Biosensoren gegen Giftalgen  

erstellt am
19. 08. 03

Weltweite Explosion toxischer Algen in Meeren
Stuttgart (pte) - Mit Hilfe eines neu entwickelten Biosensors sollen gefährliche und hochgiftige Algen auch auf hoher See sofort erkannt werden. Verschiedene deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen haben an der Entwicklung des neuartigen Geräts mitgearbeitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Sensor mit 2,1 Mio. Euro. gefördert. Bisher war nämlich nur der Nachweis von Giften selbst möglich, berichtet die Universität Stuttgart.

"Weltweit nimmt die explosionsartige Vermehrung giftiger Algen zu. Bei sommerlicher Hitze treten die so genannten Algenblüten mit zunehmender Wasserverschmutzung auch in den Badeseen und an den Stränden der Nord- und Ostsee auf", erklärt Franz Brümmer, Zoologe am Biologischen Institut der Universität Stuttgart http://www.uni-stuttgart.de/bio/zoologie . Im Kampf gegen Algen sei neben der Verminderung der Umweltverschmutzung ein Frühwarnsystem besonders wichtig. Unter dem Projektnamen TEPS (Toxizität und Ausbreitung toxischer Eukaryonten-Prokaryonten-Systeme) ist der neue, leicht zu bedienende Mikrochip-Handgerät-Biosensor entwickelt worden. "Derzeit wird er in Feldversuchen getestet, dann soll er als Warngerät an Bord von Fisch- und Muschelkuttern eingesetzt werden", berichtet der Wissenschaftler. In ersten Testläufen am Forschungsschiff Heincke konnte das Algen-Frühwarnsystem erfolgreich eingesetzt werden.

An der Entwicklung waren Wissenschaftler aus sechs Instituten auf Helgoland und Sylt, in Bremerhaven, Jena, Mainz und in Stuttgart beteiligt. Sie untersuchten die genetischen Unterschiede zwischen giftigen und ungiftigen Stämmen, die es bei ein und derselben Algenart geben kann. "Giftige Algen führen bei Kontakt im Wasser zu Hautreizungen. Wenn sie in Muscheln angereichert werden, können sie das Gift sogar in gefährlichen Konzentration speichern, die bei Verzehr zu Atemlähmung oder Gedächtnisverlust führen", erklärt Brümmer. Die Hauptursache für den dramatischen Anstieg der giftigen Algenblüten in den Küstengewässern ist das Überangebot an Nährstoffen, vor allem Stickstoff. "Stickstoff gelangt in Form von Abwässern aus der Industrie und Landwirtschaft über die Flüsse ins Meer. Einige Algenarten bilden dabei stickstoffhaltige Stoffwechselprodukte, die auf Menschen und Säugetiere als Nervengift wirken", so Brümmer. Wie gefährlich toxisch diese Gifte sind, zeigten vorangegangene Versuche. Das bekannteste Algengift Saxitoxin ist tausendmal giftiger als Zyankali.
     
zurück