EU: Vorerst kein verbilligtes Interventionsgetreide für dürregeschädigte Betriebe  

erstellt am
19. 08. 03

Kommission bewilligte nur normale Binnenmarktauschreibung
Brüssel/Wien (aiz.info) - Für von der Dürre geschädigte österreichische Betriebe wird es vorerst kein verbilligtes Futtergetreide aus Interventionslagern geben. Der für den Getreidebereich zuständige EU-Verwaltungsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag (14. 08.) in Brüssel keine entsprechende Maßnahme beschlossen, obwohl diese Forderung mehrfach von österreichischer Seite in diesen Ausschuss eingebracht wurde, um der aktuellen Futterknappheit entgegenzuwirken. Stattdessen hat die EU-Kommission für die Binnenmarktversorgung rund 1,36 Mio. t Getreide aus der Intervention zur Ausschreibung freigegeben. Gleichzeitig wurde unter dem Aspekt der Dürrehilfe beschlossen, Prämienauszahlungen vorzuziehen. Diese Maßnahme dürfte in anderen EU-Ländern eher auf Gegenliebe stoßen als in Österreich, wo die Prämienzahlungen ohnehin früher abgewickelt werden.
Konkret hat der Verwaltungsausschuss am Donnerstag im Rahmen einer normalen Binnenmarktausschreibung 1,356.500 t Interventionsgetreide (nicht verbilligt) freigegeben. Es handelt sich dabei um 730.000 t Roggen aus Deutschland, 11.600 t Sorghum aus Frankreich sowie um 615.000 t Gerste, wovon der Großteil auf Frankreich (435.000 t) und Deutschland (82.500 t) entfällt. Diese Mengen können bei Bedarf auch zu Futterzwecken verwendet werden. Österreichische Interventionsbestände (sie umfassen etwa 8.000 t Mais, 8.000 Weizen und 4.000 Gerste) wurden im Ausschuss nicht besprochen, die verbilligte Abgabe von Futtergetreide aus diesen Lagern fand vorerst keine Zustimmung. Vonseiten mehrerer Mitgliedsländer wurde die Meinung vertreten, die Binnenmarktausschreibung aus der Intervention sei zu früh erfolgt. Die Kommission wollte aber offenbar den auf Grund der europaweit knappen Ernten erfolgten Anstieg der Getreidepreise einbremsen.

6,6 Mio. t Getreide in Intervention
In den öffentlichen Lagern der EU befinden sich derzeit rund 6,6 Mio. t Getreide. Davon entfallen etwa 1,1 Mio. t auf Weichweizen, 4,7 Mio. t auf Roggen, 790.000 t Gerste 17.000 t Mais und 4.700 t Sorghum.

Dürrehilfe: Prämien um einen Monat früher ausbezahlt
Um den wegen der anhaltenden Rekorddürre geschädigten Landwirten in der EU zu helfen, soll die Auszahlung von Marktordnungsprämien vorgezogen werden, gab die Kommission nach der Sitzung des Verwaltungsausschusses bekannt. Im Rindfleischbereich und bei Schaf- und Ziegenfleisch werden die Anzahlungen auf die Prämien normalerweise ab dem 16.10. (zu Beginn des Haushaltsjahres) ausgezahlt. Mit der nun beschlossenen Maßnahme werden diese Prämien in den am stärksten betroffenen Gebieten ab Anfang September ausgezahlt. Durch den Haushaltsplan 2003 sind die Möglichkeiten auf etwas über EUR 400 Mio. begrenzt.

Die verfügbaren Haushaltsmittel werden auf die betroffenen Mitgliedsstaaten wie folgt aufgeteilt: EUR 87 Mio. für Deutschland, EUR 225 Mio. für Frankreich, EUR 63 Mio. für Italien, EUR 25 Mio. für Portugal und EUR 1,4 Mio. für Luxemburg.

Im Bereich Ackerkulturen werden den Landwirten normalerweise ab dem 16.11. des jeweiligen Jahres bis zu 50% der gesamten Flächenzahlungen für das kommende Wirtschaftsjahr ausgezahlt. Mit der am späten Donnerstag beschlossenen Maßnahme werden die Mitgliedsstaaten diese Zahlungen für das Wirtschaftsjahr 2003/2004 auf den 16.10. vorziehen können. Diese Möglichkeit besteht nur für Landwirte in den von der Trockenheit betroffenen Gebieten. Die Maßnahmen müssen von der Kommission in den kommenden Tagen noch formal verabschiedet werden, teilt der Informationsdienst vwd mit.

Wie es weiter aus der EU-Kommission hieß, haben die Mitgliedsstaaten die Möglichkeit, ihre Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum zu ändern, indem sie vorhandene Maßnahmen ausbauen oder neue zur Wiederherstellung des durch Naturkatastrophen geschädigten land- und forstwirtschaftlichen Produktionspotenzials einführen Die Kommission sei bereit, Änderungen unverzüglich zu prüfen und zu genehmigen, wurde vonseiten der Brüsseler Behörde betont.
     
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