. . . Fortsetzung

 
     

Salzburgs Landtagspräsident Schreiner erlitt während der Sitzung Herzattacke
Während der Gelöbnisformel zusammengebrochen und trotz sofortiger ärztlicher Hilfe um 9.49 Uhr gestorben
Salzburg (lk) - Die erste Plenarsitzung des Salzburger Landtages in der Herbstsession wurde am Mittwoch, den 26. September, durch den tragischen Tod von Landtagspräsident Univ.-Prof. Dr. Helmut Schreiner überschattet: Während der Verlesung der Gelöbnisformel für die Angelobung der neuen Landtagsabgeordneten Helga Hammerschmied aus Leogang durch Landesamtsdirektor Hofrat Dr. Heinrich Christian Marckhgott brach der im 59. Lebensjahr stehende Landtagspräsident um ca. 9.15 Uhr auf seinem Stuhl zusammen und verstarb laut Notarzt um 9.49 Uhr trotz sofortiger ärztlicher Hilfe, vermutlich an den Folgen einer Herzattacke. Um 10.00 Uhr wurde im Chiemseehof zum ehrenden Angedenken die Trauerfahne aufgezogen, zuvor hatten sich die Landtagsklubs sofort nach Unterbrechung der Sitzung in ihren Räumen in Trauer versammelt, ebenso die langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Schreiners in der Landtagsdirektion. Nach der Geschäftsordnung des Salzburger Landtages gilt diese vom tragischen Ereignis gezeichnete Plenarsitzung als abgebrochen, wenn sie nicht binnen 24 Stunden wieder aufgenommen wird.

Die Sitzung hatte unter dem Vorsitz Helmut Schreiners um 9.00 Uhr begonnen und war eingangs durch eine heftige Auseinandersetzung über einen freiheitlichen Antrag zur Abänderung der Tagesordnung gekennzeichnet. Nachdem der Landtagspräsident dem Abgeordneten Dr. Andreas Schöppl mit dem mehrmaligen Hinweis auf die Geschäftsordnung zwei Ordnungsrufe erteilt und schließlich das Wort entzogen hatte, wurden dieser Antrag mehrheitlich von ÖVP und SPÖ abgelehnt und die Tagesordnung wie vorgesehen abgewickelt. Im Gedenken an dem im Sommer verstorbenen ehemaligen Bundeskanzler, Finanzminister und vormaligen Landeshauptmann Dr. Josef Klaus hielt Dr. Schreiner folgende Würdigung: "Dr. Josef Klaus war von 1949 bis 1961 Landeshauptmann von Salzburg. Sodann gehörte er der österreichischen Bundesregierung an, der er von 1966 bis 1970 als Bundeskanzler vorstand. Sein Wirken im und für das Land Salzburg wurde aus Anlass seines Todes bereits unter verschiedenen Aspekten gewürdigt. Heute beim ersten Zusammentritt des Plenums des Landtages geziemt es sich, darauf hinzuweisen, dass Dr. Josef Klaus wie kaum ein anderer Politiker seine Verantwortung an einer echten Zeitenwende wahrzunehmen hatte: In seine Amtszeit fiel die für die unmittelbare Nachkriegszeit kennzeichnende Sorge um die notwendigsten Existenzvoraussetzungen für die Bevölkerung. In seine Amtszeit fielen aber auch bereits die ersten kräftigen Impulse des Aufstiegs unseres Landes zu einer Spitzenregion in Österreich und darüber hinaus. Damit ist Dr. Josef Klaus zu einer bereits zu seinen Lebzeiten anerkannten Persönlichkeit unserer Landesgeschichte geworden. Namens des Landtages hat das Präsidium an den Kondolenz- und Trauerakten teilgenommen. Wir werden dem großen Landeshauptmann stets ein ehrendes Andenken bewahren."

Die Mitglieder des Salzburger Landtages und der Landesregierung gedachten stehend auch der Opfer der Terroranschläge in den USA, an die Landtagspräsident Schreiner mit folgenden Worten erinnerte: "Am 11. September hat ein bisher beispielloses Attentat in den USA das Leben Tausender Menschen gefordert. Überall auf der Welt hielt man inne und gedachte der Opfer. Auch der Landtag hat an der dazu in Salzburg veranstalteten Trauerkundgebung teilgenommen. Unser Mitfühlen galt und gilt den vielen Menschen, die durch dieses Attentat einen lieben Menschen verloren haben und die gerade das Land Salzburg in der Zeit bis 1955 erfahren hat. Wollen wir nun kurz in Schweigen verharren, um sowohl des Herrn Altbundeskanzlers Dr. Klaus als auch der Terroropfer in den USA zu gedenken."

Als nächsten Tagesordnungspunkt rief der Landtagspräsident zur Angelobung eines neuen Mitgliedes des Landtages auf. Mit Schreiben vom 27. August hatte Landtagsabgeordneter Alfons Schröcker (SPÖ) offiziell mitgeteilt, mit Wirkung vom 25. September sein Mandat zurückzulegen. Die Landeswahlbehörde hat mit Wirksamkeit dieses Tages Frau Helga Hammerschmied aus Leogang in das frei gewordene Mandat berufen. Bevor der Landesamtsdirektor die Gelöbnisformel sprach, erklärte Schreiner zu diesem personellen Wechsel: "Ich möchte dies zum Anlass nehmen, um mich nochmals – wie ich dies auch schriftlich getan habe – bei Landtagsabgeordneten Alfons Schröcker, nunmehr außer Dienst, für die gute Zusammenarbeit im Salzburger Landtag, über alle Parteigrenzen hinweg, sehr herzlich bedanken. Alfons Schröcker war gemeinsam mit dem Abgeordneten Werner Roßmann stets ein engagierter Fürsprecher der Anliegen des Lungaues. Alfons Schröcker war aber über die Bezirksgrenzen hinaus auch nachhaltig im Bereich sozialer Fragen, der Wirtschafts- und Regionalstruktur sowie der Arbeitnehmerschaft engagiert. Ich danke nochmals dem aus eigenem Entschluss aus dem Landtag ausgeschiedenen Lungauer Mandatar für Arbeit, Engagement und Kooperation."

Während der Verlesung der Gelöbnisformel durch den Landesamtsdirektor nahm das tragische Geschehen seinen Lauf, Landtagspräsident Univ.-Prof. Dr. Helmut Schreiner sackte lautlos auf dem Präsidentenstuhl zusammen, und nach einer Schrecksekunde eilten ihm von der Regierungsbank Landesrätin Dr. Maria Haidinger und von der Bank des Klubobmannes Dr. Karl Schnell als Ärzte zu Hilfe. Gleichzeitig wurden ein Notarzt-Team des Roten Kreuzes und Ärzte des benachbarten Krankenhauses der Barmherzigen Brüder zu Hilfe gerufen. Ein Priester vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder erteilte Schreiner die Krankensalbung. Geschockt und in tiefer Trauer verließen die Augenzeugen des tragischen Vorfalls den Plenarsaal des Salzburger Landtages.