Industrie: Energiekosten gefährden Wachstum  

erstellt am
26. 08. 03

Wien (PdI) - Die Ökostromregelung führt bereits jetzt zu einer deutlichen Erhöhung der Stromkosten für die Industrie. Durch Energiesteuer und den Emissionshandel drohen weitere Mehrkosten, vor allem für die energieintensive Industrie. Ein Drittel der Industrieunternehmen überlegt einen sofortigen Investitions-Stopp in Österreich, wenn die Energiekosten weiter steigen.

Eine Befragung der Industriellenvereinigung unter 250 österreichischen Industrieunternehmen zeigt erstmals die Betroffenheit der Industrie durch die Belastung des Produktionsfaktors Energie - Energiesteuer, Ökostrom und Emissionshandel in aller Deutlichkeit.

Aus der Befragung geht hervor, dass eine weitere Steigerung der Energiekosten bis zu zehn Prozent bereits dramatische Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort und den "Wachstumsmotor" Industrie hätte:

  • 39 Prozent der betroffenen Unternehmen können durch laufende Investitionen höhere Energiepreise kompensieren
  • 23 Prozent werden ihre derzeitige Produktion in Österreich teilweise ins Ausland verlagern
  • 35 Prozent denken an einen sofortigen Investitions-Stopp in Österreich
  • für drei Prozent bedeuteten höhere Energiekosten bereits das Aus für Ihren Standort in Österreich.

Dramatischer sind die Konsequenzen bei einer Energiepreiserhöhung um bis zu 20 Prozent:

  • 3 Prozent kompensieren durch laufende Investitionen
  • 32 Prozent verlagern ihre Produktion ins Ausland
  • für rund die Hälfte bedeutet dies einen sofortigen Investitions-Stopp in Österreich und
  • für 15 Prozent das Aus für den Standort in Österreich.

Mehrkosten durch Ökostromregelung erstmals belegt Seit dem in Kraft treten der neuen Ökostromregelung kam es für die Industrie durchschnittlich zu einer Erhöhung der Stromkosten um rund acht Prozent. Für rund 45 Prozent aller Industrieunternehmen kam es zu einer Erhöhung des Strompreises um bis zu fünf Prozent, für jedes zehnte Unternehmen verteuerte sich der Strom um 25 Prozent und mehr. Breits vor in Kraft treten der neuen Ökostromregelung lagen Österreichs Stromkosten für industrielle Großkunden im europäischen Vergleich an vierter Stelle. Energiesteuererhöhung droht Die drohende Erhöhung des Energiesteuerdeckels von derzeit 0,35 auf 0,5 Prozent würde eine weitere massive Belastung für die energieintensive Industrie, die 170.000 Personen beschäftigt, bedeuten.

Emissionshandel weiterer Kostenfaktor Neben den bereits beschlossenen Mehrbelastungen durch die Ökostromregelung und die Energiesteuer kommt ab 2005 eine weitere Belastung auf Österreichs energieintensive Industrie zu. Ausgangssituation für Österreich ist die Kyoto Verpflichtung, zur Reduktion von minus 13 Prozent der CO2 Emissionen im Durchrechnungszeitraum 2008 bis 2012, gegenüber den Emissionen von 1990. Im Jahre 2001 wurde in Österreich um sieben Prozent mehr CO2 emittiert als 1990, d.h. die de facto Reduktionserfordernis liegt derzeit bei rund 20 Prozent.

Im Vergleich zum Verkehr, dessen Emissionen von 1990 bis 1999 von 12,3 Mio. Tonnen um 4,3 Mio. Tonnen auf 16,6 Mio. Tonnen signifikant explodiert sind, konnte die Industrie ihren Ausstoß an Emissionen weitgehend konstant halten - von 21,7 Mio. Tonnen 1990 auf 22,5 Mio. Tonnen 1999 stiegen die Emissionen geringfügig. Grund dafür sind die höchsten pro Kopf Umweltschutzausgaben der Österreichischen Industrie in der EU mit 141 EUR pro Kopf und Jahr.

Aus Sicht der befragten Industrieunternehmen wird sich deren Emissionsausstoß in den nächsten Jahren trotz höchster Klimaschutzmaßnahmen wachstumsbedingt voraussichtlich um 3 Mio. Tonnen erhöhen. "Diesem Wachstumserfordernis der Industrie ist bei der anstehenden Vergabe von Emissionszertifikaten bereits dringend Rechnung zu tragen", so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Lorenz Fritz. "Bei Nichtzuteilung dieser zusätzlich erforderlichen Emissionszertifikate droht ein direkter Kapitalabfluss an die Industrie im EU-Ausland in der Größenordnung von 30 - 60 Mio. Euro, ohne das damit der Klimaschutz in Österreich unterstützt wird. Die Europäische Kommission lässt dies auch zu und Länder wie Deutschland, mit denen Österreich wirtschaftlich sehr verflochten ist, werden davon auch Gebrauch machen."

     
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