. "Nachdem sich FPÖ und ÖVP in der Sondersitzung weiterhin zum Nichtstun entschlossen haben und versucht haben, die Probleme des Wirtschaftsstandortes Österreich wegzureden, bleibt es Aufgabe der SPÖ, durch eine Steuersenkung für eine Konjunkturbelebung zu sorgen", unterstrich Gusenbauer in einer Pressekonferenz. Dass es ein Hick-Hack zwischen SPÖ und Grünen gebe, wies Gusenbauer auf eine entsprechende Frage hin zurück. Es gebe höchstens ein Hick - ausgehend von den Grünen -, für das Gusenbauer allerdings Verständnis zeigte: Es gebe in den Reihen der Grünen eben einige, "die während der Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP ganz berauscht waren von der Vorstellung baldiger Ministerämter und die dann aus allen Wolken gefallen sind, als es nicht zu einer schwarz-grünen Regierung kam. Sie träumen nun von einem fliegenden Wechsel und engagieren sich eifrig als Helfershelfer der ÖVP."

Gusenbauer verwies auf zwei Anträge, die die SPÖ in Sachen Steuerreform im Parlament eingebracht hat und über die noch nicht abgestimmt wurde. Mit einem dieser Anträge wurde die Einberufung eines Runden Tisches im Rahmen einer parlamentarischen Enquete unter Einbeziehung von Experten und Regierungsmitgliedern gefordert, mit dem Ziel, gemeinsam eine Steuerreform zu erarbeiten. Daneben hat die SPÖ bereits einen fix ausformulierten Gesetzesentwurf für eine große Steuerreform eingebracht, der nun im Finanzausschuss behandelt werden muss. Damit, so Gusenbauer, setze die SPÖ ihre Rolle als konstruktive Oppositionspartei fort. Die SPÖ mache damit die Arbeit, die eigentlich die Regierung machen müsste, nämlich konkrete Konzepte gegen die Wirtschaftskrise vorzulegen und engagiert der Konjunkturflaute entgegenzusteuern. "Die SPÖ ist somit die einzige Partei, die ihre wirtschaftspolitische Verantwortung wahrnimmt", stellte Gusenbauer fest.

In der Regierung gehe nach der Sondersitzung die Nabelschau weiter. "In der FPÖ setzt sich das Durcheinander fort", stellte Gusenbauer fest: "Prinzhorn ist für ein Vorziehen der Steuerreform, Haupt ist dagegen, der Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender Salzburg gratuliert der ÖVP, dass es keine Steuerreform gibt, der RFW Tirol und Niederösterreich kritisieren, dass die FPÖ dem SPÖ-Antrag auf Vorziehung der Entlastung nicht zugestimmt hat", fasste der SPÖ-Chef zusammen.

Die ÖVP und der Bundeskanzler wiederum ergingen sich in einem "hohlen Triumpfgehabe" und setzen ihre Politik der gebrochen Wahlversprechen fort, so Gusenbauer. Die ÖVP habe im Wahlkampf versprochen, dass kein Euro aus dem Budget für die Abfangjäger ausgegeben wird, dass es zweitens zu keiner Anhebung des Pensionsantrittsalters bei langer Versicherungsdauer kommt und dass es drittens zu einer großen Steuerentlastung per 1. 1. 2004 kommt. Alle drei Wahlversprechen habe Wolfgang Schüssel gebrochen.

Aus Sicht des SPÖ-Chefs war die Sondersitzung daher außerordentlich wichtig, um der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, wie die Regierung ihre Wahlversprechen bricht und keine Initiativen zur Ankurbelung der Wirtschaft setzt. Über den Unmut einzelner Abgeordneter über die Urlaubsunterbrechung zeigte sich Gusenbauer "sehr erstaunt". In der österreichischen Öffentlichkeit verstehe niemand, dass die Abgeordneten glauben, sie hätten zwei Monate Urlaub, während der Großteil der Österreicherinnen und Österreicher sich mit fünf Wochen Urlaub im Jahr begnügen müssen, so Gusenbauer.

 

 Lopatka: Gusenbauer allein zuhaus
SPÖ biedert sich an Blaue an, spottet über Grüne und polemisiert gegen ÖVP
Wien (övp-pk) - "Es wird immer einsamer rund um SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer", sagte ÖVP-Generalsekretär Abg.z.NR Dr. Reinhold Lopatka am Donnerstag (14. 08.). Mit seinen kläglichen Versuchen, durch eine "Spargel-Koalition" mit Jörg Haider einen Keil in die Regierung zu treiben, habe er das Gegenteil von dem erreicht, was er bezweckt habe: "Nicht nur die Grünen fühlen sich - wie Eva Glawischnig heute im Interview mit der Tageszeitung 'Die Presse' zum Ausdruck bringt - vor den Kopf gestoßen, auch in der SPÖ regt sich Unmut über den Parteivorsitzenden", sagte Lopatka.

Dies habe sich auch bei der Sondersitzung des Nationalrates vergangenen Dienstag gezeigt, als einige SPÖ-Abgeordnete die Kritik des Grünen-Vorsitzenden Alexander Van der Bellen am Anbiedern Gusenbauers an Jörg Haider demonstrativ mit lang anhaltendem Applaus gewürdigt hätten - darunter unter anderem auch SPÖ-Vizechef Heinz Fischer. "Da hilft auch kein noch so beharrliches Leugnen von Gusenbauer und seinem Adlatus Josef Cap: Durch die Partei geht ein tiefer Riss", stellte der ÖVP-Generalsekretär fest.

Da helfe es auch nichts, wenn der SPÖ-Chef sich heute über die Kritik der Grünen an seinem Kurs lustig mache. "Die Grünen haben nach den Nationalratswahlen ihre Verantwortung wahrgenommen und sind in Koalitionsverhandlungen eingetreten und haben damit nichts anderes gemacht als auch die SPÖ gemacht", sagte Lopatka. Gerade Gusenbauer müsse sich die Kritik an seinem erfolglosen Störversuch durch den plumpen Annäherungsversuch an Haider gefallen lassen - "nach der Regierungsbildung im Jahr 2000 war er schließlich einer derjenigen, die am lautesten gegen eine 'Allianz mit der Haider-FPÖ' gewettert hat".

Der SPÖ-Weg führe immer tiefer in eine Sackgasse, aus der man so schnell nicht wieder herausfinden werde. Mit Fundamentalopposition und ohne eigene Konzepte und Ideen sei mit der SPÖ kein Staat zu machen, konstatierte Lopatka, und auch ihr Zick-Zack-Kurs in Sach- und auch in ideologischen Fragen sei nicht mehr nachzuvollziehen. Die Grünen werden verspottet, was Gusenbauer mit den Blauen wolle, wird immer unklarer, und gegen die ÖVP wird wüst polemisiert - Gusenbauer steht mit und in seiner zerstrittenen SPÖ bald alleine da", so der ÖVP-Generalsekretär abschließend.
 
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