Alpbach: Österreich und USA können im Bildungswesen von einander lernen   

erstellt am
02. 09. 03

WKÖ-Landertshammer: »Das Beste aus beiden Welten« - Österreichs Bildungswesen hat viele Stärken, kann aber von unternehmerischer Dynamik in den USA noch lernen
Alpbach (pwk) - Im Rahmen der Alpbach-Gespräche zu "USA-Europa: Clash of Culture" diskutierten im Bildungsworkshop am Freitag österreichische und amerikanische Bildungsexperten wie Lonnie Johnson, CEO der Fulbright Commission, "wer von wem im Bildungsbereich lernen kann".

Michael Landertshammer, Leiter der Bildungspolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Österreich, fasste als Schlussfolgerung zusammen: "Wir können beide von einander lernen, auch wenn der Bildungsbereich in Österreich und den USA vollkommen unterschiedlich gestaltet ist. Österreich stellt mit seiner Berufs- und Lehrlingsausbildung sowie mit seiner geringen Jugendarbeitslosigkeit ein echtes Benchmark dar, an dem sich andere Bildungssysteme orientieren und messen können. Von der USA können wir uns wiederum von der unternehmerischen Dynamik und Marktorientierung des Bildungswesens etwas abschauen. Die US-Universitäten betreiben eine gezielte und strategische Angebotspolitik, engagieren sich massiv in der Weiterbildung und beherbergen mit Abstand die meisten ausländischen Studenten, was auch der Leistungsbilanz zugute kommt."

Ein ähnlicher Ansatz wie in den Vereinigten Staaten - Bildung als freies Gut - wäre für Österreich undenkbar, betont Landertshammer, weist aber darauf hin, dass ein gewisser Paradigmenwandel hin zu einer markt- und bedürfnisorientierten Bildung in Österreich jedoch bereits eingeläutet sei: "Die Autonomie der Universitäten sowie der gesamte Fachhochschulbereich trägt eindeutig Züge einer stärkeren unternehmerischen Orientierung von Bildung."

Dies heiße aber nicht, merkt der Bildungsexperte an, dass Bildungseinrichtungen Firmen sein sollen, sondern dass einige im privaten Sektor erfolgreiche Handlungs- und Organisationsprinzipien übernommen werden können. Die Bildung wird in Österreich traditionell als öffentliche Aufgabe gesehen. Die öffentliche Hand kann und soll auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen.

Die Lösung aus europäischer bzw. österreichischer Sicht sehe Landertshammer daher in einem Staat, der weiterhin in großem Umfang die Verantwortung für Bildung, vor allem in der Erstausbildung, übernimmt. Allerdings werden diese Leistungen nicht selbst erbracht, sondern ausgegliedert an private Träger (FHS) bzw. völlig autonome Körperschaften öffentlichen Rechts (die künftigen Privatunis). Die steuernde Rolle und Qualitätssicherung bliebe erhalten, allerdings müsse der Fokus weg von der Einrichtung verstärkt auf den Lernenden gerichtet werden. Zur Nachfragestärkung müssten allgemeine Instrumente wie Übernahmen von Kosten, Steuererleichterungen, Bildungschecks etc. ausgeweitet werden.
     
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